Satirischer WochenrückblickErnähren wir unsere Wirte!

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(Symbolbild)

  • In einer geselligen Stadt wie Köln löst die Sperrstunde bei vielen schiere Panik aus.
  • Sie macht alle Ideen der Gastronomen zunichte, mit denen wir uns über den Winter retten wollten.
  • Seien wir kreativ und retten unsere Gastronomie vor der Corona-Pleite, sagt Peter Berger in seinem satirischen Wochenrückblick.

Köln – Sperrstunde. In einer Stadt, deren Eingeborene und Zuwanderer ihren chronischen Schlafmangel mit einem Übermaß an Geselligkeit bekämpfen, wie aus der Schlafstudie eines Berliner Unternehmens in dieser Woche herauszulesen ist, löst allein das Wort schiere Panik aus. Weil es alles beinhaltet, woran die kölsche Seele Schaden nehmen könnte.

Musik? Abschalten. Ausschank? Einstellen. Zapfhahn? Abdrehen. Zutritt? Untersagen. Singen? Unterbinden. Tanzen? Verwehren. Kneipe? Verrammeln. Letzte Runde? Verweigern. Die Sperrstunde macht auf einen Schlag all die Helferlein zunichte, mit denen wir uns über den Winter retten wollten: den Heizpilz und die Plexiglasscheibe, die Thermodecke und die Moonboots, deren Renaissance beschlossen schien. Und treibt die Wirte, die schon jetzt mehr Desinfektionsmittel als Kölsch ausschenken, an den Rand der Verzweiflung.

Und dann kommt sie noch harmlos daher, die Sperrstunde. Als handele es sich dabei um 60 Minuten. Von wegen. Alle paar Tage wird an der Uhr gedreht, und was in Köln gilt, muss in Düsseldorf längst nicht so sein. Risikogebiet ist nicht gleich Risikogebiet. Die Frage, ob sich an der längsten Theke der Welt die Abstandsregeln besser einhalten lassen, ist für einen Kölner uninteressant. Da braucht es kein Beherbergungsverbot.

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Was also tun? Die Nacht zum Tag machen? Das Homeoffice in die Sperrstunden legen und den Wirt bei Tageslicht besuchen? Zum Frühschoppen, dem natürlichen Feind der Sperrstunde, der wie das Rentner-Gedeck leider schon seit Jahren auf der Liste der bedrohten Trink-Arten steht?

Seien wir kreativ und retten unsere Gastronomie vor der Corona-Pleite. Weil eine Stadt, die ihre Wirte nicht ernähren kann, es nicht verdient hat, sich eine Metropole zu nennen. Frei nach Lommi, dem legendären Kneipenwirt aus Deutz, dessen Koteletts über jeden Zweifel erhaben und dessen eigenwillige Art des Kölschausschanks die Krönung unserer Kultur war.

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