Geburtstag von Hans-Günther ObermaierFür seine Ideen bräuchte der Kölner Künstler noch einmal 80 Jahre

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Der Künstler am Schreibtisch

Hans-Günther Obermaier in seinem Atelier in Meschenich.

Hans-Günther Obermaier aus Meschenich ist 80 Jahre geworden. Seitdem hat sich viel verändert. Ein Rückblick.

Von den damaligen drei Initiatoren ist er als einziger übrig geblieben. „Viele meiner Weggefährten und Freunde kann ich heute nur noch auf dem Friedhof besuchen.“ Ein Grund für Traurigkeit ist das für ihn nicht. Zum Jubiläum hatte der Maler und Bildhauer zehn Tage lang sein Atelier auf Hochglanz gebracht und anlässlich des Jubiläums auch alte Arbeiten, aus seinen Anfängen, ausgestellt. „Dinge aus meiner Vorzeit, bevor ich mich ganz auf Holz konzentrierte.“

Die Themen und Werke aus den 1970er-Jahren sind erschreckend aktuell. In einer Maschine etwa versuchen die Menschen, die Erde zu verlassen, die nicht mehr lebenswert ist. Damals hat der ehemalige Bundesminister Hans Dietrich Genscher diese Maschine eingeweiht, erinnert sich Obermaier. Arbeiten, von denen er sich heute als Künstler nicht distanziert. Dennoch hat sich sein Tun in den Jahrzehnten natürlich gewandelt. Das „Morbide“ der Anfänge, die Anlehnung an Maler wie Hieronymus Bosch, ist nicht weg, es kehrt immer wieder. „Wir sind auch nicht immer nur die Fröhlichen.“

Auf einem Podest steht ein Holzschuh

Werke aus der neuen Reihe: Schuhmodelle aus heimischen Hölzern.

Wandbilder in Köln und Umgebung gestaltet

In den Anfängen arbeitete Obemaier hauptsächlich als Maler, entwarf Anfang der 1970er Jahre damals das erste große Wandbild, eine komplette Hausfassade, für eine Baulücke der Stadt in Zollstock an der Sibille-Hartmann-Straße. Es folgten viele weitere, großformatig bemalte Hausfassaden, in Mühlheim, in Rodenkirchen an der ehemaligen Ernst-Moritz-Arndt Schule, in Brühl und anderorts. Die meisten dieser großen Wandbemalungen sind heute aus dem Stadtbild verschwunden, wurden überbaut. Es waren Auftragsarbeiten von Firmen oder Investoren. Irgendwann gab Obermaier diese Arbeit dran. „Man stand über Monate auf einem Gerüst.“ Aber stolz ist er auf diese Zeit. „Ich war mit der Erste, der das in Köln machte.“

Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet Obermaier nur noch mit verschiedenen, einheimischen Hölzern, von der Kunst hat er von Beginn an gelebt. Männer an Werkbänken haben den 80-Jährigen schon immer fasziniert, sein Großvater war Holzbildhauer und Zimmermeister. „Das Holz liegt in der Familie. Aber so ein langer Lebenslauf und vor allem als Künstler geht oftmals krumme Wege“, sagt der Meschenicher und seit Corona sei vieles noch schwieriger geworden.

Ein Erdmännchen aus Holz

Vor der Schuhreihe fertigte Hans-Günther Obermaier Erdmännchen aus Holz.

Hans-Günther Obermaier: „Kunst ist immer politisch“

Seine Werke sind allesamt Unikate, besonders gelungene Werke lässt er aber in Bronze gießen, um eine Vervielfältigungsmöglichkeit zu haben. Die Urform ist immer aus Holz. Ein bis zwei Jahre arbeitet er an einem Thema. Früher hat er das Holz oft bemalt, gefasst, wie der Künstler das nennt. Die Fassmalerei ist eine jahrhundertealte Technik, die, mit Kreide grundiert, die farbliche Gestaltung der Objekte ermöglicht. Die Arbeiten dauern lange. „Das macht es dann auch teuer.“ Der Künstler hat immer Themenkreise, im letzten Jahr waren es Erdmännchen, aus der Reihe ist noch ein einziges übrig: „Die Kölner haben die Erdmännchen geliebt.“ Derzeit sind es Schuhmodelle, die er aus heimischen Hölzern entstehen lässt. Ein Schuh aus seiner neuen Reihe verschiedener Schuhmodelle kostet 850 Euro.

Ein Schiff aus Holz

Obermaiers Lieblingswerk ist die „Arche“, wo rücksichtslose Machtmenschen über die Tiere herfahren.

Sein Lieblingswerk derzeit ist allerdings seine Interpretation der Arche. Eine Gesellschaft von vermeintlich wichtigen Persönlichkeiten – Donald Trump, Ursula von der Leyen, Xi Jinping, Wladimir Putin und Greta Thunberg – sitzt oben auf der Arche und walzt über die Tierwelt hinweg, eine verdrehte archaische Betrachtung. Obermaier war schon immer politisch und sagt: „Kunst ist immer politisch, auch wenn jemand sein ganzes Leben nur Seerosen malt.“

Ans Aufhören denkt der 80-Jährige nicht. „Ich spüre die 80 nicht, ich arbeite ja gerne. Ich müsste noch einmal 80 werden, um meine ganzen Ideen verwirklichen zu können.“


In der Kernzeit von 13 bis 17 Uhr ist Obermaier täglich anzutreffen, Brühler Landstraße 428, Dorfschule Meschenich. Telefon: 02232/68769

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