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Gebäude gesuchtTierschützer wollen freilaufende Katzen vom Kölner Großmarkt retten

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Mindestens 150 Katzen leben auf dem Großmarktgelände in Raderberg, die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich wesentlich höher.

Mindestens 150 Katzen leben auf dem Großmarktgelände in Raderberg, die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich wesentlich höher.

Seit vielen Jahren leben freilaufende Katzen auf dem Kölner Großmarkt. Ende des Jahres wird dort der Betrieb eingestellt. Tierschützer wollen sie retten.

Während Bruno Spatola Nassfutter auf die Teller gibt, öffnet Mania Leveringhaus den Sack mit Trockenfutter und füllt damit den Teller auf. Der ehemalige Großmarkthändler und die Tierschützerin sind ein eingespieltes Team. Seit Wochen kommen sie abends, um die Katzen auf dem Großmarkt in Raderberg zu versorgen. Oft werden sie dabei von Mitstreitern vom „Katzenschutzbund Köln“ und „Straßenkatzen Köln“ unterstützt. Die Gemüse- und Salatabfälle fressen die Tiere nicht.

Auf dem Großmarkt leben rund 150 freilaufende Katzen. „Die Dunkelziffer ist sicher deutlich höher“, sagt Leveringhaus. Zum Teil wurden die Tiere von Händlern gezielt angesiedelt, um Mäuse und Ratten zu fangen. „Die meisten Katzen sind extrem menschenscheu“, schildert Gabriela Biesek von der Katzenrettung Köln.

Gabriela Biesek, Mania Levringhaus, Bruno Spatola , Cerstin Heinrichs und ihre Mitstreiter wollen die freilebenden Katzen vom Großmarkt umsiedeln.

Gabriela Biesek, Mania Leveringhaus, Bruno Spatola und Cerstin Heinrichs (v.l.) wollen die freilebenden Katzen vom Großmarkt umsiedeln.

Ende des Jahres läuft der Großmarkt aus. Die Katzen drohen zu verwahrlosen, krank zu werden und in benachbarte Stadtteile abzuwandern. „Schon heute sind die Katzen ausgehungert, verwildert und viele sind krank“, erklärt Levringhaus. Viele der noch am Großmarkt ansässigen Händler kümmern sich schon heute – anders als Spatola - nicht mehr. „Es ist traurig zu sehen, wie es den Katzen geht. Sie verwildern immer mehr“, sagt er.

Tierschützer wollen Katzen umsiedeln

Deshalb haben die Tierschützer einen Rettungsplan ausgearbeitet: „Wir wollen die Katzen einfangen, medizinisch versorgen, kastrieren lassen und sie dann umsiedeln“, erklärt Projektleiterin Leveringhaus. Vermitteln könne man die wenigsten der Katzen, da die meisten seit Jahren frei leben und sich nicht für eine Wohnungshaltung eignen. „Vermitteln kann man eigentlich nur die Kitten“, sagt Biesek. Für die Umsiedlung stehe man in Kontakt zu anderen Tierschutzvereinen, die geeignete Grundstücke hätten, sagt Leveringhaus.

Für das Projekt brauchen die Tierschützer finanzielle Unterstützung und ein leerstehendes Gebäude in der Nähe des Großmarktes. „Dort müssen die Katzen erst in Quarantäne und medizinisch versorgt werden“, erläutert Leveringhaus. Das braucht Zeit. „Es ist ein Mammutprojekt. Die Katzen lassen sich auf dem großen, verwinkelten Gelände, auf dem schon manche Bereiche abgesperrt sind, nicht leicht einfangen“, erklärt sie.

Levringhaus ist im Austausch mit dem Veterinäramt. Die Stadt erklärt auf Nachfrage, sie prüfe das Konzept. „Eine finale Entscheidung steht noch aus“, so eine Stadtsprecherin.

Ein Mann und eine Frau füllen Katzenfutter auf Tellerchen, die Frau füllt Wasser in einen Napf.

Bruno Spatola und Mania Leveringhaus füttern täglich die Katzen auf dem Kölner Großmarkt.

Auch die Rodenkirchener Lokalpolitiker beschäftigen sich mit Thema. In ihrer Sitzung Ende Juni brachte die SPD einen Antrag ein, in dem sie das Anliegen der Tierschützer unterstützt. „Die medizinische Versorgung und das Kastrieren halte man für sinnvoll, aber die Umsiedlung der Katzen nicht, erklärte Christoph Schykowski, CDU. „Wenn auf dem Großmarkt keine Katzen mehr sind, werden sich die Ratten und Mäuse vermehren, und dann wandern diese ab in die benachbarten Stadtteile“, meinte er. „Dieses Problem wurde von Menschen geschaffen und wir sollten auch jetzt die Verantwortung für diese Katzen übernehmen“, entgegnete Timon Marland, SPD. Dem Ratten- und Mäuseproblem könne man auch mit anderen Mitteln Herr werden.

Die Grünen begrüßten den Antrag, wollten aber der Forderung nach einem Gebäude nicht ohne weiteres zustimmen. „Dieser Aspekt ist neu, hier ergeben sich für uns fachliche Fragen, die wir nicht beantworten können“, sagte Oliver Ismail, Bündnis 90/Die Grünen. Der Antrag wurde – ohne die Forderung nach dem Gebäude – mehrheitlich bei einer Stimme Enthaltung und drei Gegenstimmen der CDU angenommen.

Gebäude für Katzen-Quarantäne gesucht

„Das Gebäude ist absolut notwendig für das Projekt, und die Zeit drängt“, sagt Leveringhaus. Mit dem Einfangen der Tiere – das wird mittels Lebendfallen geschehen – könne man erst beginnen, wenn man einen Ort habe, wo man die Katzen für die Versorgung und Kastration unterbringen könne. „Die Tierheime und Pflegestellen können das nicht leisten, es sind viel zu viele Katzen und die Einrichtungen sind ohnehin schon voll“, sagt Cerstin Heinrichs vom Katzenschutzbund Köln.

Der Verein wie auch die Katzenrettung Köln kümmern sich bereits seit Jahren um die Katzen auf dem Großmarkt. Sie haben schon etliche Tiere kastrieren lassen und handeln damit ganz im Sinne der Stadt, die 2018 eine Kastrationsverordnung für freilaufende Katzen erließ. „Die meisten Katzen mussten wir aber wieder auf den Großmarkt zurückbringen, weil es keinen anderen Ort für sie gab“, berichten Heinrichs und Biesek.

Auf die Nachricht vom Liegenschaftsamt, dass die Stadt nicht bereit sei, ein Gebäude zur Verfügung zu stellen, reagiert Mania Leveringhaus mit Unverständnis: „Damit haben wir absolut nicht gerechnet, und wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen“, sagt sie. Der Großmarkt sei städtisches Gelände und somit habe die Stadt auch eine Pflicht, sich um die dort frei lebenden Katzen zu kümmern. „Wir sind bereit, die ganze Arbeit zu übernehmen, dafür brauchen wir aber dringend ein Gebäude“, betont sie. Sie hat die Stadt auf das Tierschutzgesetz hingewiesen, das unter anderem anordnet, dass Tiere ihrer Art und Bedürfnissen entsprechend angemessen ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht werden müssen. Die Tierschützer wollen um ein Gebäude kämpfen – auch mittels einer Petition.