Serie Köln früher und heuteAls ein Panzer in eine Gaststätte an der Siegburger Straße in Poll fuhr

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Immo Mikloweit zeigt an der heutigen Pension „Südbrücke“, wo einst der belgische Panzer unsanft parkte.

Immo Mikloweit zeigt an der heutigen Pension „Südbrücke“, wo einst der belgische Panzer unsanft parkte.

Im Jahr 1954 ereignete sich etwas Ungewöhnliches in Köln-Poll: Ein Panzer fuhr versehentlich in eine Gaststätte an der Siegburger Straße.

In der Fassade deutet nichts mehr auf den Unfall hin. Aber der Eingang zum Gebäude an der Siegburger Straße 277, wo sich heute die Pension „Südbrücke“ befindet, liegt noch immer an der Giebelseite. Dorthin hatte man ihn verlegt, weil ohnehin eine Menge zu reparieren war. Wie das eben so ist, wenn ein Panzer in eine Gaststätte fährt.

Historiker Immo Mikloweit kennt die wichtigsten Fakten über den kuriosen Crash, der im Jahr 1954 zum Poller Stadtgespräch avancierte und noch lange danach die Stammtisch-Runden anregte. Damals waren noch belgische Streitkräfte in Köln stationiert. Als ein belgischer Panzer auf der Rückfahrt zur Kaserne in Westhoven ein Kettenglied verlor, drehte sich das Gefährt und kam erst zum Stehen, nachdem es die Fassade der Gaststätte an der Siegburger Straße 277 ordentlich ramponiert hatte.

Köln: Panzer fuhr versehentlich in Poller Gaststätte

„Das Panzerrohr lugte über den Tresen“, sagt Immo Mikloweit. Gäste seien zum Glück nicht verletzt worden und geschossen wurde auch nicht. Doch der Schaden an der Fassade war beträchtlich. Der Panzer schlug ein großes Loch in das Mauerwerk, beschädigte ein Fenster und verfehlte die Eingangstür nur knapp. Auf einem Foto begutachten Soldaten und Polizisten ein Bild der Verwüstung. Das Militärfahrzeug hatte die Theke zu diesem Zeitpunkt schon wieder verlassen.

1954: Panzer, nachdem er in die Gaststätte an der Siegburger Straße 277 gefahren ist.

1954: Panzer, nachdem er in die Gaststätte an der Siegburger Straße 277 gefahren ist.

„Da die Eingangstür vollkommen hinüber war, machte man aus der Not eine Tugend und verlegte später die Straßentür zur Seite“, sagt Immo Mikloweit. So waren die – nicht selten betrunkenen – Gäste sicherer vor dem Verkehr auf der Siegburger Straße. Sicher vor fehlgeleiteten Panzern war natürlich auch nach dem Umbau niemand, aber weitere Vorfälle dieser Art sind nicht überliefert.

Die Spuren des Panzer-trifft-Kneipe-Unfalls wurden schnell beseitigt. Doch der Name der Gaststätte, die Ende des 19. Jahrhunderts als Brauerei Abels eröffnet wurde, änderte sich langfristig. Künftig hieß sie nur noch Panzerklause.

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