Ohne Regeln, ohne Anleitung. Maren Busch erlebt beim Tanzen pure Lebensfreude. Jetzt lädt sie Gleichgesinnte in einen Raum in Köln-Weiß ein.
Einfach TanzenKölnerin lädt Frauen zur Auszeit vom Alltag ein

Bei Maren Busch (Mitte) treffen sich Gleichgesinnte, um einfach zu tanzen.
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Der Elektrobeat brummt, die Diskokugel wirft bunte Lichtpunkte an die Wand. Frauen jeden Alters bewegen sich im eigenen Rhythmus, tanzen barfuß, auf Socken, in Schuhen oder Tanzschuhen und lassen sich einfach auf sich selbst ein. Bei Maren Busch kommen jeden Dienstagabend und seit Mai auch donnerstags, Gleichgesinnte zusammen, um Buschs Motto zu folgen: Tanzen, einfach tanzen.
Neben elektronischen Beats, läuft mal Latin, Swing oder auch Aktuelles. Hauptsache der Beat stimmt. „Keep on dancing“ ist immer der erste und letzte Song. Getanzt wird 90 Minuten am Stück. Busch schneidet dafür ihr eigenes Set zusammen. „Das macht mir totalen Spaß, auch wenn ich überhaupt keinen musikalischen Hintergrund habe“, sagt die 45-Jährige.
Eingeladen ist jeder, der einfach tanzen will. „Viele sagen, sie können nicht tanzen, dann sind sie eigentlich genau richtig. Es ist wie eine Party, nur dass man am nächsten Morgen keinen Kater hat. Beim Rausgehen sind Unsicherheiten und Übergriffigkeiten bei uns Frauen auch oft ein Thema,“ sagt Busch. Diese Problematik falle bei ihrem Konzept ebenfalls weg. Bei ihr steht die Freude am Tanzen im Vordergrund, frei von Erwartungen, ohne Anleitung oder Unterrichtscharakter.
Kellerraum an der Ringstraße in Köln-Weiß zur Tanzfläche umfunktioniert
Ihr Format war für Maren Busch eine Selbsttherapie: Nach einer ersten Krebsdiagnose 2021 und ein Jahr später erneut war sie am Ende. „Rückblickend kann ich sagen, dass mir das Tanzen mental und körperlich aus meinem desolaten Zustand geholfen hat“, sagt die zweifache Mutter. Karneval 2023 wollte sie wieder tanzen, einiges hatte sie ausprobiert. Alternatives, Tanzen nach Anleitung. Mit Partner? Für sie war das nicht das Richtige. „Für mich tanzen könnte ich immer,“ hatte sie zu einer Freundin nach der Reha gesagt. „Dann mach es doch“, war ihre Antwort.
Anfang des Jahres fand sie für drei Monate einen Raum bei den Zwischennutzern an der Ringstraße. Seit Anfang April ist sie auf dem Gelände der Lordation II, an der Weißer Hauptstraße, in einem kleinen Raum am Ende des Geländes ansässig.
Die schäbige Kellerhalle hat Busch mit Familie und Freunden in kurzer Zeit in einen Partyraum verwandelt. Ein paar Lichter aus dem Keller, ein paar Bretter als Garderobe. Die Familie half, den Boden zu legen. „Leidenschaft geht für mich vor Professionalität“, sagt sie und legte los. Derzeit wird auf gut 30 Quadratmetern getanzt, die doppelte Fläche ist möglich. Einige Damen brauchen Zeit, in den eigenen Rhythmus zu finden, andere sprechen schon von Tanztherapie. „Ich habe drei Kilo abgenommen. Im Sommer ziehe ich wieder einen Bikini an“, erklärt Dani, die aus Poll kommt und ihren Bauch seit Anfang des Jahres „wegtanzt“. Sie ist von Beginn an dabei und hat eine Freundin mitgebracht. Heike aus Sürth tanzt sowieso gerne, auch auf Partys. „Warum dann nicht auch in Gemeinschaft?“, fragt sie.
Gespräche, Freundschaften entwickeln sich. „Wir sind hier eine Gemeinschaft, die der Wunsch nach einer Auszeit im Alltag eint“. Ob zehn oder zwanzig Teilnehmerinnen kommen, ist Busch egal. Die Energie hängt nicht von der Personenzahl ab. Getanzt wird wild durcheinander. Musikwünsche werden eingearbeitet. Das Tanzen hat die Frauen, die schon länger dabei sind, schon verändert. Sie seien selbstbewusster, erklären sie. Dienstags und neuerdings auch donnerstags wird immer von 19 bis 20.30 Uhr getanzt. Dreimal tanzen kostet 30 Euro. Weißer Straße 147.
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