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SchwimmtrainingDer Weg zum perfekten Schwimmstil

Lesezeit 5 Minuten

... gibt sie ihnen so viel Wissen wie möglich mit auf den Weg.

Ossendorf – Rita Remlein ist eine Trainerin, wie sie im Buche steht. Sehr bestimmt, sehr klar und sehr herzlich. „Ihr müsst wie ein Baumstamm sein. Ihr dreht euch im Wasser hin und her, aber ihr knickt in der Mitte nicht ein“, erklärt die 45-Jährige. Damit ihre Teilnehmer auch außerhalb des Kurses trainieren können, gibt sie ihnen so viel Wissen wie möglich mit auf den Weg.

Deshalb ist der Technik-Intensiv-Kurs im Ossendorfbad aufgeteilt in einen Theorie- und einen Praxisteil. „Ich habe noch nie so viel gelernt“, schwärmt Kursteilnehmerin Silke P. am letzten Tag des Kurses, „sie sieht alles, jeden noch so kleinen Fehler.“

Die 41-jährige geht seit einem Jahr regelmäßig schwimmen, zeitgleich hat sie das Rauchen aufgegeben. Irgendwann kam der Wunsch auf, an ihrer Schwimmtechnik zu feilen: „Es ist auf Dauer langweilig, wenn man es nicht richtig kann“, sagt sie.

„Man denkt ja, dass man schwimmen kann, nur weil man sich über Wasser halten kann – dem ist aber ganz und gar nicht so“, meint auch Monica Franz (29). Die Studentin hat sich zusammen mit ihrer Freundin Julia Wülfing beim Kurs angemeldet. Die beiden wollten vor allem das Kraulen lernen. Kenntnisstand zu Beginn des Kurses: null. „Der Kurs ist unerwartet gut“, findet Julia. Wieso unerwartet? „Naja, was soll man in drei Kurseinheiten schon lernen?“, hatte sich die 30-jährige Designerin bei der Anmeldung gefragt.

Doch die Skepsis verflog, als sie die ersten Fortschritte – oder besser: Fortzüge – bemerkte. Denn beim Kraulen kommt es vor allem darauf an, wie sauber der Armzug durchgeführt wird. In der ersten halben Stunde demonstriert die Trainerin, wie es gemacht wird: den Ellbogen anheben, locker nach vorne schnellen lassen. Den Körper so lang strecken wie möglich. Den Arm unter Wasser Richtung Hüfte ziehen, den Ellbogen im 90 Grad-Winkel fixieren. Das Wasser kräftig wegdrücken. Den Arm gestreckt Richtung Beine ziehen.

Saubere Armzüge

„Wer das Gefühl hat, er schleift den Arm über das Wasser, rotiert zu wenig in der Schulter“, erklärt Rita. Pro Bahn sollen die Schwimmerinnen ihre Züge zählen. „Warum ist die Helga schneller als ich, obwohl sie genau so viele Züge wie ich macht?“, möchte Silke wissen. „Je länger du deine Körper streckst, desto besser gleitest du durchs Wasser. Und auf die Körperspannung achten! Der Po sollte immer an der Wasseroberfläche sein“ erklärt Rita.

Nach der Theorie auf dem Trockenen und ein paar Aufwärmübungen geht es ab ins Schwimmerbecken. Ausgerüstet mit Bademütze, Chlorbrille, Brett und Pullboy setzen die Teilnehmerinnen um, was sie gerade gelernt haben. Nacheinander gleiten sie durchs Wasser, zählen die Züge. Auf Ritas Rat hin versuchen sie so langsam wie möglich zu kraulen, um nicht zu schnell müde zu werden. Die Trainerin ist zufrieden mit den Leistungen. „90 Prozent aller Kurse sind wirklich gut“, lobt sie.

Die Erwachsenen-Technik-Kurse in den Sommerferien finden im Zollstockbad von 9. bis 20. Juli (8.15 - 9 Uhr), im Chorweilerbad von 23. Juli bis 4. August (8.15 - 9 Uhr), im Ossendorfbad von 23. Juli bis 3. August (8.30 - 9.15 Uhr) sowie im Agrippabad von 23. Juli bis 3. August (9.15 -10 Uhr) statt.

Anfänger-Kurse für Erwachsene bieten das Höhenbergbad, der Lentpark und das Stadionbad vom 23. Juli bis 3. August (8.15 - 9 Uhr) sowie das Chorweilerbad von 16. bis 21.August (8.15 - 9 Uhr) an. Preise: 67 Euro zuzüglich Eintritt.

www.koelnbaeder.de

Auch die Schwimmvereine in Köln bieten Kurse für Erwachsene an. Man muss dort Mitglied sein oder werden, um das Angebot in Anspruch nehmen zu können.1. Schwimm-Verein Köln e.V. (www.1svk.de) Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (www.dlrg.de)Polizeisportverein Köln (www.psv-koeln.de/sportangebote/schwimmen/)

Die Kölnerin arbeitet im richtigen Leben als Zahntechnikerin. Woher sie so viel über das Schwimmen weiß? Naja, immerhin trainierte sie vor vielen Jahren mit der rumänischen Nationalmannschaft. Im Alter von 15 Jahren war sie sogar für die Olympischen Spiele in Los Angeles nominiert. Doch der Traum zerschlug sich.

Eine Zeit lang arbeitete sie als Aquatic-Fitness-Trainerin, kehrte dann aber wieder zu ihren Wurzeln zurück, zum Schwimmen: „Es begeistert mich, dass die Leute so schnell lernen, ich liebe es, wie sie dann strahlen“, sagt sie. Und strahlt dabei selbst – aus Augen, die in der selben Farbe glitzern wie das Wasser im Schwimmerbecken: in Hellblau-Türkis.

Womit wir wieder bei den Teilnehmerinnen wären, die seit 45 Minuten zu kraulen üben. „Schwimmen macht den Kopf frei“, erklärt Silke, die mittlerweile völlig außer Atem, aber glücklich am Beckenrand rastet. Außerhalb des Kurses gehe sie dreimal in der Woche ins Schwimmbad. Dort trainiert sie, was sie bei Rita gelernt hat. „Minimum 80 Bahnen“, sagt sie.

Jeder kann sich verbessern

Julia schätzt am Schwimmen, dass man nicht, wie etwa beim Joggen oder Tennis, „schwitzig und sandig vom Platz geht, sondern wunderbar erfrischt aus dem Wasser steigt“.

Wer einen Technik-Kurs für Erwachsene besuchen möchte, sollte bereits schwimmen können und die einzelnen Techniken „in ihrer Grobform beherrschen, denn darauf aufbauend wird an der Verfeinerung gearbeitet“, heißt es in der Kursbeschreibung. Eine gute Nachricht für alle, die sich einen Technik-Intensiv-Kurs noch nicht zutrauen: In einigen Kölner Bädern sowie in den Schwimmvereinen werden auch Anfänger-Kurse angeboten. Dort lernen Nichtschwimmer, aber auch unsichere Schwimmer die grundlegenden Techniken von professionellen Trainern.

„Gerade unsere Kompaktkurse in den Sommerferien erfreuen sich großer Beliebtheit. Denn es gibt viele Leute“, so Köln-Bäder-Koordinatorin Elvira Klinkigt, „die als Kinder sehr schlechte Erfahrungen mit Lehrern oder auch mit Eltern gemacht“ und am Ende jegliche Lust am Schwimmsport verloren haben. Und dann gibt es Erwachsene, in deren Kindheit das Schwimmen einfach nicht zum Programm gehörte – weder in der Familie noch in der Schule.

Kann eigentlich jeder schwimmen lernen? „Das weiß ich nicht“, sagt Trainerin Rita Remlein, „ich weiß aber, dass jeder, der schwimmen kann, sich enorm verbessern kann.“