Volker Lehnert stellt im Zündorfer Wehrturm unter dem Titel „Eigendruck“ Arbeiten aus seinem umfangreichen graphischen Schaffen aus.
Wehrturm ZündorfNeue Ausstellung zeigt „Blöde Büsten“ und einen „Held im Geröll“

Volker Lehnert zeigt im Wehrturm Zündorf eine Auswahl aus seinem umfangreichen druckgraphischen Werk unter dem Titel „Eigendruck“.
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Geröll, das ist für Volker Lehnert nicht nur eine die Landschaft prägende, ungeordnete Masse unterschiedlichster Materie. Mit Lithografien, Radierungen und Hochdrucken, die er jetzt im Wehrturm Zündorf ausstellt, lädt der Künstler auch zum Wahrnehmen dessen, was hinter dem Verschütteten liegen mag – Träume vielleicht, Hoffnungen, geschichtliche Ereignisse, eine ganze Skala von Gefühlen. Zur Vernissage der letzten Ausstellung im Wehrturm vor der Sommerpause gab Lehnert auch Einblicke in seinen künstlerischen Schaffensprozess im vielfältigen Bereich der Druckgrafik. Mit Antje Winkler-Sueße vom Förderverein, der die Kultur im Turm ermöglicht, sprach Lehnert „Über die Lust an der Graphik“.
Der „Eigendruck“, so der Titel der Ausstellung, ist dabei in mehrfacher Hinsicht künstlerisch bedeutsam. Lehnert hat die meisten seiner Arbeiten mit einem zeichnerischen Werk vorbereitet, verwendet wegen der aufwendigen Technik beim Fertigen mehrfarbiger Drucke sehr viel Zeit auf die einzelnen Werke und bezieht unerwartete Veränderungen, die sich im Prozess ergeben, in die Gestaltung mit ein.
Künstlerisch ist manches Druckverfahren schon deshalb, weil beispielsweise das Lithografen-Handwerk mittlerweile kein Lehrberuf mehr ist, sondern ausschließlich in Künstler-Ateliers weiter tradiert und entwickelt wird. Und seinen „Eigendruck“ nutzt Lehnert bei großformatigen Arbeiten so: Er platziert die Druckplatten flach auf dem Boden, stellt sich darauf und überträgt die Farbe aufs Papier, indem er auf der Platte schrittchenweise mit dem eigenen Körpergewicht Druck ausübt.
Mit dem aufwändigen Verfahren hat sich der in Saarbrücken geborene Künstler, der mehr als 40 Jahre in Stuttgart gelehrt hat, im Rahmen seiner vielfältigen und umfangreichen künstlerischen Tätigkeit schon lange beschäftigt. Allein sein druckgrafisches Werk umfasst mehr als 3000 Lithographien, Hochdrucke, Serigraphien und Radierungen. In Zündorf sind gut 70 davon zu sehen.
Manche jetzt im Wehrturm gezeigten Arbeiten, so sagte er, hätten in unvollendetem Zustand Jahre oder Jahrzehnte auf ihre Vollendung gewartet und er habe sie erst jüngst abgeschlossen. Andere sind aktuell und spiegeln Eindrücke, die Lehnert auf Reisen , in der Landschaft oder durch weltpolitische Umbrüche gewonnen hat. Mit solchen Wahrnehmungen arbeitet Lehnert, bringt sie in unerwartete Zusammenhänge, erweitert und verändert sie. Das führt zu Werken mit Titeln wie „Ein wenig Gehölz mit Fluchtgedanken“, „Blöde Büsten“ oder „Held im Geröll“. Durch ihre Mehrschichtigkeit laden viele seiner Arbeiten im wahrsten Wortsinn zu tieferer Betrachtung.
Die Ausstellung Im Wehrturm Zündorf, Hauptstraße 181, ist bis zum 13. Juli jeweils mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt beträgt zwei Euro.