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Rhein-Energie in KölnOffenbar Bakterien in Wasserzählern

Lesezeit 3 Minuten

Eine der Betroffenen: Aynur Gür aus Meschernich bekommt einen neuen Wasserzähler.

Köln – Die Hausherrin war überrascht. Ohne Voranmeldung stand ein Beauftragter der Rhein-Energie vor ihrer Tür, um den nagelneuen Wasserzähler wieder auszubauen. Dabei war das Gerät erst vor einem Monat eingesetzt worden. „Ich hatte schon vor einer Woche gehört, dass mit den Zählern etwas nicht stimmt“, sagt Aynur Gür. Ein Schreiben der Rhein-Energie, das ihr der Installateur am Donnerstag in die Hand drückte, brachte Klarheit: Einige der im September eingebauten Wasseruhren seien möglicherweise mit Bakterien verkeimt, vorsorglich werde auch der Zähler in ihrem Haus abmontiert.

So wie der zweifachen Mutter aus Meschenich geht es derzeit vielen Kunden des städtischen Versorgungsunternehmens. Nach eigenen Angaben lässt die Rhein-Energie rund 3000 Wasseruhren austauschen, die im September neu in Betrieb genommen worden sind. Eine routinemäßige Überwachung des Trinkwassernetzes sowie Materialstichproben hätten ergeben, dass einzelne Zähler mit Bakterien der Gattung Pseudomonaden belastet sind, sagte Firmensprecher Christoph Preuß.

Ob auch der Wasserzähler in ihrem Haus zur eventuell betroffenen Charge gehört, können Sie anhand der Zählernummer auf der Internetseite der Rhein-Energie überprüfen: rheinenergie.com/wasserzaehler

Ursachensuche dauert an

„Für gesunde Menschen sind die gefundenen Bakterien unbedenklich“, so Preuß. „Lediglich bei besonders abwehrgeschwächten Personen ist Vorsicht geboten.“ Der Leiter der Abteilung Infektions- und Umwelthygiene des Gesundheitsamtes, Prof. Gerhard Wiesmüller, bestätigt die Äußerungen. „Nach menschlichem Ermessen dürfte es durch die verkeimten Wasserzähler nicht zu Krankheitssymptomen kommen.“ Pseudomonaden zählen zu den Umweltkeimen. Sie befinden sich im Staub, im Erdreich und im Wasser.

Möglicherweise seien die Zähler mit Keimen belastet gewesen, die sich nach dem Durchlauftest in der Restfeuchtigkeit vermehrt haben, vermutet Wiesmüller. Er rät Bürgern, die besorgt sind, sich im Internet zu informieren (hier klicken).

Die Suche nach den Ursachen dauert an. Die Wasseruhren stammen von zwei unterschiedlichen Herstellern. „Wir nehmen die Veröffentlichung der Rhein-Energie zu diesem Thema sehr ernst und bieten uns ausdrücklich an, an der Ursachenermittlung mitzuwirken“, sagte Mario Klemp von dem hessischen Unternehmen Elster Messtechnik GmbH. Man werde „mit Hilfe externer Fachkräfte eine umfassende Risikoanalyse an unseren Fertigungsstandorten durchführen.“

Grundsätzlich gilt, dass weder Trinkwasserleitungen noch die angeschlossenen Geräte frei von Keimen zu halten sind. Gleichwohl will die Rhein-Energie das Thema schnellstmöglich bereinigen. Bis zum Einbau von Ersatzzählern, die doppelt geprüft werden sollen, werden die Zuleitungen mit einem Verbindungsrohr überbrückt – solange fließt das Wasser kostenlos.

Ebenso wie alle anderen wurde Aynur Gür gebeten, eine Stunde lang alle Wasserhähne zu öffnen und die Leitungen zu spülen. Die junge Frau ist misstrauisch geworden; ihre fünfjährige Tochter, die jeden Morgen lauwarmes Wasser trinkt, klagt seit ein paar Tagen über Bauchweh und Durchfall. „Warum werden jetzt so drastische Maßnahmen ergriffen, wenn die Keime so unbedenklich sein sollen“, fragt sie sich. Sie hat die Rhein-Energie aufgefordert, Wasserproben zu nehmen und im Labor zu untersuchen. Mit dem Ergebnis sei Mitte nächster Woche zu rechnen.