Sog im RheinBaden ist erlaubt, aber gefährlich

Baden im Rhein ist gefährlich
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Köln – Es herrscht Hochbetrieb an der Rodenkirchener Riviera: Kinder planschen in den Wellen, weiter im Strom fliegt ein Ball zwischen Badenden hin und her, auf dem weißen Sand dösen Sonnenanbeter. Nichts deutet darauf hin, dass hier am Abend vorher ein junger Mann im Rhein ertrunken ist. Der 23-Jährige war am Mittwochabend zu Fuß zwischen den Buhnen im Wasser unterwegs und plötzlich untergegangen. Mit einem Hubschrauber, drei Booten und Tauchern wurde der Vermisste gesucht, aber erst 90 Minuten später entdeckt. Er starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Laut Feuerwehr konnte der Mann nicht schwimmen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ macht die Gefahren deutlich, die beim Baden im Rhein lauern.
Ist Baden im Rhein erlaubt?
Grundsätzlich ja. Der Rhein ist als natürliches Gewässer der Allgemeinheit frei zugänglich. Es bedarf keiner besonderen Erlaubnis. Es gibt aber sowohl auf der rechten als auch auf der linken Stromseite auf einer Länge von insgesamt gut 20 Kilometern ein Badeverbot. Zudem ist es auf der gesamten Flussbreite verboten, 100 Meter oberhalb bis 100 Meter unterhalb von Hafenmündungen, Brücken, Schiffs- und Fähranlegern, Schleusenanlagen, Umschlagstellen und Schiffsbauwerften ins Wasser zu gehen.
Wie müssen sich Badende verhalten?
Der Rhein ist eine Wasserstraße mit starkem Schiffsverkehr. Badende und Schwimmer müssen sich so verhalten, dass Schiffe nicht ihren Kurs ändern oder ihre Geschwindigkeit verringern müssen. Es ist verboten, näher als 50 Meter an vorüberfahrende Schiffe oder Schleppverbände heranzuschwimmen, sich an fahrende oder stehende Wasserfahrzeuge anzuhängen, an ihnen hochzuklettern oder sie zu betreten.
Warum ist das Baden im Rhein so gefährlich?
Auch wenn es an den meisten Stellen in Köln erlaubt und bei dem Sommerwetter verlockend ist: Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) rät grundsätzlich davon ab, in den Rhein zu gehen. „Das Gefahrenpotenzial ist wegen der starken Strömung überall hoch“, sagt Michael Grohe von der DLRG. Es gebe keine Stelle im Stadtgebiet, an der das Baden weniger gefährlich sei. Durch vorbeifahrende Schiffe kann ein starker Sog entstehen, der Badenden die Beine weg- und sie in den Fluss hinein zieht. Die Fließgeschwindigkeit ist höher als das Tempo eines 100-Meter-Kraulschwimmers bei Olympischen Spielen, sagt die DLRG.
Larissa Gottfeld: „Ich gehe höchstens bis zum Bauchnabel ins Wasser. Wenn ich dann die Strömung an den Füßen spüre, gehe ich wieder ein paar Schritte Richtung Ufer. Angst habe ich aber keine.“
Daniel Düker: „Wenn meine zwei Kinder ins Wasser gehen, stehe ich immer daneben. Das ist für mich dann auch stressig, geht aber nicht anders. Ich wäre dafür, bewachte Badezonen einzurichten.“
Alice Thomas: „Die Risiken sind leider nicht richtig greifbar, das macht es wohl auch so gefährlich. Ich war selber noch nie im Rhein, richtig schwimmen würde ich mit meinen kleinen Kindern auch nicht.“
Christian Happerschoß: „Ich war schon als Kind im Rhein schwimmen. Auch früher gab es Unfälle. Viele unterschätzen die Gefahr, die von der Strömung ausgeht. Richtig weit würde ich heute nicht mehr reingehen.“
Ist es zwischen den Buhnen sicherer?
Aus Sicht der Experten nicht. Auch zwischen den schmalen, in den Rhein ragenden, künstlichen Landzungen (Buhnen oder auch Kribben genannt) können sich Strudel oder Unterströmungen bilden, die selbst geübte Schwimmer nach unten in den Tod ziehen.
Wie sucht die Feuerwehr nach Vermissten?
Der Einsatz „Person im Rhein“ folgt einem exakt festgelegten Plan: Neun Fahrzeuge rasen mit Blaulicht zum Rheinufer, zwei Löschboote verlassen den Deutzer Hafen, die Besatzung eines Rettungshubschraubers sucht aus der Luft die Wasseroberfläche ab. Nur ein Fahrzeug fährt zu der Stelle, wo die Person zuletzt gesehen wurde. Wegen der starken Strömung postieren sich die übrigen Retter einen und zwei Kilometer weiter flussabwärts. Bei Dunkelheit suchen die Einsatzkräfte mit einer Wärmebildkamera. 25 Einsätze dieser Art gab es 2013.
Wie reagiere ich, wenn ich einen Badeunfall beobachte?
Schnell Hilfe holen und die Retter konkret informieren, „wo die vermisste Person zuletzt gesehen wurde und wann“, empfiehlt Johannes Feyrer, Einsatzleiter bei der Feuerwehr. Zeugen sollten sich am Straßenrand postieren und die Kräfte zum Einsatzort lotsen. Feyrer rät davon ab, dem Verunglückten selbst hinterherzuspringen.
Die Grafik gibt einen Überblick, wo das Baden in Köln verboten ist: