Im Interview kritisiert Simon Schwieren die fehlende Unterstützung vom Festkomitee Kölner Karneval für die Zugleiter in den Kölner Veedeln.
Interview mit Rodenkirchens Zugleiter„Der Karneval in den Veedeln ist in Gefahr“ – Kritik am Festkomitee Kölner Karneval

Zugleiter Simon Schwieren aus Rodenkirchen nimmt kein Blatt vor den Mund.
Copyright: Sandra Milden
Seit sechs Jahren ist Simon Schwieren Zugleiter des Rodenkirchener Karnevalszugs, der von der IG Rodenkirchener Karneval organisiert wird. Er vermisst die Unterstützung für die Veedel aus der Innenstadt, genauer gesagt vom Festkomitee Kölner Karneval.
Der Zoch am Karnevalssonntag kütt?
Simon Schwieren: Ja. Aber die DNA des Karnevals, der Karneval in den Veedeln, ist in Gefahr. In Corona hat das Festkomitee Karneval die Wichtigkeit der Veedel herausgestellt. Wir Zugleiter haben gedacht, nach Corona wird sich der Zusammenhalt zeigen. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist schwieriger, anstrengender und teurer geworden. Und alle Veedel stehen wieder für sich.
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Wie ist die Lage in Rodenkirchen?
Wir sind der am stärksten wachsende Bezirk. Immer mehr Besucher bei gleich bleibender Fläche. Die Sicherheit für Beteiligte und Zuschauer kann ich nur gewährleisten, wenn ich die Zugstrecke entzerre und verlängere. Das kostet alles Geld. Ich habe viel mehr Auflagen und jedes Schild mehr, jede Beschilderung für Umleitungen der Bushaltestellen, jede Ordnungskraft mehr – alles kostet.
Rodenkirchen ist ganz gut aufgestellt?
Ja, das stimmt. Der Zollstocker Dienstagszug ist in diesem Jahr in großen Teilen seinem Vorsitzenden Michael Siegenbruck zu verdanken, der einen unglaublichen Aufwand betrieben hat, an private Spenden zu kommen. Sonst wäre der Zug nicht gegangen.
Was wäre Ihr Vorschlag?
Im Festkomitee gibt es für alles eine klare Stellenbeschreibung, einen ganzen Stab von Mitarbeitern. Aber das Wertvollste, einen Ansprechpartner für die Veedel, gibt es nicht. Wir brauchen eine Schnittstelle, um Fragen zu Auflagen, Zugstreckenposten, Wagenengeln, Sicherheitskonzepten, Absperrungen, sprich, zu allem, was dazu gehört, alle im gleichen Umfang, beantwortet zu bekommen.
Gibt es Unterschiede zur Innenstadt?
Das ist das Verrückte. Jeder Zugleiter in Köln bekommt vom Amt dasselbe Schriftstück wie die der größeren Karnevalszüge. Nur im Veedel gibt es neben dem Zugleiter eben nur wenige ehrenamtliche Helfer, für die es in der Innenstadt eine Planungsstelle gibt. Die Auflagen sind zu hoch, für viele Veedel auch nicht mehr leistbar. Alles ist teurer geworden. Alleine Musikkapellen kosten viel mehr als noch letztes Jahr.
Was ist die Konsequenz?
Der Karneval generell ist für viele nicht mehr bezahlbar. Dabei ist der Karneval ein hohes Gut, für das Köln nach außen steht. Das Gemeinsame, zusammen fiere, das geht verloren. Die Kartenpreise für Sitzungen, die Getränkepreise in der Innenstadt? Wer kann sich das denn noch leisten? Die Prinzenproklamation findet unter Ausschluss der meisten Kölner statt, die nicht zum „who is who“ der Stadt gehören. Was macht der Rest? Die „PriPro“ im Fernsehen anschauen? Viele fragen, was aus dem Karneval geworden ist.
Was wünschen Sie sich?
Ein offenes Gespräch mit Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und den Zugleitern. Über die Situation der Züge in den Veedeln. Er lebt doch mit Herz und Seele den Karneval. Wir brauchen Unterstützung und gemeinsame Konzepte.
Was wären denn Themen?
Wie geht es mit dem Karneval weiter? Eine Bühne für Jugendliche am Hohenzollernring ist ein nettes Konzept. Aber was hat das mit den Veedeln zu tun? Und wenn es in den Veedeln keine Züge mehr gibt, haben wir ganz andere Probleme. Gastronomische zum Beispiel. Oder die Nachhaltigkeit. Letztes Jahr war das noch Thema. Dieses Jahr spricht da keiner mehr von. Da könnten wir alle gemeinsam dran arbeiten. Das ganze Plastik aus den Zügen herauszuhalten, muss ein Ziel aller sein. Das Verhalten der Zuschauer hat sich verändert, auch im Zug wird mehr nach Qualität geschaut. Eine Einkaufsgenossenschaft Kölner Karneval wäre eine Lösung, wo alle Veedelszüge gutes, bezahlbares Wurfmaterial bestellen können. Da würde ich dem Festkomitee aus dem Veedel heraus die Hand reichen und aktiv ins Gespräch kommen wollen.
Machen Sie weiter?
Ja! Mit einem kritischen Blick auf das Amt des Zugleiters im Veedel. Aber immer mit dem Dank an alle ehrenamtlichen Zugleiter und Helfer, die örtliche Polizei und das Ordnungsamt vor Ort, die sich Jahr für Jahr ins Zeug legen, damit die Züge Freude in die Veedel bringen.


