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KölnbergTrabantenstadt gleich neben dem Bauerndorf

Lesezeit 3 Minuten

Der Kölnberg

Köln – Meschenich – das war bis in die 1970er Jahre ein kleines Bauerndorf mit langer Geschichte, die bis in die Römerzeit zurück geht. Mit der Eingemeindung nach Köln 1975 war Schluss mit der Beschaulichkeit: Acht Hochhäuser mit rund 1320 Wohnungen für rund 4000 Menschen wurden aus dem Boden gestampft.

Wohnen auf engstem Raum

Mit dem „Kölnberg“ vervielfachte sich mit einem Schlag die Einwohnerzahl. Nirgendwo in Köln hat ein Bürger so wenig Platz zum Wohnen, nirgendwo wohnen so viele auf engstem Raum zusammen. Im Rückblick wundert man sich, wie Stadtplaner davon ausgehen konnten, dass es hier ohne Probleme abgehen könnte. Aber davon ging man damals tatsächlich aus, ließ sich hier doch der Traum von einer Eigentumswohnung im Grünen mit vergleichsweise wenig Geld verwirklichen. Es dauerte nicht lange, bis das riesige, verkehrstechnisch miserabel angebundene Bauprojekt zum Problemstadtteil wurde.

Ein engagierter Film wie der von Laurentia Genske und Robin Humboldt schärft den Blick für die Notwendigkeiten vor Ort. Für die Bewohner hat solch eine Form der Aufmerksamkeit aber immer auch eine Kehrseite, kann sie doch auch weiter zur Stigmatisierung beitragen. Das Image der Hochhaussiedlung ist schlecht – viel schlechter, als es die Realität rechtfertigt. Natürlich gibt es hier Probleme in rauen Mengen. Wer sich aber an einem warmen Tag die Zeit nimmt, einmal durch die Trabantensiedlung zu gehen, erlebt auch lebendige Nachbarschaft, ein buntes Familienleben im Freien, Menschen, die sich kümmern und solche, die hier gerne leben. Vor allem türkeistämmige Einwandererfamilien sind hier heimisch geworden, haben zur eigenen Wohnung noch eine zweite für die Kinder gekauft. Bedenkt man, wie viele Menschen hier leben, ist die Kriminalität niedrig. Doch wenn wie im Sommer 2014 die Leiche eines Drogentoten von einem Balkon aus dem neunten Stock geworfen wird, sind alle Bemühungen für ein besseres Image sofort wieder dahin, alle Klischees bestätigt.

Abriss steht nicht zur Debatte

Viele Sozialdienste und Beratungsstellen bemühen sich um die Menschen, aber gegen die unvermeidbaren Folgen der „Architektur“ von Riesenplattenbauten kann man offensichtlich wenig tun. Erschwerend kommt hinzu, dass ein großer Teil der Wohnungen mittlerweile von einem internationalen Konzern verwaltet wird, der hier mit garantierten Mieten von Sozialschwachen Kasse macht. Ohne Engagement der Wohnungs- und Hauseigentümer lässt sich wenig verändern. Das kann man auch in Chorweiler und Finkenberg sehen.

Ein Abriss steht nicht zur Debatte. In der Stadt fehlen bezahlbare Wohnungen, also sie den Kölnberg. Experten fordern, daraus die Konsequenz zu ziehen und für das Viertel ein Konzept einer „Arrivial City“ zu entwickeln – ein Hafen für die, die in Köln ankommen, aus dem man dann aber auch so schnell wie möglich wegzieht, wenn sich andere Perspektiven ergeben. Man gäbe dem Viertel eine wichtige Funktion und eine Zukunft in der wachsenden Stadt.