Kölner ParksDas steckt hinter den braunen Flecken und Streifen auf den Wiesen

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Aus Grünflächen wie hier am Militärring werden artenreiche Wiesen. 

Köln – In den Parks und Grüngürteln der Stadt sorgen sie für Verwunderung: Braune Flecken und Streifen, auf denen offensichtlich das Gras fehlt. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Laune der Natur.

Dort sind die städtischen Gärtnerinnen, Gärtner und privat beschäftigte Kollegen am Werk. Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes, weiß, was sie tun: „Wir verwandeln stadtweit Grünflächen in artenreiche Wiesen.“

So etwas geht nicht von heute auf morgen. Die Flächen sind „aufgeraut“, die sogenannte Initial-Saat ausgebracht. Dabei handelt es sich um „gebietsheimisches Saatgut“. Oder durch „Mahdgutübertragung“ von geeigneten regionalen Spenderflächen. Bei dieser Methode werden andernorts gemähte Pflanzen ohne weitere Aufbereitung wie Wendung oder Trocknung in frischem Zustand wie eine Mulchdecke auf den Flächen verteilt, die später mal Blühwiesen sein sollen.

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Im Vorgebirgspark sind Grünflächen für die Verwandlung in artenreiche Wiesen vorbereitet worden.

Es ist sogar möglich, das Material in Ballen zu pressen und die anschließend wieder auszurollen. Für den Austrag des Mahdgutes ist die Vorbereitung des Bodens entscheidend. Um das Gras zunächst einmal verschwinden zu lassen, setzt man zum Beispiel Umkehrfräsen ein. Nach deren Einsatz sieht man dann wie in den Kölner Grünflächen die möglichst freinkrümelige, braune Erde.

Nach zwei Jahren klar, welche Pflanze sich durchsetzt

Natürlich spielt auch die Witterung eine wichtige Rolle. Ausreichend regnen sollte es schon, damit die Landschaften am Ende auch wirklich blühen. Und das erledigen sie nachhaltig. „Nach zwei bis drei Jahren wird man dann verlässlich sehen können, welche Pflanzen sich an den jeweiligen Standorten durchgesetzt haben“, so Bauer. Bis dahin ist es aber noch was hin. Bis Ende Juni wird erstmals mit einem Balkenmäher gemäht.

Das Mahdgut bleibt einige Tage liegen, damit Insekten abwandern und Samen ausfallen können. Das Gleiche passiert dann noch einmal von Mitte August bis Ende Oktober. In der entsprechenden Vorlage der Stadt heißt es: „Die Verwaltung geht zurzeit davon aus, dass die anfallende Biomasse aufgrund von Fremdstoffen wie Müll, Hundekot und so weiter nicht als Viehfutter verwendet werden kann, sondern entsorgt werden muss.“

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Im Stadtbezirk Innenstadt wurden fast elf Hektar Fläche ausgewählt, auf denen in Laufe des Jahres Kräuter zu sehen sein werden. 6,3 Hektar blühende Landschaften sind allein auf den Poller Wiesen geplant. Im Stadtbezirk Rodenkirchen sind fast zwölf Hektar Blühwiese vorgesehen. Neun Hektar liegen am Kalscheurer Weiher.

Förderung der biologischen Vielfalt

Jetzt geht es auf den Flächen im Augenblick erstmal darum, das Alte vergessen zu machen. „Wir müssen die Dominanz des Grases unterdrücken“, sagt Bauer. Mit den Arbeiten setze man einen politischen Beschluss um. Der Verein „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ hat 2018 das Label „StadtGrün naturnah“ entwickelt und eine Bewerbung für Kommunen ausgeschrieben. Die Stadt Köln hat im Mai 2010 die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet und ist im Mai 2017 dem Bündnis beigetreten.

Auf dieser Grundlage hat sich das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen für das oben angesprochene Labeling-Verfahren beworben und den Zuschlag erhalten. Insgesamt wurden 15 Kommunen im Bundesgebiet ausgewählt. Die Stadt Köln ist die größte und befindet sich in Gesellschaft von beispielsweise Dortmund, Potsdam, Bonn und Bremerhaven. Die Politik hat für diese Förderung der Biodiversität insgesamt eine Million Euro zur Verfügung gestellt. 

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