Rund 350 Millionen Euro kostet die Modernisierung von 123 Zügen der S-Bahn Rheinland, die Ende 2026 abgeschlossen sein wird. Die Runderneuerung geht jetzt in die zweite Phase.
Runderneuerung kostet 350 Millionen Euro123 S-Bahnen bekommen ein zweites Leben

Marcel Winter, Geschäftsführer von go.Rheinland und künftiger Vorstandschef der KVB, steht im Kölner Hauptbahnhof vor einer der runderneuerten S-Bahnen für die Region Rhein-Ruhr. Foto: Arton Krasniqi
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Für Pendler im Rheinland und im Ruhrgebiet ist das eine der seltenen guten Nachrichten. Ausnahmsweise ist die Bahn mal pünktlich. Zumindest die S-Bahn Rheinland, die pro Jahr rund 76 Millionen Menschen transportiert. Ab Ende 2026 wird sie das mit einer vollständig modernisierten Fahrzeugflotte tun, die aus 123 Zügen besteht.
Rund 350 Millionen Euro hat die Deutsche Bahn investiert, um den zum Teil 25 Jahre alten Zügen neues Leben einzuhauchen. Im ersten Schritt wurden im April 2024 24 alte Schätzchen aufgemöbelt, die seit der Weltausstellung Expo im Jahr 2000 im S-Bahnnetz Hannover unterwegs waren, bis die DB Regio in Niedersachsen den Fahrauftrag bei einer Ausschreibung verlor. Zu schade für den Schrottplatz, also ab nach Köln. Dort fahren sie seither mit neuem Design durch die Gegend und haben nur noch ein Manko, das technisch nicht zu beheben war. Sie sind nicht an allen Bahnsteigen ebenerdig zu erreichen.
Seit diesem Jahr schwappt die zweite Renovierungswelle durch die Werkstätten. Weitere 99 Züge der Baureihen ET 422 und 423, S-Bahn-Nutzern werden diese Baureihen vertraut sein, werden ebenfalls runderneuert. Oder, wie es der Vorstandssprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), Oliver Wittke, es bei der Präsentation im Kölner Hauptbahnhof vornehm ausdrückt: „Das Re-Design haucht den S-Bahn-Fahrzeugen neues Leben ein.“
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Alles neu: So sieht das Innenleben der Züge nach der Frischzellenkur aus. Foto: Arton Krasniqi
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Zum künftigen S-Bahn-Pendler-Leben gehören nicht nur neue Polster, Kopfstützen, Steckdosen und USB-Anschlüsse, sondern auch „Fahrgastinformationsgondeln mit Fahrgast-TV“, ein zumindest ausgebesserter Fußboden, eine Einstiegbeleuchtung, die mit Rot oder Grün darauf hinweist, ob die Türen sich gerade schließen oder öffnen.
Zum Einsatz kommen die neuen Züge auf der S 6 zwischen Köln und Essen, der S 11 zwischen dem Düsseldorfer Flughafen, Köln und Bergisch Gladbach, der S 12 von Horrem/Sindorf bis Au an der Sieg, der S 19 von Aachen bis Au an der Sieg, der S 68 zwischen Langenfeld, Düsseldorf und Wuppertal-Vohwinkel und künftig auch auf der neuen S 13 von Troisdorf bis Bonn-Oberkassel.
Ein weiterer Schritt in eine neue Ära des Nahverkehrs
Marcel Winter, noch Geschäftsführer beim Verkehrsverbund go.Rheinland und ab Frühjahr 2026 Chef der Kölner Verkehrs-Betriebe, spricht von einem „weiteren Schritt in eine neue Ära des Nahverkehrs“.
Eine Ära, der als größter Schritt die Einführung einer komplett neuen S-Bahn-Generation für das Rheinland und das Ruhrgebiet ab dem Jahr 2029 folgen soll. Im November 2024 haben go.Rheinland und der VRR gemeinsam beim Zughersteller Alstom 90 neue Züge bestellt. Ein Auftrag über fünf Milliarden Euro mit einer Laufzeit von 30 Jahren – einschließlich Wartung und Instandhaltung durch den Hersteller. Bis Ende 2032 sollen alle alten Züge durch diese Flotte ersetzt werden. Das sieht zumindest der bisherige Zeitplan vor.
Dass die runderneuerte Alt-Flotte doch länger durchhalten muss, ist bei der Fertigungsgeschwindigkeit von Alstom allerdings nicht auszuschließen. Der Zughersteller „schuldet“ den Kölner Verkehrs-Betrieben seit mehr als zwei Jahren 62 neue Stadtbahnen für das Niederflurnetz mit einem Auftragswert von 363 Millionen Euro. Geliefert wurde noch kein einzige, die Rede ist jetzt von Oktober 2026. Um zu retten, was zu retten ist, ist die KVB gezwungen, 48 Millionen Euro für die Generalsanierung 40 alter Stadtbahnen auszugeben, damit die Pendler in Köln nicht bald zu Fuß gehen müssen.