Finkens Garten in KölnTechno-Beats für Bienen

Imker Ralf Heipmann (l) mit den beiden DJs Rahel Hass und Lars Kohl in Finkens Garten
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Köln-Rodenkirchen – Inmitten der grünen Idylle stehen Rahel Haas und Lars Kohl verunsichert neben ein paar großen Holzkisten, aus denen es unüberhörbar summt. „Ich wurde heute nur fünf Mal gestochen“, beruhigt sie Ralf Heipmann vom Kölner Imkerverein und zieht routiniert einen mit Honigwaben und Hunderten Bienen besetzten Holzrahmen aus einer der Boxen heraus. „Steckt mal den Zeigefinger rein“, ermutigt der Imker die beiden DJs. Nach anfänglichem Zögern geht Haas der Aufforderung nach, zieht anschließend den Finger wieder aus der Wabe und probiert den frischen Honig. Sie lächelt. „Süß. Und schön warm.“ Dutzende, wuselnde Arbeiterinnen machen sich sofort daran, den Hausfriedensbruch in ihrem geometrisch perfekten Domizil zu korrigieren. Der Racheakt bleibt aus, gestochen wird heute niemand mehr.
Was haben zwei nachtaktive Techno-DJs an einem sonnigen Nachmittag am Bienenhaus in „Finkens Garten“ in Rodenkirchen verloren? Es geht, wie so oft, ums Geld. Sie sind hier, um zu spenden. Rachel Raw und Buho sind die Pseudonyme, unter denen sich das Paar normalerweise in der Techno-Musikszene bewegt. In Köln sind sie vor allem in Clubs wie Odonien, Reineke Fuchs oder Art-Theater zu erleben, wenn sie nicht grade für Partys irgendwo zwischen Mumbai und Thessaloniki gebucht sind. Beide DJs machen tanzbare Musik für lange Nächte und das Morgengrauen, beide lieben viel Bass und wenig Stimme.
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Dennoch gibt es Unterschiede: „Meine Stücke sind melodisch und haben Tiefe, Lars hingegen ist eher auf minimalistischen Techno spezialisiert“, sagt Haas. „Aber wir ergänzen uns.“ Sie leiten zudem eigene Labels, auf dem die Arbeit anderer, genre-naher Musiker veröffentlicht wird. Jaw Dropping Records nennt sich Haas’ Label, welches sie erst seit Januar betreibt. Trotzdem sind schon jetzt monatliche Veröffentlichungen bis zum Anfang des nächsten Jahres terminiert.
Dass die DJs sich nun auch noch für Bienen interessieren, ist einem Zufall zu verdanken. „Auf einem Kunstmarkt auf dem Rudolfplatz haben wir den Künstler Michael Clarke kennengelernt. Seine Motive hatten uns gleich begeistert und so haben wir eine Kooperation vereinbart, um einige davon als Cover für die Musik nutzen zu dürfen“, erklärt Haas. So wählte sie für das Album des brasilianischen DJs Felipe Fella eine große, von Clarke gemalte Biene aus. „Kurz darauf haben wir im Fernsehen eine Dokumentation über das weltweite Bienensterben gesehen“, erinnert sich Haas. „Das hat mich schockiert. Mir war überhaupt nicht bewusst, wie abhängig wir Menschen vom Wohlergehen der Bienen sind.“ Daher beschlossen die beiden, den Erlös aus der digitalen Veröffentlichung mit dem Bienen-Cover an die Imker zu spenden.

Pflanzen für die Bienen
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Heipmann freut sich sichtlich über das Engagement der jungen Künstler, stellt aber zugleich klar, dass es nicht darum geht, „die fleißige Honigbiene Maja und ihren treuen Gefährten Willi beim Honigmachen zu unterstützen.“ Gefährdet sei nämlich in erster Linie nicht die Honigbiene, sondern die Wildbiene. Diese trage wesentlich zur Bestäubung unserer Flora und Fauna bei, sei aber durch die landschaftliche Veränderung von Menschenhand einem massiven Problem ausgesetzt. Die Spenden möchte Heipmann nutzen, um weiter Aufklärungsarbeit zu leisten und Menschen für das Bienensterben zu sensibilisieren.