Konzertreihe „Cantavino“Kölner Musiker machen aus dem Geschmack von Wein eine Melodie

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Die Sängerin auf der Bühne.

Sängerin Christina Lösch hat das Projekt „Cantavino“ entwickelt.

Aus Wein werden Assoziationen, aus den Bildern im Kopf entsteht eine Melodie. Das ist das Konzept hinter der Konzertreihe von Sängerin Christina Lösch aus Sürth.

Wie hört sich der Geschmack reifer Pflaumen an? Wie der einer steinigen Landschaft und wie der einer Erinnerung, hervorgerufen durch den Genuss eines guten Weines? Fragen dieser Art spüren Sängerin und Gitarristin Christina Lösch und ihre Musiker in ihrem neuartigen Musikprojekt „Cantavino“ nach.

Die Idee dazu kam der 58-Jährigen – natürlich – bei einem guten Glas Wein im Sommer vor zwei Jahren, nachdem sie gerade von einer Fortbildung zu experimenteller Musik aus Südfrankreich in ihren Wohnort Sürth zurückgekehrt war. Den experimentellen Ansatz verfolgt die ausgebildete, klassische Sängerin schon seit vielen Jahren. „Dort geht es vor allem um Ausdruck. Gefühl und Stimme stehen im Vordergrund, die Technik – anders als beim klassischen Gesang – im Hintergrund. Das fasziniert mich, es befreit von einem starren Gerüst“, beschreibt Lösch. Gute Weine, so die Musikerin, seien komplex, vielschichtig und riefen viele Emotionen hervor. „So kam mir der Gedanke, die Sinneseindrücke von Wein in direkten Ausdruck zu verwandeln, in Ton und Melodien“, erzählt sie.

Bei dem Cantavino-Konzert wird aus dem Wein eine Melodie

Sie teilte ihre Idee ihren Musikern und die waren begeistert. „Einer von ihnen ist Tee-Profi mit eigenem Teehaus und von daher auch sehr geübt darin, Geschmack in Worten zu beschreiben“, berichtet Lösch. Nur zwei Monate später setzten die Musiker die Idee in die Tat um und gaben ihr erstes Cantavino-Konzert in einem kleinen Studio in der Neustadt-Süd.

„Alle – Publikum und Musiker – bekommen Wein ins Glas. Dann riechen wir, trinken, schmecken, horchen in uns hinein und lassen unseren Assoziationen freien Lauf“, schildert Lösch. Ihre Assoziationen, zum Beispiel ein wilder Gebirgsbach, eine steinige Landschaft oder galoppierende Pferde, teilen die Musiker untereinander und mit den Gästen. „Das dauert ein paar Minuten, wir sind sehr konzentriert und dann beginnt einer – meist der Bassist – dieses Bild in Musik zu übersetzen. Die anderen steigen ein. Es entwickelt sich ein Stück, in dem wir uns aufeinander beziehen. Es können Melodien kommen, Tonhöhen, Worte – was sich ergibt“, erläutert Lösch. Das Publikum hört zu, lässt sich nachschenken, nimmt Anteil und tauscht sich im Anschluss an die Improvisation mit den Musikern aus.

Cantavino: Bei jedem Konzert werden drei Weine verkostet

Die Stücke dauern um die vier bis zehn Minuten. Bei einem Konzert werden drei Weine verkostet. Die sucht Tonstudio-Inhaber und Weinkenner Herbert Groß aus. „Es sind immer sehr unterschiedliche, hochwertige Weine“, sagt er. Dass die Assoziationen, die der jeweilige Wein bei den Musikern auslöst, komplett konträr seien, sei noch nie vorgekommen. „Wir kennen uns sehr gut und ticken ähnlich. Aber vor allem steuert der Wein. Bei einem fruchtigen, süßen Geschmack wird kaum jemand ein Steinfeld assoziieren“, sagt Lösch.

Sechs Cantavino-Konzerte haben die Musiker bisher gegeben. „Das Feedback ist sehr positiv. Die Leute finden es spannend und sagen, dass sie ganz neue Erfahrungen gemacht hätten“, berichtet Groß. Der Wein-Konzert-Abend dauert zwischen 60 und 90 Minuten, inklusive Pause, und kostet 38 Euro. Je nach Weinen kann es auch teurer werden.


Das nächste Cantavino-Konzert findet am Sonntag, 12. November, um 17 Uhr in der Konzertwerkstatt an der Michaelstraße 2b, Pantaleons-Viertel, statt. 20 Gäste finden dort Platz, eine Anmeldung über die Website oder per Telefon ist erforderlich.

Konzertwerkstatt, Telefon: 0221/92 33 270, www.cantavino.de

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