Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Neubaugebiet RodenkirchenWohnen auf dem Wurstfabrik-Gelände

Lesezeit 3 Minuten

Die Gebäude der früheren Wurstfabrik an der Konrad-Adenauer-Straße. Nur der Schornstein im Hintergrund soll bleiben – als Symbol für die industrielle Vergangenheit.

Rodenkirchen – Einst stellte die Firma Waltner Fleisch- und Wurstwaren auf dem Gelände an der Konrad-Adenauer-Straße her. Seit mehr als zehn Jahren steht der Gebäudekomplex weitgehend leer: ein ehemaliger Bunker, extrem stabil gebaut mit viel Beton und entsprechend schwierig abzubrechen. Wahrscheinlich existieren die Gebäude nur deshalb noch. Doch ihre Tage sind gezählt.

Im Zuge der Neubebauung des Areals zwischen Konrad-Adenauer-, Friedrich-Ebert- und Bahnstraße soll der Komplex verschwinden. Bleiben soll nur der schlanke Schornstein – als Erinnerung an frühere Zeiten, wie Eigentümer und Investor Peter Waltner sagt. Eine Sprengung der Gebäude werde trotz der Massivität nicht nötig sein, versicherte er bei der öffentlichen Vorstellung des Neubauprojektes, das den Namen „Bahnstraße“ tragen wird. Heutzutage würden die Betonmauern Stück für Stück zerschnitten.

Die ehemalige Wurstfabrik, eine alte Papierfabrik und die Halle der Kammeroper sind sichere Abrisskandidaten. Wenn das rund vier Hektar große Gelände neu bebaut und gestaltet wird, sollen die Gebäude weichen. So entsteht Platz für 270 Miet- und 70 Eigentumswohnungen. Auch ein Hochhaus mit 14 Geschossen ist vorgesehen, ein grüner Anger und Wasserläufe sind geplant sowie 800 Quadratmeter für Gewerbe, eine Kindertagesstätte, zwei Tiefgaragen mit 500 Plätzen. Frühestens von 2015 an will Waltner, der das Projekt mit dem Architektenteam Professor Johannes Kister und Frederik Jaspert sowie Vertretern des Stadtplanungsamtes vorstellte, mit dem Bau beginnen.

Skeptisch zeigten sich bei der Veranstaltung einige Bürger hinsichtlich des 14-geschossigen Hochhauses. Eine solche Höhe sei unpassend für Rodenkirchen. Stadtplaner, Investor und Architekten glauben allerdings, dass sich die Häuser gut in die Silhouette von Rodenkirchen einfügen würden. „Punktuell sind schon Hochhäuser vorhanden“, sagte Johannes Kister. Am Rheinufer steht ein 52 Meter hohes Gebäude im Concordia-Wohnpark, das Bezirksrathaus hat neun und das Geschäfts- und Wohnzentrum Sommershof mehr als zehn Geschosse.

Verkehr bereitet Sorgen

Sorge bereitete den Bürgern offenbar auch die Zunahme des Verkehrs. Eine städtische Gutachterin rechnete zwar vor, dass im Ortskern von Rodenkirchen nur mit einem mittleren Zuwachs von rund 40 Fahrzeugen pro Tag zu rechnen sei. Das jedoch bezweifelten die Zuhörer energisch. Besonders gravierend sei schon jetzt das Parkplatzproblem in dem Bereich, beklagten mehrere Zuhörer.

Im Zuge der Neubebauung soll auch die bisherige Wirkungsstätte der Kammeroper auf dem Gelände weichen. Peter Waltner hat für das private Kölner Musiktheater eine neue Unterkunft an der Konrad-Adenauer-Straße eingeplant, doch bislang konnten sich beide Parteien nicht über die Miete einigen. Ein wenig sei man inzwischen aufeinander zugegangen, beteuerten beide Parteien. Die Sprecherin der Kammeroper, Christina Herrmann, zeigte sich dennoch skeptisch. Viel Eigenleistung sei nötig, um die neue Halle ausstatten zu können. Ohne finanzielle Zuschüsse sei das nicht zu stemmen. Bis Mitte Februar soll eine Entscheidung fallen. Zuvor soll es noch Gespräche geben, zu denen auch Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach eingeladen ist.

Auch die Rodenkirchener Jugend-Kunstschule hat ihren Sitz in einem der zum Abriss vorgesehenen Gebäude. Leiterin Ingeburg Zimmermann möchte „erst einmal die weitere Entwicklung abwarten“. Sie sei aber interessiert daran, auf dem Gelände zu bleiben, sagte sie im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Gelassen gibt sich auch die Johanniter-Unfall-Hilfe. An der Friedrich-Ebert-Straße sind der ehrenamtliche Katastrophenschutz mit Fahrzeughalle, eine Sozialstation und eine Seniorenberatung untergebracht. „Wir sind da ganz entspannt“, sagte Reinhold Lapp-Scheben, Regionalvorstand der Johanniter Köln. „Unser Mietvertrag ist erst im November verlängert worden mit der Sonder-Option auf eine kurzfristige Kündigung.“ Wenn nötig, könne man in Rodenkirchen auch andere Unterkünfte finden. Neubauplanungen habe es schon vor vielen Jahren gegeben, die hätten sich damals aber zerschlagen.

Bis zum 10. Februar können Bürger schriftliche Stellungnahmen zum Projekt per Brief oder E-Mail an den Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Mike Homann, Hauptstraße 85, 50996 Köln richten. mike.homann@stadt-koeln.de