Prozessauftakt in Köln64-Jähriger soll Tochter mehrfach missbraucht haben

Das Kölner Justizgebäude an der Luxemburger Straße.
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Köln – Sexueller Missbrauch der eigenen Tochter wird einem 64-jährigen Mann vorgeworfen, der sich seit Dienstag vor dem Kölner Landgericht verantworten muss. Zehn Taten sind angeklagt. Begonnen haben sollen sie 2013. Trifft der Vorwurf zu, nutzte der Mann eine Situation, in der das Mädchen mit einem Sexualkundebuch im Wohnzimmer saß, und steckte ihr eine Hand in die Hose.
Bei späteren Gelegenheiten soll er weiter gegangen und ihr einen Finger eingeführt haben, zum Beispiel während eines Urlaubs in Fernost, woher der Angeklagte und seine Lebensgefährtin stammen: Die Tochter habe geschlafen, als er angefangen habe, zudringlich zu werden. In einem anderen Fall habe er sie so lange bedrängt, bis er zum Samenerguss gekommen sei. Die letzte angeklagte Tat fällt in den Juni des vergangenen Jahres.
Kondome und Schwangerschaftstest gefunden
Ausführlich wurde am ersten von vier Verhandlungstagen die Lebensgefährtin des Mannes befragt, die Mutter der inzwischen volljährigen Tochter. Die 54-Jährige erzählte, wie der Verdacht des Missbrauchs aufkam. Nach ihrer Schilderung fand sich eines Tages im Zimmer des Mädchens eine Box, in der Kondome und ein Schwangerschaftstest lagen. Sie stellte die Tochter zur Rede, die versicherte, bisher mit keinem Mann intim geworden zu sein.
Dann rückte sie damit heraus, was sie bedrückte. „Unsere Familie ist schon lange nicht mehr normal“, fing sie an. „Was fehlt dir denn?“ fragte die Mutter, „du hast von uns doch Liebe bekommen“. Darauf offenbarte sich die Tochter. Den Test habe sie sich besorgt, weil sie nach dem Samenerguss Angst vor einer Schwangerschaft gehabt habe, erklärte sie.
Seit 20 Jahren lebt die Zeugin mit dem Angeklagten zusammen, der wie sie in der Gastronomie arbeitete. „Wir haben uns gegenseitig geholfen durchzukommen“, und viel habe sie von ihm gelernt. Groß sei die Freude über die Geburt der gemeinsamen Tochter gewesen. „Er liebt uns sehr“, sagte die Frau, „aber er hat nie seine Gefühle gezeigt.“
Zu ihr und dem Mädchen sei er er „sehr streng“ gewesen, „besonders zu mir“. Er habe „der Herr im Haus“ sein wollen, und sie habe sich um Ausgleich und „Frieden“ bemüht. Bis zu dem Tag, als dieser „Frieden“ unwiderruflich endete. Seit dem 23. August 2020 sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft.Am nächsten Verhandlungstag soll die Tochter vernommen werden.