ArtenschutzNaturschützer bauen Teiche für Kröten in Köln-Meschenich

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann hält eine große Box mit kleinen Kröten in der Hand. Er steht vor einem Gestrüpp auf einem Feld

Rieke Schluckebier und Naturschutzwartin Marlies Fontes bei der Auswilderung der Wechselkröten an einem der neuen Teiche.

Für die vom Aussterben bedrohte Wechselkröte werden in ganz Köln Teiche angelegt. In Meschenich wurden jetzt im Zoo gezüchtete Jungtiere ausgewildert. 

Langsam bewegen sich die jungen Wechselkröten unbeholfen ins flache Wasser des Teiches. Sie erkunden vorsichtig ihre neue Heimat in Meschenich. Drei Teiche wurden hier angelegt. Der Zoo setzt sich aktiv für bedrohte Tierarten ein. Dabei werden für mehr als tausend verschiedene Arten weltweit Zuchtprogramme koordiniert und Zuchtbücher geführt.

Auch heimische Tierarten sind vom Aussterben bedroht

Nahezu die Hälfte der so gemanagten Tierarten steht als „gefährdet“ auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN). Die wenigsten Tierfreunde wissen allerdings, dass sich der Zoo bei diesem Projekt auch um heimische Amphibien zum Auswildern kümmert. Dazu gehört auch die europaweit streng geschützte und stark gefährdete Wechselkröte. Sie kommt in Nordrhein-Westfalen nur in der Kölner Bucht vor.

„Seit Ende der 1980er Jahre sind ihre Bestände hier um mehr als 50 Prozent zurückgegangen“, berichtet Elmar Schmidt von der Nabu-Naturschutzstation Leverkusen-Köln. Dies sei durch Lebensraumverluste und seit Neuestem auch durch den Klimawandel begründet. Die flachen Laichgewässer würden durch die Hitze einfach zu früh austrocknen. „Die dort lebenden Kaulquappen sterben.“

Kölner Zoo, Nabu und Stadt Köln starteten Artenschutzprojekt 

Die Amphibienfreunde wollten sich damit nicht abfinden und starteten ein Hilfsprojekt. „Wichtig war, dass wir wieder geschützte Flächen für die Wechselkröten schaffen, in denen sie leben und sich vermehren können“, so Schmidt. Im Jahr 2014 wurde deshalb ein kooperatives Artenschutzprojekt ins Leben gerufen. „Nach fast zehn Jahren können wir heute sagen, dass dies ein Erfolg geworden ist.“ Mit dabei sind neben dem Nabu die Stadt Köln, der Kölner Zoo und die Kölner Stadtentwässerungsbetriebe (StEB).

Wenn die Amphibien im Frühjahr aus ihrer Winterstarre erwachen, suchen sie ihre Laichgewässer auf. Von April bis Mai ist Paarungszeit. Die Wechselkröten legen ihre Laichschnüre im flachen Wasser ab, die aus 200 bis 15.000 Eiern bestehen können. Das Männchen befruchtet diese dann außerhalb des Körpers des Weibchens. Flaches Wasser ist für die Fortpflanzung wichtig, weil es sich schnell erwärmt. Aus den befruchteten Eiern werden so Kaulquappen. Nach acht Wochen verwandeln sich diese in ausgewachsene Kröten, die dann wieder an Land gehen.

Ein Mann mit weißem Hemd, Safari-Weste und weißem Käppi steht auf einem Feld, im Hintergrund ist Gebüsch und blauer Himmel zu sehen.

Elmar Schmidt freut sich über die im Zoo aufgezogenen jungen Wechselkröten.

Sind die kleinen Wechselkröten groß genug, werden sie von Mitarbeitern der Naturschutzstation im Zoo abgeholt und in den neu gebauten Teichen ausgewildert. Wenn die Amphibien nach drei Jahren geschlechtsreif geworden sind, vermehren sie sich dort auch. Kreuzkröten, Teichfrösche und Teichmolche finden sich von ganz allein ein. Davon profitieren andere Tiere. Amphibien dienen zum Beispiel Mardern, Igeln, Schlangen und Reihern als Nahrung. „Sind die Kröten da, kommen auch irgendwann die anderen Tiere“, so Schmidt über die Nahrungsketten in der Natur.

Auch Feldvögel und Libellen profitieren von neuen Teichen in Köln

Insgesamt wurden seit dem Projekt-Start im Jahr 2014 zehn Teiche auf Kölner Stadtgebiet angelegt, unter anderem in den Stadtteilen Porz, Rodenkirchen und Chorweiler. „Wir geben den Tieren damit etwas zurück, was wir ihnen vor Jahren vielleicht aus Unwissenheit weggenommen haben“, erklärt Schmidt das Projekt mitten in den Feldern. Die genaue Lage der Biotope will er nicht verraten. „Wir hatten schon Vandalismus-Probleme und aus einem Teich in Immendorf wurde tatsächlich schon Laich gestohlen“, sagt Schmidt. „Wechselkröten nutzen Ackerflächen als Lebensräume. Die Teiche sind als Ergänzung nötig. Und sie dienen auch Feldvögeln als Tränke.  „Wir konnten zudem beobachten, dass viele Libellen dort ebenfalls eine Heimat gefunden haben“, berichtet Schmidt über den großen Erfolg des Projektes.  

KStA abonnieren