SozialarbeitBei Problemen zum „Schulermittler“

Streetworker Thorsten Heck und Leiterin Sabine Grundmann kümmern sich um Jugendliche in Finkenberg.
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Finkenberg – Berater, Vertrauensperson, Anti-Aggressions-Trainer – Thorsten Heck nimmt in seinem Job viele Rollen ein. Seit einem Jahr verstärkt er das Streetworker-Team in Finkenberg und ist dort inzwischen ein bekanntes Gesicht. Dass er in dem Viertel so freundlich aufgenommen wurde, wäre vor einigen Jahren nicht selbstverständlich gewesen. Es habe lange gedauert, bis ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde, schildert Streetwork-Leiterin Sabine Grundmann.
„So ist das überall, wo man mit Menschen arbeitet“, weiß Heck aus Erfahrung. „Mittlerweile haben wir uns hier etabliert, so dass die Menschen von sich aus auf uns zukommen“, ergänzt Grundmann. Inzwischen kämen die Jugendlichen sogar auf Empfehlung in das Büro der Streetworker neben der Offenen Tür (OT) Arche Nova. Vielen bekannt ist der 43-Jährige aus der Fernsehserie „Die Schulermittler“. Über diese Zeit will er aber nicht sprechen. „Die Serie hat nichts mit meiner Funktion als Streetworker zu tun“, sagt Heck bestimmt.
Seine Arbeit erfüllt ihn besonders, wenn er Jugendlichen wieder eine gewisse Orientierung und Halt bieten kann. „Meine persönlichen Highlights sind Momente, in denen man einem Menschen, dessen Leben aus den Fugen geraten ist, wieder auf die Füße hilft“, schildert Heck. Sei es, indem er sie bei der Job- und Wohnungssuche unterstützt oder ihnen hilft, Anträge auszufüllen.
Anlaufstelle bei Problemen jeglicher Art
Sabine Grundmann schätzt, dass täglich rund fünf Jugendliche das Büro der Streetworker besuchen und intensive Beratung benötigen. „Dabei geht es nicht nur um Arbeitsvermittlung und Wohnungsnot, sondern oft auch um Familienprobleme und um alles, was mit Strafen zu tun hat: Unter anderem helfen wir den Jugendlichen, Sozialstunden abzuleisten und Kontakte zur Staatsanwaltschaft zu knüpfen“, erläutert die Diplom-Sozialarbeiterin. Auch Bildung spiele eine große Rolle. So leben in Finkenberg viele Jugendliche und junge Erwachsene, die keinen Schulabschluss besitzen. „In solchen Fällen müssen wir individuell schauen, wie sie an das Schulsystem oder das Jobcenter angebunden werden oder sich an gewisse Arbeitsstrukturen gewöhnen können“, sagt Grundmann.
Eine Herzensangelegenheit der Streetwork-Leiterin ist zudem die Mädchen- und Frauenarbeit. „Es ist auffällig, dass mehr Jungs als Mädchen zu uns kommen“, so Grundmann. „Mädchen beispielsweise aus Albanien, dem Iran oder dem Irak dürfen nicht so oft allein aus dem Haus gehen.“ Aus diesem Grund will sie ihnen in der Einrichtung an der Theodor-Heuss-Straße Freiraum und spezielle Beratung bieten.
„Hier können sie sich ungestört aufhalten und lernen selbstständiger und emanzipierter zu sein.“
Angst vor dem Rotstift
„Viele kommen zu uns, wenn sie sich in Notsituationen befinden. Doch leider melden sich rund 50 Prozent erst dann, wenn sie merken, dass sie das Ende der Fahnenstangen erreicht haben und vor Hartz IV stehen“, schildert Heck. Doch selbst in solchen Notlagen fänden sich immer Auswege.
Auch wenn Finkenberg viele Probleme habe, sei es ein sehr engagierter Stadtteil, der im Umbruch steckt und viel Potenzial besitzt, sagt Heck überzeugt. „Positiv ist vor allem die gute Vernetzung, die hier zwischen den sozialen Einrichtungen besteht: Man spricht miteinander.“
Für die Zukunft wünscht sich Heck, dass bei der sozialen Arbeit in Finkenberg nicht der Rotstift angesetzt wird. „Finkenberg ist nicht stabil genug, um ohne diese Unterstützung auszukommen.“ Grundmann sieht zudem Handlungsbedarf in den Jobcentern. „Dort müsste die Verständigung zwischen den Klienten und den Beamten erleichtert werden.“