Keine WM-Partys in Köln-Porz„Wir wollen nicht das unterstützen, was in diesem Land passiert ist“

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Mehrere Fußballspieler konkurrieren während eines Spiels auf einem Rasenplatz um den Ball.

Die Porzer Kicker genießen ihre eigenen Spiele statt die WM gemeinsam zu gucken.

Bei den Porzer Fußballvereinen herrscht noch kein WM-Fieber. Die Klubs sehen die Weltmeisterschaft in Katar kritisch, WM-Partys und Rudelgucken im Vereinsheim wurden vorerst abgesagt.

Rudelgucken im Vereinsheim, Kicktipp-Runden – das hat es beim SV Westhoven-Ensen in der Vergangenheit immer bei einer Fußball-Weltmeisterschaft gegeben. Doch in diesem Jahr, mit der Winter-WM in Katar, ist alles anders. Spielübertragungen per Beamer auf eine Leinwand im Vereinsheim werden abgelehnt, sagt der erste Vorsitzende Christian Vonthron.

„Wir wollen nicht das unterstützen, was in diesem Land passiert ist und wie dort mit Menschen umgegangen wurde.“ Auch beim RSV Urbach war es eine schöne Tradition, im Vereinsheim die Spiele mit mehreren Leuten in der Gemeinschaft zu schauen, sagt Lutz Kornwebel. In diesem Jahr werde diese Tradition nicht fortgeführt, so der Geschäftsführer. Generell sei unter den Mitgliedern kein WM-Fieber zu verspüren.

Fußball-WM 2022 läuft dieses Jahr parallel zur normalen Saison

„Schauen wir mal, ob sich das ändert, wenn es ein Finale mit deutscher Beteiligung gibt“, sagt Kornwebel augenzwinkernd. Aktuell werde eher über die negativen Eindrücke gesprochen, stellt auch Marcus Neunzig, Vorsitzender vom VfL Rheingold 1912 Köln-Poll, fest. „Als Verein verurteilen wir natürlich die Korruption und Vernachlässigung der Menschenrechte, gerade weil wir als Verein durch den Sport die Toleranz und Integration fördern.“

Neunzig bemängelt, dass die Basis „leider keinen Bezug mehr zu den Entscheidern auf höchster Ebene hat, um solche Verfahren zu ändern und Fälle wie Russland und Katar zu verhindern“. Bisher gebe es keinerlei Planungen für gemeinsame WM-Partys oder Rudelgucken auf der Terrasse, wie es bei früheren Turnieren der Fall war, so Neunzig. Schließlich sei der Verein als Amateurverein mit allen Mannschaften noch mitten in der Saison.

Kein Aufruf zum Boykott bei Fußballvereinen in Köln-Porz

Im Gegensatz zu einer regulär im Sommer geplanten WM, wo der Spielbetrieb auch bei den Amateuren ruht. Das Wetter spiele mit Sicherheit auch eine Rolle. Einen Aufruf zum Boykott werde es seitens des Vereins allerdings nicht geben. „Wir halten unsere Mitglieder für mündig genug, selbst diese Entscheidung zu treffen.“ So sehen es die Verantwortlichen auch bei der Sportvereinigung Porz.

„Wir werden nicht zum Boykott aufrufen. Wir sind nicht der Meinung, dass diejenigen, die sich die Spiele anschauen möchten, schlechtere Menschen oder Befürworter der fürchterlichen Arbeitsbedingungen sowie der anderen schlimmen Menschenrechtsverletzungen in Katar sind. Jeder sollte frei entscheiden, wie er es mit dem Zuschauen der WM hält. Und wir werden da keine Vorgaben machen“, betont der Vorsitzende Peter Dicke.

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