Ron Williams in Köln„Musik, zu der Schwarze und Weiße tanzen“

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Moderator und Entertainer Ron Williams plaudert in der „Soul-Bar“ über sein bewegtes Leben.

Moderator und Entertainer Ron Williams plaudert in der „Soul-Bar“ über sein bewegtes Leben.

Köln-Innenstadt – „Als ich in den 60er Jahren als GI und ausgebildeter Militärpolizist nach Stuttgart kam, waren die einzigen meiner schwarzen Stammesmitglieder in der hiesigen Unterhaltungs-Branche Roberto Blanco und Billy Mo“, erinnert sich der inzwischen 77-jährige Entertainer, Sänger, Moderator, Schauspieler und Synchronsprecher Ron Williams an seine Anfänge in Deutschland. „Aber mit Schlagern wie »Ein bisschen Spaß muss sein« oder »Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut« hatte ich nun wirklich nichts am Hut. Meine musikalische Heimat damals waren der Soul und der Motown-Sound“.

Und mit der Musik der Schwarzen aus der Gegend um Detroit ist Williams heute noch unterwegs. So ist er in der Show „The Sound of Classic Motown“, die im Rahmen des Kölner Sommerfestivals vom 16. bis 18. August in der Philharmonie gastiert, in der Rolle als DJ Dr. Feelgood das Bindeglied zwischen den einzelnen Songs und den zugehörigen Geschichten und Anekdoten.

Musical wurde zu seinem Durchbruch

„Da ich mich während der Militärzeit zum Journalisten und Radiosprecher umschulen ließ und in Deutschland blieb, habe ich nur wenige Stars jener Epoche persönlich kennengelernt“, erzählte Williams jetzt sichtlich gut gelaunt beim Köln-Besuch in der Soul-Bar auf der Zülpicher Straße. „Nur mit den Temptations stand ich mal auf der Bühne. Marvin Gaye habe ich eher im Vorbeigehen erlebt, mit Stevie Wonder bei einem Konzert im Backstage-Bereich die Hand geschüttelt und Michael Jackson mal kurz in Los Angeles getroffen, als ich dort mit Donna Summer unterwegs war.“

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Mit der Sängerin zählte Williams übrigens 1968 /69 zum Ensemble der ersten deutschsprachigen Aufführung des Musicals „Hair“. Da hatte er zuvor schon Udo Jürgens kennengelernt, in der Big-Band von Horst Jankowski gesungen und in einer Kabarett-Gruppe mitgemischt. Aber Hair, in dem er in der Rolle des Hud mit dem Song „Ich bin ein Farbiger“ glänzte, wurde sein Durchbruch.

Später spielte er Theater, startete in München seine Satire-Show-Reihe und trat als Moderator und Sänger bei verschiedenen Fernsehshows auf. Am bekanntesten waren die Samstagnachtsendung „Ron-Abend“, „Spaß am Dienstag“ und das Magazin „Musik-Szene“, für das Williams von 1985 bis 1993 das Gesicht war. Insgesamt hatte er mehr als 800 TV-Gastauftritte und rund 300 eigene Sendungen im deutschsprachigen Raum.

Ganz frisch ist er nun auch in die „Lindenstraße“ eingezogen. „Da stehen bis März 2020 für mich 20 Drehtage an.“ In einer Gastrolle spielt Williams den Ex-GI William Grumpy Brooks, den Vater von Ärztin Iris Brooks (Sarah Masuch). „Wegen der Dreharbeiten bin ich nun wieder öfter in Köln. Und es ist fast wie früher, als ich in der Nähe des Friesenplatzes wohnte und abends durch die Clubs auf den Ringen zog. Köln ist schon eine der coolsten Städte Deutschlands.“

Für sein vielseitiges Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt sowie für mehr Menschlichkeit war Williams schon vor 15 Jahren vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Eine Ehrung, die er stets als Ansporn und weitere Herausforderung gesehen hat. So war Williams Schirmherr der Kinder-Kultur-Karawane und der Stiftung „Leben ohne Rassismus“ in Nordrhein-Westfalen, dazu übernahm er im Rahmen des Projektes „Schule ohne Rassismus“ die Patenschaft für zwei Gymnasien in der Pfalz und in Bayern. „Rassismus ist weiter ein großes Thema unserer Gesellschaft. Da braucht man sich nur den dummen, fetten Idioten im weißen Haus anzusehen oder die aufstrebenden Rechtspopulisten in Europa. Leider ist bei vielen Menschen die Dummheit Teil ihrer DNA.“

Soziales Engagement

Parallel zu seinem sozialen Engagement übernahm Williams auch an den Bühnen Rollen in Stücken und Musicals über Martin Luther King und Nelson Mandela, über die Musiker Ray Charles und Harry Belafonte sowie seit einigen Jahren auch in der Motown-Story. Wenn er über diese Musik und ihre Stars wie Four Tops, Supremes, Jackson Five und andere erzählt, möchte er kaum noch aufhören. „In einer Zeit, wo Amerika noch sehr rassistisch unterwegs war hat es dieser Motown-Sound geschafft, dass Schwarze und Weiße auf dieselbe Musik tanzen. Auf dem Label waren 190 Künstler versammelt, und die sorgten weltweit für 180 Nummer-eins-Hits.“

Rund 30 davon kommen in der aktuellen Show auf die Bühne. Williams: „Das ist kein Musical, sondern eine Mischung aus Radio-Show und Konzert. Das Publikum soll tanzend und lachend nach Hause gehen.“ Am Mikrofon wechseln sich neun Sänger und Sängerinnen ab. „Mit richtig tollen Stimmen“, kündigt Williams an. „Die haben schon immer Soul und Gospel gesungen. Auch die großen Weltstars haben ihre Karrieren in den schwarzen Kirchen angefangen.“

The Sound of Classic Motown kommt vom 16. bis zum 18. August in der Philharmonie auf die Bühne: am Freitag um 20 Uhr, am Samstag um 15 und um 20 Uhr, am Sonntag um 14 Uhr. Karten kosten ab 35 Euro.

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