Neuer Ärger auf Alfred-Schütte-AlleeKölner Ordnungsamt erteilte Obdachlosenverein Parkverbot – zu Unrecht

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Außenansicht des Vereinshauses der Oase an der Alfred-Schütte-Allee

Das Vereinshaus der Oase auf der Alfred-Schütte-Allee.

Weil es sich um eine Fahrradstraße handele, durfte das Team der „Oase“ nicht mehr vor ihrem Vereinshaus parken. Ein Missverständnis, sagt die Stadt jetzt.

Seit über zehn Jahren engagiert sich Claudia Betzing ehrenamtlich bei der „Oase“. Obdachlose Menschen erhalten bei dem Verein Beratungsangebote, Kleidung oder ein warmes Getränk. „Es ist ein Ort, an dem obdachlose Menschen ihre Probleme besprechen und zur Ruhe kommen können“, sagt Betzing.

Probleme hat auch der Verein selbst zur Genüge. Durch den Umbau des Deutzer Hafens muss die Oase ihren Standort auf der Alfred-Schütte-Alle langfristig verlassen.

Unmut wegen Umbauarbeiten auf der Alfred-Schütte-Allee

Seit April ist ein weiteres Problem hinzugekommen: Weil die Alfred-Schütte-Allee als Hotspot der Raser- und Poserszene gilt, plant Verkehrsdezernent Ascan Egerer, dort Mittelinseln und wechselseitige Parkplätze einzurichten, um die Autofahrer zu auszubremsen und so die Situation zu entschärfen. 

Das hatte in der Vergangenheit schon bei den dort ansässigen Schütte-Werken für Unmut gesorgt. „Die Umgestaltung unserer Industriestraße in einen Slalomparcours beeinträchtigt nicht nur unser Werk, sondern behindert die Entwicklung des gesamten Industriegebiets“, schrieb Unternehmenschef Carl Martin Welcker in einem Brief an Henriette Reker. Sicherer werde die Straße dadurch nicht, behauptet er. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ schlug Welcker eine Alternative vor: Statt des Slalomparcours solle die Alfred-Schütte-Allee jeweils ab Freitagabend über das Wochenende in einem Teilabschnitt gesperrt werden, sodass keine Durchfahrt mehr möglich wäre.

„Die Stadtverwaltung setzt den Beschluss des Verkehrsausschusses zur Umgestaltung der Alfred-Schütte-Allee um“, antwortet ein Sprecher der Stadt darauf. Die Sperrung der Straße abends und an den Wochenenden könnte höchstens zusätzlich noch kommen. Ein entsprechender Antrag der Bezirksvertretung Porz werde aktuell von der Verwaltung geprüft. „Das Ergebnis dieser Prüfung wird den politischen Gremien Anfang kommenden Jahres mitgeteilt.“

Betzing: Parkplätze für Kölner Oase wichtig

Doch auch die Kommunikation der Stadt mit der Oase gleicht einem Slalomparcours. Schon im Mai hatte die Stadt die Alfred-Schütte-Allee nämlich zur Fahrradstraße umgewidmet, allerdings mit dem Zusatz „Anlieger frei“. Das bedeutet: Eigentlich dürfen Ehrenamtler und Lieferdienste vor dem Haus der Oase auch weiterhin parken. Dies ist für die Mitarbeiter der Oase wichtig, wie Betzing ausführt: „Bei uns halten Ehrenamtler mit Essenspaketen, Spender mit Kleidern oder Lieferdienste. Allein mit der Straßenbahn ist das nicht machbar.“

Porträtfoto von Claudia Betzing

Claudia Betzing aus dem Vorstand des Obdachlosenvereins Oase in Köln.

Doch: „Das Ordnungsamt hat uns nach dem Umbau zur Fahrradstraße mitgeteilt, dass wir vor unserem Haus nicht mehr Parken oder Halten dürfen – und wir verstehen nicht warum.“

Mindestens einmal täglich würde ein Auto vor der Oase für Erledigungen halten müssen. Doch seitdem das Ordnungsamt das Parken verboten hat, tun sie dies mit dem Risiko ein Knöllchen zu kassieren. „Dabei können wir dieses Verbot überhaupt nicht nachvollziehen.“

Betzing hakte per Mail bei der Stadt nach, was es mit dem Parkverbot auf sich hat. Die Antwort: Seit April sei die Alfred-Schütte-Allee eine Fahrradstraße. „Dies bedeutet, dass Sie als Anlieger die Alfred-Schütte-Allee befahren dürfen. Alle Fahrzeuge außer Fahrräder dürfen dort jedoch nicht halten oder parken“, führt eine städtische Mitarbeiterin Anfang August aus.

Wie kam es zu dem Missverständnis?

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei der Stadt folgt nun die 180-Grad-Wende. Ein Sprecher teilt mit: „Die Fahrradstraße in der Alfred-Schütte-Allee wurde mit Zusatz ‚Anlieger frei‘ beschildert. Das heißt, dass dort gefahren, gehalten und geparkt werden darf.“ Betzing und ihr Verein hatten also recht. Wie kam es dann dazu, dass eine städtische Mitarbeiterin der Oase das Gegenteil erklärt hat? „Es handelt sich offenbar um ein Missverständnis“, antwortet der Sprecher der Stadt. In reinen Fahrradstraßen sind Autos gar nicht zugelassen, dürfen dort deshalb auch nicht Parken. In anliegerfreien Fahrradstraßen sei dies anders. Offenbar hat die städtische Mitarbeiterin diese Regelungen verwechselt. 

Betzing ist trotz des ärgerlichen Missverständnisses vor allem froh, dass das Parkverbot keinen Bestand hat. „Das erleichtert unsere Arbeit extrem.“ Lange kann sie sich allerdings nicht freuen, denn spätestens, wenn die weiteren Umbauarbeiten beginnen, ist das Parken vor der Oase endgültig verboten.

In direkter Nähe sollen dafür zwei Parkbuchten entstehen. Ein entsprechendes Infoblatt habe die Stadt Ende November an die Anwohner der Alfred-Schütte-Allee verteilt. „Das Problem, schwere Gegenstände auszuladen, bleibt dann aber weiterhin bestehen“, zeigt sich Betzing von dem Plan wenig überzeugt. „Doch auch hier hätte ich mir vor allem gewünscht, dass die Stadt direkt auf uns zukommt, um uns das Konzept zu erklären und gemeinsam Lösungen zu finden.“ Denn von dem Infoblatt, sagt Betzing, hätten weder sie noch andere Mitarbeiter der Oase etwas mitbekommen.

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