Kati Conrads arbeitete für den Shoppingsender QVC, jetzt ist ihr Zuhause ihr TV-Studio. Sie verkauft alles vom Rollrasen bis zur Giraffen-Lampe.
So wohnt Köln im HahnwaldWenn das Zuhause zum privaten TV-Studio wird

Kati Conrads benutzt ihr Haus, um Produkte rund um Haus und Garten zu testen und zu verkaufen.
Copyright: Sandra Milden
Ist der Rasen des parkähnlichen Gartens mit dem alten Baumbestand auf dem 1.200 Quadratmeter großen Grundstück wohl echt? Man muss wirklich zweimal hinschauen. Es gehört zu einem Haus mit einer ganz besonderen Atmosphäre, denn es ist eines der ältesten im Hahnwald. Früher war es ein Reitstall, durch die Küche schritten einst Pferde. Dass es heute die Verkaufskulisse für eine der erfolgreichsten „Shoptainment“-Expertinnen ist, hätten Kati Conrads und ihr Mann René beim Erwerb 2008 auch nicht gedacht.
„Es ist ein Haus, das Geschichten erzählen kann“, sagt Kati Conrads. Die Eltern der gebürtigen Sürtherin kamen noch zum Reiten her, als das Haus noch ein Stall war. Conrads liebt das alte Gebäude. „Die wolkenähnliche Form ist charmant, und natürlich ist bei uns alles so ein bisschen windschief, weil wir ganz viel selbst gemacht haben. Ich wusste sofort, hier kann ich alt werden.“ Tagsüber gingen sie und ihr Mann zur Arbeit: Sie hatte eine Praxis für Physiotherapie, ihr Mann René ist Orthopäde. An den Abenden und an den Wochenenden hat er verputzt, sie gestrichen. „Uns war klar, wir machen daraus ein Schmuckstück.“

Auf der zweiten Terrasse dekoriert Conrads Dinge, die sie dann über ihren Onlineshop verkauft.
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Das „Schmuckstück“ wird heute täglich mit Waren beliefert. Conrads erfand sich nach einer Krankheit neu, verkaufte die Praxis in Rondorf. Ihre neue Idee: Dinge verkaufen. Zunächst waren es Flip-Flops, die sie unter dem Markennamen „Lolli-Queen“ anbot. Auf der Straße hatte sie zufällig eine Brasilianerin getroffen, die diese Sandalen trug. Die Strasssteinchen hatten sie umgehauen. Gemeinsam gründeten die Frauen eine Firma, die die speziellen Sandalen produzierte. Telefonisch verkaufte Conrads 3000 Stück ans Kaufhaus des Westens in Berlin und entdeckte so ihr Verkaufstalent. Bald bekam sie einen Anruf vom Verkaufssender QVC. Beim Casting trug sie ein pinkfarbenes Sakko und verkaufte den Verantwortlichen eine Plastikorchidee. Das war vor acht Jahren. „Von einem Tag auf den anderen war ich in dieser Teleshopping-Welt angekommen.“ Mittlerweile verkauft sie auf diesem Weg alles. Dann kam Life-Shopping in ihrem Universum an und seit letztem Jahr arbeitet sie auch für Woolworth, verkauft da auch ihre eigene Modelinie.
Produkte rund um Haus und Garten testet Conrads täglich
„Ich glaube, weil ich so authentisch bin. Die Leute wollen keine Agentur-geschönten Models, sondern Produkte erleben.“ Und das war dann auch der Moment, als die Möbel und Dekorationen in ihr Haus einzogen. „Ich bekomme jeden Tag Dinge zugesandt. Jeder, der etwas schickt, bekommt ein Feedback, und manche Produkte schaffen es dann auch weiter“. Zurück zum Rasen. Ein Dünger ist eines der ersten Produkte, das die Verkaufsexpertin zu Hause ausprobiert hat. Ihr Mann René kauft das Produkt noch heute. Der Rasen ist echt.

Bernhardiner Charlie macht es sich auf dem Rasen vor dem sehr individuellen Haus seiner Besitzer im Hahnwald gemütlich.
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„Das uneinsehbare Grundstück, die absolute Privatsphäre machen es möglich, Privates und Geschäftliches zu verbinden“. Mit Bernhardiner Charlie, Amy, der Berner Sennenhündin, und Sohn Ben leben sie auf rund 280 Quadratmetern mit acht Zimmern, drei Bädern, zwei Terrassen, einer Outdoor-Wohnzimmerlounge. Diese ist Conrads' Lieblingsraum, der nahezu das ganze Jahr genutzt wird. Fast alles spielt sich draußen ab. Charlie liegt gerne auf seiner eigenen Hundeterrasse. Dazu verkauft sie nicht nur die Hundemöbel, sondern auch Tierfutter, wie etwa Bananen-Joghurt Kekse für Amy und Charlie.

Die Küche war früher ein Reitstall. Heute leuchtet hier eine Giraffe auf dem Arbeitstresen.
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Gerade werden die Hochbeete getestet, sie sind mit Salat, Kürbissen und Kräutern bepflanzt. Als erstes testete sie damals eine Bohrmaschine. Natürlich ein Verkaufshit. „Weil wir Frauen das eben auch können.“ In der geräumigen, weißen Küche, wo sie auf dem Tresen eine Giraffe als Lampe dekoriert hat, packt sie schnell ihren Wisch-Staubsauger aus, weil Charlie gesabbert hat. Für die Drehs und den Verkauf muss alles blitzsauber sein. „Ich weiß gar nicht, wie ich vorher ohne diese Bügelmaschine ausgekommen bin“, sagt sie nebenbei. Conrads ist wie eine bezaubernde Jeannie, die quasi alles verkaufen kann. Weil es ihr ernst ist und egal, ob sie ihren Saug- und Wischroboter vorführt, ihre „wirklich weltbeste Teemaschine“ erklärt, oder kurz eine Tasche mit Strandutensilien packt, sie wirkt bei allem authentisch. Deko liebt sie besonders. Ihr I-Pad füllt sie mit Stories, die in der Sendung gezeigt werden.

Kati Conrads' Lieblingsraum ist die Outdoor-Lounge mit Kamin, TV und Küche.
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Mehrmals im Jahr werden bei ihr zuhause große Home Shows gedreht, die direkt zu ihrem Onlineshop führen. Oft biegt sich vorher der große Esszimmertisch unter all den Produkten, die sie zur Auswahl hat. Dann überlegt sie, wie sie dekorieren kann. „Ich frage mich immer, was bringt das unseren Kunden? Was hat das für einen Mehrwert? Welche Farben passen zusammen, welche Themen?“ Vieles schickt sie dann auch zurück. „Kati Conrads inspiriert garantiert,“ sagt sie lachend.
Damit sie neben ihren Verkaufsaktivitäten auch noch ihren Haushalt schmeißen kann, unterstützt ihre Mutter sie täglich. Kati Conrads glaubt an das Universum an sich und dass schöne Produkte das Leben bereichern. „Die Kunden wollen was Echtes. Sie haben keinen Bock mehr auf diese gestellten, langweiligen Onlineshops, wo ein einziges Bild ausreichend sein soll. Und dann wundern sich viele Onlineshop-Betreiber, dass die Retourenquote hoch ist“.