Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Rheinufer in RodenkirchenNeubau mit historischen Nachbarn

Lesezeit 3 Minuten

Noch ist nur die Tiefgarage des Neubaus an der Hauptstraße zu sehen. Vier Wohnungen sollen hier entstehen. Bauherr Manfred Hecker (r.) ist in dem Haus groß geworden, das ursprünglich dort stand.

Rodenkirchen – Wenn das Tor zum Grundstück an der Hauptstraße 15 offen steht, nutzen Passanten die Gelegenheit, neugierig hinein zu lugen. Auf einem schmalen Streifen zwischen der Straße und dem Rhein entsteht ein Neubau. Das alte Einfamilienhaus war im Herbst abgebrochen worden. Schon damals kam die Frage auf, ob der geplante Neubau wohl ins historische Ortsbild passt. In der Nachbarschaft stehen die Villa Malta im Stil des Historismus, die neugotische Kirche St. Maternus und das charmante Backstein-Pfarrhaus aus dem 19. Jahrhundert.

Bauherr Manfred Hecker beschwichtigt: „Das wird alles nicht so groß wie es aussieht“, sagt er. Im Moment sei nur die Kellerdecke zu sehen. Der eigentliche Baukubus werde vom Grundmaß her viel kleiner, zur Baufläche gehörten eine Terrasse und eine breite Hofeinfahrt. Rund zehn Meter hoch wird der Flachdachbau mit großen Fensterfronten und einer Wohnfläche von 800 Quadratmetern für vier Mietwohnungen. Das Mehrfamilienhaus wird nach den Entwürfen des Marienburger Architektenbüros Kostulski im zeitgenössischen Stil mit einer Steinfassade ähnlich dem Museum Kolumba gestaltet. Im Zuge der Bauarbeiten wurden vier Bäume gefällt, darunter eine alte Kastanie. An der Stelle ist die Zufahrt zur Tiefgarage geplant. Der Baum sei bereits geschädigt gewesen, sagt Hecker.

Erhaltungssatzung

Einige Rodenkirchener und der Vorstand der benachbarten Pfarrgemeinde kritisieren das Projekt. Sie hatten anfangs auf die Erhaltungssatzung von 1987 gepocht in ihrem Bemühen, den Neubau zu verhindern. Entsprechend dieser Satzung gilt das Ortsbild in dem Bereich an der Hauptstraße als erhaltungswürdig. Das heißt, dass beim Abbruch von Gebäuden oder sonstigen Veränderungen behördliche Genehmigungen erforderlich sind. Stadtplanung, Bauaufsicht und Umweltamt hatten offenbar keine Einwände und erteilten die Erlaubnis. Das frühere Wohnhaus sei nach dem Krieg erheblich verändert worden und weder erhaltenswürdig noch Stadtbild prägend gewesen, sagt Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes.

„Ich bin in dem Haus groß geworden, und bis 2012 hat meine Mutter darin gelebt“, erzählt Manfred Hecker. Es sei um 1920 errichtet und in den 60er Jahren immer wieder umgebaut worden. Eineinhalb Jahre hätten er und seine Familie nach dem Tod der Mutter überlegt, ob das Grundstück an einen fremden Investor verkauft werden oder ob es in Familienbesitz bleiben solle. Eine Sanierung sei wegen des Grundrisses und der hohen Kosten nicht in Frage gekommen, betont der Jurist Hecker. Ende 2015 soll das Haus fertig sein. Eine Mieterin steht schon fest – eine Tochter des Bauherrn mit Familie will einziehen.

Vorher soll eine Unstimmigkeit mit der Kirchengemeinde beigelegt werden. Es geht um die Mauer zum Pfarrgarten. Aus Gründen der Verkehrssicherheit müsse diese zwei Meter hoch sein. Die Mauer auf dem Kirchengrundstück misst nur eineinhalb Meter. Der Bauherr würde am liebsten die Friedhofsmauer erhöhen und die Holzwand durch eine gemauerte ersetzen. Die Pfarrgemeinde stimmt dem bislang nicht zu. Beides solle nicht verändert werden, heißt es in einem Schreiben. „Das haben wir so beschlossen und daran halten wir fest“, sagt Stefan Kaiser vom Kirchenvorstand. Bauherr Hecker hofft, dass es eine sinnvolle und „auch im Sinne der Kirche optimale Lösung“ geben werde,