Sportler streiten um das richtige Grün

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Porz –  Der große Sportplatz an der Ecke von Humboldtstraße und Königsberger Straße gleicht seit rund einem Jahr einem wilden Acker – Sport kann dort keiner mehr treiben. Hüfthoch wuchert das Unkraut auf dem unebenen Gelände, große Pfützen verwandeln den ehemaligen Aschenplatz nach einem Regenguss in einen Morast. Eigentlich trainieren dort die Leichtathleten des GSV Porz und die Fußballer vom RSV Urbach sowie der Sportvereinigung Porz.

Im Dezember 2017 hat die Stadt die schon länger geplante Sanierung des mit Dioxin belasteten Platzes begonnen. Der giftige Untergrund wurde ausgebaggert und abtransportiert, doch seitdem ruhen die Arbeiten. Zwischen dem GSV Porz und den Fußballvereinen RSV und SpVg ist ein Streit über den neuen Untergrund entbrannt. Die Fußballer wünschen sich einen Kunstrasenplatz. „Der ist pflegeleicht und das ganze Jahr über nutzbar“, sagt Peter Dicke, 1. Vorsitzender der Sportvereinigung. Ein Naturrasenplatz, wie ihn sich die Sportler des GSV wünschen, bedürfe einer besonderen Pflege und sei von Fußballern nur in größeren Abständen zu nutzen. „Unsere Spieler pflügen den Rasen ja regelrecht um, da muss sich das Grün nach einem Spiel erst mal ein paar Tage erholen“, erklärt Dicke. Rund dreimal so hoch seien die Nutzungszeiten eines Kunstrasenplatzes entgegen einem natürlichen Grün, hat der SpVg-Vorsitzende errechnet.

Doch für einige Sportler des GSV ist ein Kunstrasenplatz gar nicht nutzbar. Für die Disziplinen Speerwurf, Diskus und Hammerwerfen ist ein richtiger Rasen unabdingbar. „Ein Speer oder Diskus würde den Kunstrasen kaputt machen“, sagt Friederike Paulsen, Leichtathletik-Trainerin des GSV. Diese möglichen Schäden würde keine Versicherung zahlen. „Also ist ein Kunstrasenplatz für einige unsrer Sportler nicht nutzbar“, so die 34-Jährige. Zur Leichtathletik gehörten neben Laufen und Springen auch die Wurf-Disziplinen. Aktuell kann allerdings gar keine Sportart auf dem Platz an der Humboldtstraße ausgeführt werden.

Auch der benachbarte Aschenplatz – zum Stadtgymnasium hin gelegen – ist für die Sportvereine in der aktuellen Winterzeit im Grunde nicht nutzbar. Die Flutlichtanlage ist defekt und kann in den Abendstunden, wenn der Platz den Sportlern zur Verfügung steht, kein Licht geben. Die Stadt hat auf Nachfrage allerdings mitgeteilt, dass die Rhein-Energie in den kommenden Wochen eine provisorische Trainingsbeleuchtung einrichten will.

Die rund 160 Athleten des GSV trainieren im Winter in der Halle am Schulzentrum in Wahn und die rund 1000 Kicker von SpVg und RSV teilen sich einen Kunstrasenplatz am gemeinsamen Vereinsgelände an der Brucknerstraße. Dort gibt es auch einen Naturrasenplatz, der ist für die Fußballer aber nur ein bis zweimal in der Woche nutzbar. Nach den Meisterschaftsspielen muss das Grün immer erst wieder aufwendig hergerichtet werden.

„Wir haben den Sportlern des GSV angeboten, diesen Rasenplatz zu nutzen“, sagt Lutz Kornwebel, Geschäftsführer des RSV Urbach. Auch Umkleiden, Duschen und Lagerräume für Sportgeräte könne man anbieten. Für Friederike Paulsen ist das keine Alternative. Die gesamte Infrastruktur des GSV mit Vereinsheim, Kraftraum und Toiletten sei eben an der Humboldtstraße. „Fast alle Gelder fließen in den Fußball, warum jetzt nicht mal der Leichtathletik den Vorrang geben“, sagt Paulsen.

Peter Dicke von der Sportvereinigung sieht das natürlich anders. Er verstehe Paulsens Position, aber: „Vielleicht muss man solche Spezialsportarten wie Speer und Diskus in der Stadt zentral bedienen.“ Also eine große Sportstätte für alle Leichtathleten bauen. Seine Tochter etwa sei Mitglied im Schwimmverein SC Neptun in Wahn, trainiere für ihre Wettkämpfe aber oft auf der 50 Meter Bahn im Stadionbad in Müngersdorf, schildert Dicke.

Friederike Paulsen, GSV-Porz

ENTSCHEIDUNG ERNEUT VERTAGT

In der Januar-Sitzung der Bezirksvertretung war der Sportplatz auch ein Thema. Im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes sollen Fördergelder auch für die weiter Platzsanierung bereitgestellt werden. In dem umfangreichen Verwaltungsantrag heißt es, dass die Sportanlage mit einem Kunstrasen ausgestatten werden soll und die Speer- und Diskuswerfer dafür Ausweichmöglichkeiten an der Brucknerstraße bekommen. Auf Betreiben der SPD-Fraktion haben die Stadtteilpolitiker den Antrag allerdings um einen Passus erweitert. In dem heißt es: „Ob die bestehende Kampfbahn (...) im Zuge der Baumaßnahme in Naturrasen oder Kunstrasen neu hergestellt wird, ist kurzfristig mit den Vereinen und den Schulen zu klären.“ Eine endgültige Entscheidung für oder gegen einen Kunstrasen ist damit wieder vertagt – auf die kommende Sitzung der Bezirksvertretung im März. Dann wollen die Politiker erneut über die geplante Maßnahme informiert werden. (af)

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