Schmuckstück am RheinVerlassene Villa von Staranwalt Birkenstock vor Abriss?

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Die verlassene Villa des  2018 verstorbenen Staranwalts Reinhard Birkenstock.            

Köln-Sürth – Am Rheinufer 1. Was für eine Adresse! Hier steht die über 100 Jahre alte Villa, in der zuletzt Kölns bekannter Strafverteidiger Reinhard Birkenstock wohnte. Seine Kanzlei war eine Zeit lang im Nebengebäude untergebracht, bis die Kollegen auf die Breite Straße zogen. Der Blick geht auf den Rhein über die Rheinauen. Kurze Zeit stand die Villa samt Nebengebäude für knapp 3,5 Millionen Euro zum Verkauf.

Doch mittlerweile ist die Anzeige inaktiv, und so machen sich die Nachbarn Sorgen. Spekulationen um die Zukunft der Villa sind Gesprächsthema im Stadtteil. „Es ist ein wunderschönes Haus. Es sollte erhalten bleiben“, meint ein direkter Nachbar.

Haus hat keinen Denkmalschutz

In der Nachbarschaft munkelt man, dass die Villa abgerissen werden soll – zugunsten einer exklusiven Wohnanlage mit mehreren Eigentumswohnungen. Unwahrscheinlich ist das nicht.

Angeklopft hat bei der Stadt im September letzten Jahres ein Architekt. „Auf Anfrage hat die Stadt Köln mitgeteilt, dass das Haus nicht in die Denkmalliste eingetragen ist. Eine nachträgliche Eintragung ist nicht möglich“, teilt die Pressestelle der Stadt mit. Damit ist ein Abriss durchaus möglich. Tatsächlich lässt auch die inaktive Verkaufsanzeige eine solche Vermutung zu. „Die Grundstücke werden nur zusammen verkauft, um dem neuen Eigentümer alle Möglichkeiten einer Weiterentwicklung und individuellen Nutzung zu ermöglichen“, hieß es dort.

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Die verlassene Villa am Rhein

Reinhard Birkenstock war im Juni 2018 im Alter von 73 Jahren verstorben. Knapp ein Jahr zuvor, im November 2017, verstarb seine Frau Johanna im Alter von 67 Jahren. Birkenstock war in zahlreichen spektakulären Gerichtsprozessen als Anwalt tätig. Er vertrat den Wettermoderator Jörg Kachelmann oder den wegen Spionage angeklagten ehemaligen SPD-Geschäftsführer Karl Wienand. Er verteidigte auch den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi. Birkenstocks Sohn, Filmemacher Arne Birkenstock, drehte einen Dokumentarfilm über den Fall. Angaben über die Zukunft des Hauses kann er nicht machen. „Meine leiblichen Geschwister und ich haben mit dem Erbe nichts zu tun“, gab er auf telefonische Rückfrage an.

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„Es wäre schön, wenn die Villa Bestandsschutz hätte und saniert wird“, sagt der Nachbar. Lohnen würde es sich allemal. Eichenparkett, bodentiefe Fenster, ein Kaminofen, Stuckdecken, Sauna, Pool, Parkplätze und zwei Tiefgaragenstellplätze gehören zum Bestand. „Es ist ein Kulturgut, das erhalten werden soll“, hofft der Nachbar aus der gleichen Straße.

Gebäude war einst eine Postagentur

Tatsächlich war das Gebäude vor über 100 Jahren die erste Postagentur. Über den Rhein wurden von hier aus, so heißt es in einer historischen Schrift, die Briefe und Pakete rheinauf- und rheinabwärts transportiert und auch nach Langel auf der gegenüberliegenden Rheinseite gebracht.

Sorgen machen sich die Nachbarn auch über den alten Baumbestand auf dem Grundstück, falls das Gebäude einer Luxusbebauung weichen sollte. Derzeit liegt der Stadt noch kein Antrag auf Baumfällung vor. Eine Baugenehmigung ebenfalls noch nicht beantragt, teilt die Stadt mit.

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