Blühende Landschaften in Köln-WeißAckerland soll zu einer Blumenwiese werden

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Georg Rottscheidt will im weißer Bogen eine Bienenwiese schaffen.

Georg Rottscheidt will im weißer Bogen eine Bienenwiese schaffen.

Weiß – Es gibt keine Insekten mehr in China im Jahr 2098. Deshalb bestäuben Arbeiterinnen die Bäume mit einem Pinsel. So stellt sich die Autorin Maja Lunde in ihrem Bestseller-Roman „Die Geschichte der Bienen“ die Zukunft vor. Das ist freilich eine erfundene Schreckensvision. Aber sie macht deutlich, wie wichtig Bienen und andere Insekten für den Naturkreislauf sind: Die meisten Pflanzen sind auf Insekten als Bestäuber angewiesen, sie wiederum dienen den Vögeln als Nahrung.

Durch intensive Landwirtschaft und den Einsatz von Pestiziden sind in den zurück liegenden Jahren die Insektenbestände allerdings zurückgegangen – teilweise bis zu 80 Prozent, heißt es beim NABU.

Blühwiese im Weißer Bogen

Der Landwirt Georg Rottscheidt hat bereits vor Jahren einige seiner Äcker mit einem Blühstreifen umrandet, jetzt geht er einen Schritt weiter. Er legt im Weißer Bogen eine Blühwiese an. „Erstmals säe ich eine Bienenweide als Hauptfrucht an, um den Insekten- und Bienenschutz zu fördern“, sagt der 57-jährige Landwirt vom Gut Rottscheidt am Pflasterhofweg.

Georg Rottscheidt will im weißer Bogen eine Bienenwiese schaffen.

Georg Rottscheidt will im weißer Bogen eine Bienenwiese schaffen.

Ende April, wenn keine Bodenfröste mehr zu erwarten sind, will er dort seinen „Bienenschmaus“ aussäen. So nennt sich die „Tübinger Mischung“, die Bienen und anderen Insekten reichlich Futter für einen langen Zeitraum bieten soll. Bis zum Oktober werden nacheinander Ölrettich, Kornblume, Buchweizen, Ringelblume, Dill, Senf, Schwarzkümmel, Borretsch, Malve und Koriander blühen.

1 Hektar Blumenwiese

175 Meter lang und 60 Meter breit ist die Wiese, also rund einen Hektar groß. Sie liegt im Weißer Bogen nordöstlich der Ludwigstraße, entlang eines kleinen Trampel- und Reitpfades, der schnurstracks auf ein bemaltes Pumpenhäuschen zuläuft. Demnächst will Georg Rottscheidt dort ein Hinweisschild aufstellen. Darauf ist zu lesen, dass die Blühwiese nicht betreten werden soll, auch nicht von Hunden.

Damit sich die Bevölkerung an dem Umweltprojekt nicht nur erfreuen, sondern auch beteiligen kann, vergibt Georg Rottscheidt Patenschaften für Bienenwiesen-Parzellen ab einer Größe von 100 Quadratmetern. Für 50 Cent pro Quadratmeter ist man dabei. Die Patenschaften sollen auch dazu beitragen, den Ertragsverlust auszugleichen; denn normalerweise würde der Landwirt auf der Bienenweide Rüben pflanzen und ernten.

So soll die Wiese dann einmal aussehen.

So soll die Wiese dann einmal aussehen.

Einen „Groß-Paten“ hat er bereits gefunden. Die Rodenkirchener Vemag-Verlagsgesellschaft mit ihrem Vorstand Holger Schneider hat insgesamt 5000 Quadratmeter Wildackerfläche „gepachtet“. „Wir engagieren uns, weil das Thema Bienenschutz gar nicht hoch genug aufgehängt werden kann“, sagt er. Sein erstes Bienenbuch hat der Verlag bereits 2015 heraus gebracht. Die Nachhaltigkeits-AG des Gymnasiums Rodenkirchen hat sich rund 1500 Quadratmeter gesichert. Somit bleiben zur allgemeinen Verteilung noch 3500 Quadratmeter übrig. Für Interessenten gibt es eine Email-Adresse. In den sozialen Medien ist das Projekt unter „Bienenweide Köln Süd“ bei Facebook zu finden. Auch später könne man noch einsteigen, sagt der Landwirt.

Georg Rottscheidt wurde auf dem Gutshof direkt am Rheinufer geboren. 1960 waren die Eltern vom ehemaligen „Sommershof“ in Rodenkirchen nach Weiß gezogen, wo sie den Gutshof zunächst von der Stadt gepachtet und dann 1972 erworben haben. Die Flächen, die er bewirtschaftet, gehören überwiegend der Stadt Köln. Problematisch sei, dass den Bauern immer mehr Flächen entzogen würden, kritisiert Georg Rottscheidt. Sie würden als Ausgleichsflächen benötigt oder für Wohnungsbau. Allein im Sürther Feld habe er 35 Hektar zugunsten des Neubaugebietes verloren. Als Ausgleich für gefällte Bäume an der Bonner Straße müsse er aktuell einen Grünstreifen abgeben, den er eigentlich dringend brauchen würde als Pferdeweide.

bienenweidekoelnsued@web.de

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