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„Weinberg zum Naschen“Kölner pflanzen Trauben und Beeren an St. Pius in Zollstock

Lesezeit 3 Minuten
Vor einem weiß getünchten Kirchengebäude mit braunen Mauerbögen wachsen Reben.

Gemeindemitglieder haben den Hang neben der Kirche St. Pius bepflanzt.

Die Umweltgruppe der katholischen Kirchengemeinde St. Pius baut Trauben und Beeren angepflanzt. Alle Nachbarn sind eingeladen zum Probieren. 

Die Himbeeren, Johannisbeeren und Brombeeren sind bald reif, bei den Weintrauben dauert es noch eine Weile. Aber schon jetzt lockt das Hangbeet an St. Pius in Zollstock Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an, denn zwischen den Beeren- und Rebstöcken gedeihen bereits Rosen, Kräuter, Mohn, Schafschwingel, gewöhnlicher Thymian und Wiesenglockenblumen.

Angelegt hat das Beet die Umweltgruppe der Gemeinde. Bereits im vergangenen Jahr entfernte sie den Kirschlorbeer auf der abschüssigen Fläche neben der Kirche zur Bauerbankstraße hin, bereitete den Boden vor und brachte die Pflanzen ein.

Naschgarten für Nachbarn an St. Pius in Köln-Zollstock

Dieses Jahr kamen weitere Trauben und Beerensträucher hinzu. „Wir wollen ein naschbares Veedel schaffen. Sobald die ersten Früchte reif sind, können sie von allen gepflückt und genossen werden. Wir wollten etwas für das Miteinander im Veedel tun und die Kommunikation fördern“, sagt Margarete Heinen von der Umweltgruppe.

Das Feedback der Zollstocker sei durchweg positiv, berichtet sie. „Viele Ältere, die frühere einen Schrebergarten hatten, sagen: Wir können selbst nicht mehr gärtnern, aber wie schön, jetzt wieder etwas wachsen und gedeihen zu sehen“. Und junge Eltern sagen: Toll, jetzt können unsere Kinder vor der Haustür sehen, wo Obst herkommt,“ erzählt Heinen.

Es ist ein Hangbeet und es gibt keine Treppe und kein Geländer
Margarete Heinen, Umweltgruppe an St. Pius

Das Naschen ist ausdrücklich erlaubt, allerdings auf eigene Gefahr. „Es ist ein Hangbeet, und es gibt keine Treppe und kein Geländer“, sagt Heinen. Auch mit einem Körbchen kommen und alles abernten ist nicht Sinn der Sache. „Alles in Maßen. Es ist zum Probieren gedacht, und für die Tierwelt soll nach Möglichkeit auch noch etwas überbleiben“, erläutert sie. Etwas für den Erhalt der Artenvielfalt zu tun, ist nämlich ein weiteres Anliegen der Umweltgruppe.

Nistplätze für Fledermäuse und Falken

So baute die Gruppe schon zehn Nisthöhlen für die Fledermäuse und brachte sie am Gebäude des Pfarrsaals an. Im Pfarrgarten legten die Umweltschützer ein Sandbeet an, um seltenen und gefährdeten Erdbienen das Nisten zu ermöglichen. Zur großen Freude der Gemeinde-Umweltschützer – und sicher nicht nur zu ihrer – nistet derzeit ein Turmfalke im Kirchenturm. Anfang des Jahres hatte die Gemeinde den bestehenden Nistkasten im Glockenturm ausbauen lassen, damit er besser von Falken angeflogen werden kann.

 „Das ist toll, dass der neue Kasten angenommen wird“, begeistert sich Heinen. Bei ihren Pflanz- und Tierschutzprojekten lassen sich die Zollstocker von Nabu-Fachleuten beraten. Mit Müll im Hangbeet gebe es zum Glück keine Probleme, sagt Heinen. „Viele waren vorher skeptisch. Aus dem Kirschlorbeer lagen immer wieder Chipstüten, Eispapier, Pizzakartons und Bierflaschen. „Das passiert so gut wie gar nicht mehr“, freut sie sich

„Weinberg“ nennen die Kirchengärtner und weitere Gemeindemitglieder liebevoll ihren Naschgarten. „Wein soll aus den Trauben zwar nicht gewonnen werden, aber wir machen vielleicht ein Weinfest mit Ausschank. Das entscheiden wir noch und organisieren es spontan“, erzählt Heinen.