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Rätselhafte Kunst zum Mitnehmen

Lesezeit 3 Minuten

Südstadt – Streetart – das müssen nicht unbedingt Graffiti an Häuserwänden sein. Auch auf dem Papier lässt sich Kunst auf den Straßen und Wegen der Stadt finden. Wie bei Pauline Klimpel. Nach einem mittäglichen Café-Besuch zog es sie zusammen mit einer Freundin zum Spaziergang in den Volksgarten. Auf den Wegen des Parks fiel Klimpel beim Plaudern plötzlich am Wegesrand etwas Ungewöhnliches ins Auge: Auf einer Parkbank entdeckte sie – angelehnt an die Rücklehne – einen in Plastikfolie verpackten Gegenstand. „Das hat sofort meine Neugierde geweckt“, so die Studentin. „Also habe ich mir das genauer angesehen. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass ich in Köln auf so etwas gestoßen bin.“

Der Ursprung der Verwunderung war ein Kunstwerk, das ein Unbekannter auf einer der Bänke des Parks gut sichtbar zurückgelassen hatte. Wohl nicht zum ersten Mal: Denn schon seit Mitte Dezember machte Klimpel auf ihren Streifzügen durch die Stadt wieder und wieder solche Funde. Drei Mal hat sie im Volksgarten die Kunst zum Mitnehmen gefunden, ein weiteres Mal am Brüsseler Platz. Bislang hatte sie sich noch nicht getraut, ihre Entdeckungen einzupacken. „Ich wusste damals noch nicht, ob die Bilder vielleicht einfach vergessen wurden oder tatsächlich zum Mitnehmen gedacht waren“, so Klimpel. „Daher habe ich sie mir zuvor immer nur angeschaut, aber nie mit nach Hause genommen.“Anders bei ihrem letzten Fund im Volksgarten: In eine Klarsichtfolie war eine bräunliche Pappe im DIN A4-Format mit der Notiz „Von mir, für dich“ verpackt. Auf der Unterlage mit schwarzer und roter Farbe aufgetragen: ein leerer, schwarzer Rahmen sowie kleine rote Sterne und der Satz „Mach dir kein, mein, dein Bildnis“. Das schlichte Design in schnellen, groben Pinselstrichen sprach Klimpel an. Ebenso wie die nachhaltige Grundlage der Kunst, die die Studentin des Fachs „Nachhaltiges Design“ sofort überzeugte und zum Schmunzeln brachte. „Das war schon ein besonderer Zufall, dass ausgerechnet ich so ein nachhaltig gestaltetes Bildnis finde“, erklärt Klimpel. „Weil es so gut zu meinem Studienfach passt, habe ich mich daher unter meinen Kommilitonen umgehört, ob einer von ihnen der Urheber meines Glücksfunds ist – leider ohne Erfolg.“

Neben der Aufmachung und dem Material interessierte die junge Frau an dem Kunstwerk besonders der Spruch mit seiner philosophischen Note. „Zusammen mit dem leeren Rahmen bietet das viel Spielraum für Interpretation“, so Pauline Klimpel. „Das hat mir gut gefallen und deshalb habe ich das Kunstwerk nach kurzem Überlegen dann schließlich doch mitgenommen.“

In ihrer Wohngemeinschaft hat das Stück nun einen prominenten Platz. In der Küche bietet es – auch den Besuchern der WG – Anlass zum Grübeln und zur Interpretation. Über den mysteriösen Kunstfund freut sich Klimpel sehr, auch wenn sie eine Sache nach wie vor wurmt: „Das Werk ist zwar signiert, die Unterschrift ist aber leider kaum zu entziffern“, sagt die 21-Jährige. „Ich wüsste zu gern, wer der Urheber des Kunstwerks ist, um mich bei ihm oder ihr zu bedanken. Aber vielleicht meldet sich der Künstler ja, wenn er hier von meinem Fund erfährt.“ Bis dahin, so die glückliche Finderin, werde sie auch weiterhin die Augen nach neuen Bildern offenhalten.

Pauline Klimpel, Studentin