Vom Ukraine-Krieg getrübtKölner Rhein-Energie feiert 150 Jahre mit Jubiläumsprogramm

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Mit dem Wasserwerk Alteburg begann 1872 die Geschichte der Rhein-Energie in der Kölner Südstadt.

Köln – Das Jubiläum der Rhein-Energie fällt in eine schwierige Zeit. Die Gasversorgung aus dem kriegführenden Russland steht in Frage, Kunden müssen bittere Preissprünge befürchten. Insofern werden die Feiern zum 150-jährigen Bestehen des Kölner Energieversorgers getrübt sein vom Krieg in der Ukraine.

Jubiläumsprogramm der Kölner Rhein-Energie: Kunsstaustellung

Trotzdem soll in dieser Woche ein Jubiläumsprogramm starten. Geplant ist unter anderem eine Kunstausstellung auf dem Rhein-Energie-Gelände am Zugweg in der Kölner Südstadt. Hier stehen die ältesten Gebäude, die das städtische Unternehmen zu bieten hat – schlossähnliche Backsteinbauten, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurden, um privilegierte Kölner mit Leitungswasser und Strom zu versorgen. „So wie man im Mittelalter Kathedralen gebaut hat, so wurden nun Wasserwerke errichtet“, sagt Architekturhistoriker Alexander Kierdorf: „Prunkvoll und für die Ewigkeit.“

Das Jubiläum geht auf das nicht mehr existierende Wasserwerk Alteburg zurück, das 1872 an der Bonner Straße errichtet wurde. Der Wasserturm an der Färbergasse steht noch immer und ist heute ein Hotel. Die erste öffentliche Wasserversorgung seit der Römerzeit sollte die 250 öffentlichen und 550 privaten Brunnen ersetzen und den katastrophalen hygienischen Verhältnissen in der eng bebauten Stadt ein Ende bereiten.

Wasserbedarf steig stark an – Weiteres Wasserwerk notwendig

Zwischen 1874 und 1880 verdoppelte sich die Zahl der Wasseranschlüsse auf 6600, sodass das Wasserwerk Alteburg schon nach kurzer Zeit am Ende seiner Kapazität angelangt war. Deshalb wurde zwischen 1883 und 1885 zusätzlich das Wasserwerk Severin am Zugweg in der damals entstehenden Neustadt gebaut. 800 Meter vom Rheinufer entfernt entstanden sechs 20 Meter tiefe Brunnen, von denen jeder 350 bis 400 Kubikmeter Wasser fördern konnte.

Neuer Inhalt (3)

Innenansicht E-Werk I am Zugweg

Unternehmenssprecherin Janine Grosch führt über das malerische, von großen Grünflächen durchzogene Gelände mit den beiden 75 Meter hohen Schornsteinen. Die gründerzeitliche Industriearchitektur hat den Zweiten Weltkrieg erstaunlich gut überstanden. Hinter den historischen Gemäuern läuft heute nur noch ein Heizkraftwerk. Das Wasserwerk Severin mit seinem riesigen unterirdischen Wasserreservoir ist nicht mehr in Betrieb.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das gilt auch für das Elektrizitätswerk, das am 1. Oktober 1891 in unmittelbarer Nachbarschaft ans Netz ging. Damals war es eine Pionierleistung. „Es war nicht nur das erste Kraftwerk für Köln, sondern auch das erste große Kraftwerk auf der Basis von Wechselstrom in Deutschland“, sagt Grosch über die „Centralstation“: „Damit begann in Köln die Ära der zentralen Stromversorgung und die Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke der Stadt Köln (GEW) wurden gegründet.“ Erst  am 4. Juli 2002, entstand aus der GEW und weiteren Versorgungsunternehmen die „Rhein-Energie AG“.

Industriegelände in der Kölner Südstadt bedeutend für Stadtentwicklung

Das Industriegelände am Zugweg hatte eine enorme Bedeutung für die Entwicklung der Stadt: „Zusammen mit dem Bau der Neustadt war es für Köln der Schritt in die Moderne“, sagt Kierdorf. Die Höchstleistung der Centralstation reichte damals aus, um 20.000 Lampen zu betreiben. Der Betrieb begann mit 155 Abnehmern und ungefähr 2000 Glühlampen allerdings eher schleppend. Erst als die Gaspreise stiegen und die Strompreise günstiger wurden, ging es mit der Stromabnahme bergauf. Das hing auch mit der Einführung der elektrischen Straßenbahn zur Jahrhundertwende zusammen. 1903 verbrauchten die elektrischen Bahnen bereits gut zwei Drittel der gesamten Stromerzeugung.

Heute betreibt die Rhein-Energie in Köln vier Heizkraftwerke, 47 Blockheizkraftwerke, 392 Nahwärmeanlagen und Anlagen für erneuerbare Energien. 2,5 Millionen Menschen sowie Industrie-, Handels- und Gewerbebetriebe werden in Köln und Region mit Energie und Trinkwasser versorgt. Die Zeiten der 2000 Glühlampen sind vorbei.

KStA abonnieren