Mietvertrag für Schießanlage gekündigtPolizei äußert sich zur Hanfplantage in Poll – keine Ermittlungen gegen Schützen

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Die Schießanlage am Hubertusweg in Poll.

Seit rund zehn Jahren wird die Anlage am Hubertusweg in Poll von den Schützen genutzt.

Die Stadt Köln hat einer Kölner Schützenbruderschaft in Poll den Mietvertrag für deren Schießsportanlage gekündigt, unter anderem wegen einer Hanfplantage.

Die Stadt hat den Mietvertrag über die Schießsportanlage am Hubertusweg in Poll mit der St. Sebastianus und Afra Schützenbruderschaft Köln gekündigt. Dafür gibt sie gleich mehrere Gründe an. Zum einen soll die Anlage vermüllt sein, zum anderen hätten Personen gegenüber der Polizei Aussagen getätigt, dass sie dort wohnen würden.

Ermittlungen nicht gegen die Schützenbruderschaft

Eine Untervermietung sei laut Mietvertrag nicht zulässig, schreibt die Stadt in dem Kündigungsschreiben, das dieser Zeitung vorliegt. Auch wird in dem Schreiben erwähnt, dass die Polizei eine „Hanfplantage“ im Keller der Anlage vorgefunden habe. Wegen der „vielfach vorgefallenen Verstöße“ sei die Stadt nicht weiter bereit, den Mietvertrag fortzuführen.

Die Polizei war am 30. Mai dieses Jahres zu einem Einsatz an der Schießanlage am Hubertusweg gerufen worden. Wie ein Polizeisprecher mitteilt, ging es um Streitigkeiten. Vor Ort habe die Polizei zwei Personen angetroffen. Die haben ausgesagt, dort zu wohnen. Die Hanfpflanzen auf dem Gelände der Schützen sind laut Polizei ein Zufallsfund gewesen. Die Ermittlungen richteten sich gegen die beiden Personen, nicht gegen die Schützenbruderschaft, so der Polizeisprecher.

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Afra-Schützen haben Gelände der Poller Schützen übernommen

Seit Oktober 2016 sind die Afra-Schützen Mieter, zuvor waren es die Poller Schützen, die es nicht mehr gibt. Die jetzt erfolgte fristlose Kündigung haben sie zurückgewiesen. Denn ein Kündigungsschreiben per Einschreiben sei ihnen nicht zugestellt worden, sagt Dirk Bachhausen, erster Brudermeister von Deutschlands erster schwul-lesbischer Schützenbruderschaft. 

Ein Rückschein belege, dass die Kündigung die Schützenbruderschaft nie erreicht habe. Wind von der Kündigung bekam die Schützenbruderschaft erst wenig später durch ein weiteres Schreiben der Stadt. 

Kölner Schützen fühlen sich zu Unrecht beschuldigt

Bachhausen nimmt auch zu den Vorwürfen Stellung, spricht in dem Zusammenhang gar von Unterstellung. „Eine Hanfplantage bei uns im Keller? Das ist eine spannende Aussage“, sagt er. Denn weder der Schießstand noch die Nebengebäude seien unterkellert. „Das müsste das Sportamt als Verpächter eigentlich wissen.“

Bachhausen vermutet, dass sich das zuständige Sportamt vermutlich auf die Bunker bezieht. Die befänden sich allerdings hinter der Schießanlage. „Für die waren und sind wir nicht verantwortlich.“ Das Grünflächenamt hätte dort die Fläche in dem Bereich gerodet und die Zugänge zu dem Bunker dadurch erst freigelegt. Wenn sich dort jetzt Personen aufhielten, sei das nicht Aufgabe der Schützen, das zu unterbinden.

Für die Schützen sind die Kündigungsgründe „an den Haaren herbeigezogen“

„Von dem Spielplatz aus kommt man da auf das Gelände“, sagt Bachhausen. Auch vom Schießstand aus kann man zu der Fläche gelangen. Den Schützen aber den Vertrag kündigen zu wollen, weil fremde Personen etwas in einem frei zugänglichem Bunker tun, sei schon sehr an den Haaren herbeigezogen, findet Brudermeister Bachhausen.

Einen Schuh will sich Bachhausen allerdings anziehen. Hinter dem Wohnhaus, in dem zuvor eine ältere Dame gewohnt hat, die mittlerweile verstorben ist, befindet sich Bauschutt. Grund dafür sei die Renovierung des Hauses, die die Schützen aus eigener Tasche bezahlen. „Den Bauschutt haben wir hinter dem Haus gelagert, bis es sich lohnt, einen Container zu bestellen“, sagt Bachhausen und verweist auf die Kosten, die für einen solchen Abtransport anfallen. Ein solcher Container sei aber mittlerweile bestellt, sagt Bachhausen. 

Porzer SPD unterstützt Vorhaben der Stadt Köln

Das Thema Schießsportanlage hat auch die Politik erreicht. In einer Anfrage der SPD in der Bezirksvertretung Porz hat die Verwaltung die Gründe aufgeführt, die zu der Kündigung geführt haben. Für die SPD ist damit das Maß voll. „Schießsportliche Aktivitäten finden dort schon seit Langem nicht mehr statt“, so Fraktionschef Simon Bujanowski. Bereits 2018 seien an der Stützmauer im Eingangsbereich Schäden festgestellt worden, die statisch als bedenklich eingestuft wurden. „Der Vertrag sollte gekündigt werden und zum Jahresende 2021 auslaufen.“

Im Anschluss wollte die Stadt den Schießstand und die Aufbauten niederlegen und in den rechtsrheinischen Grüngürtel integrieren. So sieht es der gültige Landschaftsplan vor. „Als die Afra-Schützenbruderschaft vor rund zehn Jahren den Schießstand von den Poller Schützen übernehmen wollte, haben wir das gerne unterstützt. Leider sind jedoch eine Reihe von Zusagen und Ankündigungen nicht umgesetzt worden“, so Bujanowski.  

SPD-Bezirksvertreterin Bettina Jureck ergänzt: „Mir ist unbegreiflich, warum die Kündigung aufgrund der vielen Mängel und Beschwerden nicht schon zum 31. Dezember 2021 erfolgte.“ Sofern der Mieter die vertraglich zugesicherte Bodensanierung wegen Munitionsresten nicht durchführt, sollte die Stadt dies tun „und dem Mieter die Kosten in Rechnung stellen“, so Jureck. Die Schützen selbst haben der Verwaltung den Vorschlag für einen Ortstermin unterbreitet. Eine Antwort stehe noch aus, sagt Bachhausen. 

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