Laut Polizei hat ein Feuer im Kamin den Brand ausgelöst. Der 68-jährige Bewohner hatte offenbar Raketen und Feuerwerkskörper gelagert.
Pyrotechnik gefährdet EinsatzkräfteBewohner berichtet von Flucht aus brennendem Haus in Köln-Weiß

Feuer in Weiß am 25.11.2025. Foto: Privat
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Holger Bickschäfer bereitet am Dienstag gegen 18.30 Uhr das Abendessen vor, als er hört, wie im Nachbarhaus die Sirene eines Bewegungsmelders losheult. Bickschäfer öffnet seine Haustür und sieht dichte Rauchschwaden, die aus dem Nebenhaus ziehen. Er informiert seine Frau, läuft ins erste Obergeschoss und rafft eilig ein paar Sachen zusammen. „Versicherungsunterlagen, Zeugnisse, das Familienstammbuch und ein bisschen Geld“, berichtet Bickschäfer. Vor dem Fenster greift das Feuer von nebenan auf seinen Balkon über, die Hitze lässt eine Scheibe zerspringen. „Dann bin ich schnell rausgelaufen. Mir war klar, dass das hier keine Sache für einen Feuerlöscher ist.“
Tags darauf, am Mittwochvormittag, steht er im völlig verwüsteten Dachgeschoss. „Unser Haus wird auf Monate nicht mehr bewohnbar sein“, fürchtet Holger Bickschäfer. Seine Frau, die Tochter und er sind fürs Erste bei Freunden untergekommen. Für die nächste Zeit suchen die drei jetzt eine Wohnung im Kölner Süden.
Köln: Familie ist nach Brand bei Freunden untergekommen
Derweil liegt der Bewohner des Nachbarhauses, in dem das Feuer ausgebrochen war, im Krankenhaus. Der 68-Jährige hat schwere Verletzungen durch Rauchgas erlitten. Er hatte sich selbstständig auf die Straße retten können und wartete dort auf die Rettungskräfte. Der Mann lebte allein in dem Haus in der Straße Auf dem Klemberg in Köln-Weiß.
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Holger Bickschäfer auf dem Dachboden seines Hauses. Das Feuer nebenan hat am Mittwochabend (25.11.) auch das Zuhause von Bickschäfer und seiner Familie unbewohnbar gemacht.
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Nach ersten Ermittlungen der Polizei soll ein Kaminfeuer den Brand ausgelöst haben. „Anschließend breiteten sich die Flammen auf das gesamte Haus und das Nachbargebäude aus“, berichtete Polizeisprecher Philipp Hüwe. Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung lägen derzeit nicht vor. Beide Häuser seien vorerst nicht mehr bewohnbar.

In Köln-Weiß hat ein Feuer am Dienstagabend (25.11.) zwei Häuser schwer beschädigt.
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Der Brand hatte auch die Feuerwehrleute in Gefahr gebracht. Denn in seinem Haus lagerte der 68-Jährige offenbar Pyrotechnik „oder andere explosive Stoffe“, sagte Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet. „Und die flogen uns um die Ohren.“ Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, knallte und blitzte es. „Der schwarze Rauch färbte sich mal rot, mal blau, mal grün – je nachdem, welche Rakete gerade gezündet hatte“, berichtete Laschet.
Köln: Feuerwehr konnte nur von außen löschen
Aus diesem Grund hätten die Einsatzkräfte das Feuer nur von außen löschen können, es wäre für sie zu gefährlich gewesen, das Haus zu betreten. „Das hat den Löscheinsatz erheblich verzögert und behindert.“ Erst nach vier Stunden waren die Flammen weitgehend aus, die letzten Glutnester wurden am Mittwochmorgen gelöscht. Die Rauschschwaden waren zeitweise so dicht, dass die Feuerwehr die Menschen im Kölner Süden aufforderte, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Warn-App NINA wurde ausgelöst, Entwarnung gab es am Mittwoch um kurz nach sechs Uhr.

In dem brennenden Haus in Köln-Weiß explodieren gelagerte Raketen und andere Feuerwerkskörper.
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Auch die Polizei spricht davon, dass Pyrotechnik im Haus die Löscharbeiten erschwert habe. Um welche Art von Feuerwerkskörpern es sich handelte, sei aber noch unklar, sagte Behördensprecher Hüwe. Ob das Material legal oder illegal war und wie und wo es gelagert war, steht noch nicht fest.
In Weiß ist der nächtliche Feuerwehreinsatz am Mittwochmorgen Thema des Tages. Erst jetzt, im Hellen, wird das volle Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Die Dachstühle der beiden Häuser sind verkohlt. Um die Flammen zu löschen, hatte die Feuerwehr Ziegel und Dämmmaterial entfernt. Im Haus von Holger Bickschäfer steht das Löschwasser im Keller, der Teppich in der ersten Etage und die Dielen im Erdgeschoss sind mit Wasser vollgesogen, die Wände zum Nachbarhaus klatschnass.
Der 68-jährige Mann, in dessen Kamin das Feuer offenbar ausbrach, lebe seit ungefähr 20 Jahren in dem Haus, erzählen Anwohner. Manche berichten von regelmäßigen Streitigkeiten, die der Mann mit Nachbarn ausgetragen haben soll, von wiederkehrenden Polizeieinsätzen und psychischen Auffälligkeiten des 68-Jährigen. Die Polizei wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren.
Die Bickschäfers indes haben noch keinen Überblick über den gesamten Schaden. Am wichtigsten sei, dass keiner der drei verletzt wurde, sagt Holger Bickschäfer, aber dennoch: „Das ist alles sehr ärgerlich und frustrierend. Wir müssen uns jetzt als Familie erst einmal sortieren.“

