HauptschuleEin Fazit zum Ruhestand

Schulleiter Wilfried Graf hat sich auch für seinen Ruhestand einiges vorgenommen.
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Rodenkirchen – Wilfried Graf, Schulleiter der Hauptschule Ringelnatzstraße, geht mit 63 Jahren in den Ruhestand. Als Referendar begann er 1975 seine schulische Laufbahn an der Rodenkirchener Hauptschule. Danach war er Lehrer an einer Schule in Bocklemünd. 1981 kehrte er nach Rodenkirchen zurück. Im Jahr 1995 wurde er stellvertretender Schulleiter, ab 2003 leitete er die Hauptschule Ringelnatzstraße.
Herr Graf, wie hat sich das Schulleben verändert?
WILFRIED GRAF: Das Geschäft ist schwieriger geworden. Damit meine ich vor allem die Vorbereitung auf den Übergang in den Beruf. Die Betriebe kaufen nicht mehr die Katze im Sack. Deshalb haben wir vor 15 Jahren das so genannte Jahrespraktikum eingeführt. Dabei gehen die Zehntklässler einmal in der Woche in die Betriebe. Inzwischen haben wir einen riesigen Pool von Partnerbetrieben. Unsere Übergangsquote von der Schule in den Beruf liegt bei guten 60 Prozent. Den Erfolg verdanken wir auch den Kollegen, die sehr engagiert sind. Sie haben ein schönes Vertrauensverhältnis zu den Betrieben und zu den Schülern.
Sind heute die Schüler anders als vor 30 Jahren?
GRAF: Eigentlich nicht. Die meisten haben Erlebnisse des Misserfolgs hinter sich, wenn sie zu uns kommen. Hier sind sie dann in einer homogenen Gruppe, viel Druck fällt von ihnen ab. Etwas selbstbewusster sind sie höchstens geworden. Das ist ja auch gut so. Insgesamt kommt es darauf an, dass wir die jungen Leute in die richtige Richtung steuern. In den 80er Jahren gab es noch mehr türkische Kinder, heute ist die Schülerschaft bunter. 60 Prozent haben Migrationshintergrund, viele Familien leben aber schon in der dritten Generation hier.
Gibt es neue Überlegungen für die Zukunft der Hauptschule in Rodenkirchen?
GRAF: Darauf habe ich keinen Einfluss mehr. Ich kann nur sagen, dass wir die einzige städtische Hauptschule im Kölner Süden sind. Wir haben auch diesmal wieder zwei Eingangsklassen und konstant etwa 300 Schüler. Das Thema Inklusion, also das Unterrichten von behinderten und nicht behinderten Kindern, wird die Schule in Zukunft sehr beschäftigen. Wir haben schon einige Fortbildungen hinter uns.
Sie gehen schon mit 63 in den Ruhestand statt mit 65 Jahren. Wegen Erschöpfung?
GRAF: Die zwei zusätzlichen Rentenjahre gönne ich mir. Das Geschäft ist schon hart, vor allem, wenn man es jedem recht machen will. Erlasse und Vorgaben befolgen, das ist anstrengend. Schwierig ist es auch, mit manchen Eltern zusammenzuarbeiten. Manche sträuben sich immer noch gegen die Schule. Die Schüler selbst sind gar nicht so schlimm. Und wir haben für die schwierigen Fälle eine sehr rührige Sozialarbeiterin. Man darf nicht vergessen, dass wir auch Brennpunkte bedienen, in Meschenich etwa, in der Südstadt, teilweise in Zollstock. Zehn Jahre lang haben wir für einen Sozialarbeiter gekämpft, vor drei Jahren haben wir eine solche Unterstützung erhalten.
Was kommt jetzt?
GRAF: Erst einmal werde ich mit meiner Frau reisen, dann will ich meine beiden Söhne unterstützen, in der Firma und bei der Kinderbetreuung. Langweilig wird es mir bestimmt nicht. Ich werde mich in der ersten Zeit sicher noch öfter bei meinem Nachfolger Robert Schoeneberg melden. Er hat bisher die Hauptschule Mommsenstraße in Sülz geleitet, die geschlossen wurde. Meinen Abschied werde ich im Kollegenkreis feiern. Ich will mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die die Schule über die Jahre unterstützt haben, vor allem auch bei den Geschäftsleuten für ihre Spenden.
Das Gespräch führte Ulrike Süsser