„Südstadtwolle“ in Köln-ZollstockKölnerin liebt bunte Farben und die Fortuna

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Verena Beith führt ihren Wollladen seit drei Jahren. 

Köln-Zollstock – Warmes Orange, lockendes Rot, sattes Maisgelb, sanftes Waldgrün, tiefes Blau, natürliche Erdtöne – in diesen und noch vielen weiteren Farben empfangen einen die weichen Wollknäuel, wenn man die „Südstadtwolle“ in Zollstock betritt. „Das Arbeiten mit Wolle ist immer auch eine wahre Farbtherapie“, lacht Ladeninhaberin Verena Beith. In ihrem Handarbeitsgeschäft bietet sie Wolle zum Stricken und Häkeln, Stickgarn, Strickrahmen, Nadeln, Anleitungen, weiteres Zubehör und Knöpfe.

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Wolle mit Farbverlauf ist im Trend. 

Das Geschäft gegenüber vom Marktplatz übernahm die 47-Jährige vor dreieinhalb Jahren. „Ich habe hier selbst oft Wolle gekauft und dann sah ich im Dezember 2018 ein Schild im Schaufenster «Nachfolger gesucht», erzählt sie. Sie habe kurz überlegt, sich mit ihrem Vater beraten und dann flott entschieden, so Beith. Im April 2019 war sie dann stolze Ladenbesitzerin. „Damit habe ich mir einen Traum erfüllt, ich stricke selbst seit vielen Jahren leidenschaftlich gerne, Pullis, Socken, Tücher, Mützen, Deko-Teile – einfach alles, was strickbar ist“, sagt sie. Die Lage des Ladens war ideal für Beith, da sie selbst in Zollstock lebt.

Handgefärbte Wolle aus fairer Produktion

An der Einrichtung des winzigen Geschäfts – rund 20 Quadratmeter Verkaufsfläche und etwa ebenso viel Lagerraum – hat sie nichts geändert. „Ich habe das Sortiment allerdings etwas umgestellt, viel handgefärbte Wolle, auch mit Farbverläufen, reingenommen“, sagt sie. Beith legt bei ihrer Wolle Wert auf Fair Trade, Tierschutz, Umweltschutz und gute Arbeitsbedingungen in der Produktion.

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Der Laden heißt Südstadtwolle, liegt aber mitten in Zollstock.

Obwohl ein Jahr nach der Ladenübernahme der erste Lockdown kam, lief das Geschäft gut. „Ich habe über einen Tisch, den ich in die Eingangstür gestellt habe, verkauft, was die Kunden zuvor per Telefon oder Mail bei mir bestellt hatten“, erzählt Beith. Der Trend zum Stricken und Häkeln nimmt seit Jahren zu, durch die Pandemie hat er noch mal einen Schub bekommen. „Stricken ist super entspannend. Man kann dabei wunderbar abschalten. Es hat etwas Meditatives und man hat nachher ein Unikat“, sagt Beith.

Auch Männer sind unter den Kunden

Die Kunden sind vorwiegend Frauen, ein paar Männer sind auch dabei. „Es können gerne mehr Männer werden. Früher war Stricken tatsächlich einmal Männersache. Die Seefahrer und die Schäfer haben sich ihre Pullis selbst gestrickt“, erläutert sie. Altersmäßig sei unter den Strickerinnen alles vertreten, so Beith. „Es kommt die Oma, die eine Decke für das Enkelchen stricken will wie auch ganz junge Mädchen. Bei denen waren zum Beispiel Häkeltops diesen Sommer der Renner“, berichtet sie.

Ein Plausch mit den Kundinnen gehört für Beith dazu und selbstverständlich berät sie auch. Viele hätten Angst, etwas falsch zu machen, wenn sie sich nicht genau an eine Anleitung hielten, meint sie. „Aber was kann passieren? Im schlimmsten Fall muss man ein Stück wieder aufmachen. Wenn man etwas strickt oder häkelt, ist man sein eigener Designer. Hier kann man ruhig etwas mutig sein, ich helfe gern dabei“, erklärt Beith. Das Kreative beim Handarbeiten sei schließlich wunderbar, meint sie. Beith hat selbst Schmuck- und Edelsteindesign studiert und außerdem eine Ausbildung zur Köchin absolviert. Alle 14 Tage freitags gibt es einen Stricktreff. „Wir sitzen zusammen, erzählen, stricken und inspirieren uns. Dadurch sind Freundschaften entstanden“, berichtet sie.

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Mit zwölf Leuten sei die Gruppe bereits voll, aber für das nächste Jahr plant sie einen zweiten Stricktreff. Der Name „Südstadtwolle“ habe ihr schon Kritik eingebracht, erzählt Beith. „Eine Dame wies mich sehr deutlich darauf hin, dass wir hier in Zollstock und nicht in der Südstadt sind. Aber ich habe den Namen vor allem gewählt wegen der Nähe zum Südstadion. Ich bin nämlich ein großer Fortuna-Fan“, erzählt sie. In Zollstock fühlt sich die gebürtige Bonnerin pudelwohl. „Trotz Großstadt ist es hier nicht anonym. Es ist gemütlich und die Leute sind nett“, meint sie. Jetzt im Herbst geht es in ihrem Laden wieder richtig rund. „Im Sommer ist es eher ruhig, ab September fangen die Leute wieder an zu stricken. Am meisten wird im November, Dezember und Januar gestrickt“, ist ihre Beobachtung.

Südstadtwolle, Höninger Weg 166, geöffnet von Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18.30 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr, Montag ist Ruhetag.Telefon: 0221/29490566

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