Umfrage zur CityDer überraschende Blick der Besucher auf Köln

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Blick von oben auf die Schildergasse

Blick auf die Schildergasse

Über die Kölner Innenstadt wird viel geschimpft: Leerstände, Schmutz und keine Parkplätze. Besucher sehen das bei einer Befragung anders.

Zu schmutzig, zu viele Leerstände, schlecht erreichbar, zu voll – das ist eine viel gehörte Klage über die Kölner Innenstadt. In einer aktuellen Befragung zeigt sich jedoch, dass die Besucher der City das alles gar nicht so negativ sehen. Im vergangenen Herbst wurden 2000 Passantinnen und Passanten an einem Donnerstag und an einem Samstag befragt. Sie sollten Schulnoten vergeben. Dazu wurden ihnen mehr als 50 Fragen gestellt.

Kölner City erhält Note 2,36

Zwei von drei Besuchern bewerteten die Innenstadt dabei mit „sehr gut“ oder „gut“. Insgesamt bekommt die Kölner Innenstadt ein „gut“ (2,36). Ähnliche Werte gab es auch in den vergangenen sieben Jahren. „Köln ist damit auf Augenhöhe mit den Vergleichsstädten über 500.000 Einwohner wie etwa Berlin, Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf“, sagt Manfred Janssen, Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Köln-Business, die die Umfrage in Auftrag gegeben hat.

Das wichtigste Motiv, in die Stadt zu kommen, ist immer noch mit Abstand das Einkaufen, doch schon fast 47 Prozent kommen auch wegen der Gastronomie. Die besten Einzelnoten bekommt die City in den Kategorien Lebendigkeit/ Vitalität (1,9), Sehenswürdigkeiten (2,0), Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit- und Kulturangebot (alle 2,0). Verbesserungsbedarf sehen die Befragten in den Bereichen Parkplatzsituation (3,3), Stadtbegrünung (3,2), Autofreundlichkeit (3,2), Sauberkeit (3,0) und Verweilmöglichkeiten (2,9). „Das ist natürlich nicht  befriedigend, aber auch nicht so dramatisch, wie oft vermutet“, sagt Janssen.

Köln-Business hat auch aktuell die Leerstände in der gesamten Stadt ermitteln lassen – danach sind 3,7 Prozent der Ladenlokale ungenutzt. „Dabei handelt es sich aber um augenscheinlichen Leerstand, das heißt die Geschäftsräume sind vielleicht bereits wieder vermietet, verkauft oder warten auf einen Umbau.“ „Kein Bedarf“ als Grund für den Leerstand sei nur selten angegeben worden. „Wir haben einen sehr geringen Leerstand und weiterhin eine hohe Nachfrage von Unternehmen aus aller Welt – von einer Verödung kann keine Rede sein. Wir haben hier Rahmenbedingungen, die sich andere Städte wünschen“, so Janssen.

Kölner hätten im Vergleich außerdem eine leicht überdurchschnittliche Kaufkraft – höher als etwa Berliner oder Hamburger. Dazu kommen die noch kaufkräftigeren Umlandgemeinden, deren Bewohner nach Köln zum Einkaufen strömen, obwohl es derzeit natürlich einige Probleme gebe. „Unsere Innenstadt ist eine große Umbaumaßnahme. Und das wird sie auch noch über Jahre hin bleiben.“ Die vielen Baustellen haben aber offenbar noch keinen negativen Einfluss auf die Anziehungskraft.

Wir sollten nicht so viel über Parkplätze reden
Boris Hedde, Institut für Handelsforschung

Von Boris Hedde, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), das die Umfrage „Vitale Innenstädte“ in Köln und weiteren 110 Orten bundesweit durchgeführt hat, gab es positive Nachrichten: Der Umsatz im stationären Handel hat sich trotz aller Krisen von 2021 auf 2022 um 4,9 Prozent gesteigert. Wie in Köln sind auch bundesweit Gastronomie und Verweilorte das zweitwichtigste Motiv, um eine Innenstadt aufzusuchen – und diese Punkte werden wichtiger, je jünger die Besucher sind. Auch der Bereich Kunst und Kultur wächst in seiner Bedeutung.

Das IFH hat die Besucher auch gefragt, warum sie eine Stadt weiterempfehlen würden. Ganz oben stehen dabei wieder Aufenthaltsqualität und Erlebnismöglichkeiten. Ganz am Ende der Skala dagegen – für viele vielleicht überraschend – das Thema Parkmöglichkeiten. „Wir sollten nicht so viel über Parkplätze reden“, so Heddes Rat.

Zwei gute Beispiele auf der Ehrenstraße

Wichtiger seien da Innovationen, neue Ideen, neue Angebote – die nicht immer mit großem Aufwand verbunden sein müssen und aus dem klassischen Filial-Allerlei, das längst nicht mehr trägt, herausragen. Köln-Business nennt da als Beispiele das „Cinnamood“ in der Ehrenstraße – vor dem Zimtschnecken-Laden bilden sich regelmäßig lange Schlangen – und das „O’Donnell Moonshine“ (ebenfalls Ehrenstraße), wo es Likör und Schnaps aus Einmachgläsern gibt. Es ist der Flagshipstore von zwei erfolgreichen Kölner Unternehmern.

Angesichts der relativ hohen Zufriedenheit der Besucher mit den Einkaufsmeilen – sind die Kölnerinnen und Kölner vielleicht zu streng mit ihrer eigenen Stadt? Manfred Janssen sagt: „Es gibt einige Felder, wo dringend etwas getan werden muss. Aber 90 Prozent meiner Kollegen in anderen Städten beneiden mich um die Bedingungen in Köln.“

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