StadtlebenDreifacher Neustart für Schauspielerin Renan Demirkan

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Renan Demirkan

Renan Demirkan

Köln – Sie ist wieder da. Wieder zurück, wieder mitten im Leben. Und wenn Renan Demirkan am 26. Juni bei Bettina Böttinger von sich erzählen wird – von dem was abgeschlossen ist, was gerade läuft und was vor ihr liegt, dann ist das schon ein ganz besonderes „Hello again“. Nicht nur, weil sie eine schwere Erkrankung überwunden – gerade ihren – wie sie sagt „zweiten Geburtstag gefeiert“ hat, sondern auch, weil unerwartet gerade so viele positive Dinge passieren.

Positive Dinge: Hund, Buch und TV

Eines, ein besonders entzückendes, sitzt während des Gesprächs auf ihrem Schoß in Gestalt von „Herrn Sugar“, einem vier Monate alten Mini-Malteser. Das ist der vierbeinige Zugewinn im Leben von Renan Demirkan. Einen weiteren kann jeder von uns demnächst in den Händen halten: nämlich ihr neues Buch, einen Sammelband „Migration – das unbekannte Leben“. Über den dritten Zugewinn werden sich vor allem die Fans der ZDF-Serie Dr. Klein freuen. Darin spielt Renan Demirkan Frau Professor Gül Nevin, was für sie „zumindest im Moment“ mit dem kleinen Makel behaftet ist, dass diese Boss-Anzüge tragende Interims-Klinikchefin so aufgeblasen daherkommt. „Ich wäre viel lieber eine Nette“, erklärt Demirkan. Sie kann sich jetzt schon vorstellen, wie die Kommentare ausfallen werden, wenn „die türkische Kuh“ ab Oktober in Erscheinung tritt und auf dem Bildschirm Schauspieler Miroslav Nemec ablöst.

Der wichtigste Mensch ist die Tochter

Am gestrigen Freitag wurden die Dreharbeiten mit Christine Urspruch in Stuttgart fortgesetzt; und zwar spätabends, was den Vorteil hatte, dass die Schauspielerin gar nicht erst in die Verlegenheit kam zu überlegen, wie sie ihren 60. Geburtstag an diesem Datum begehen sollte. Fest steht, dass sie nachfeiern wird, und zwar mit ihrer Tochter Ayshe (29), dem wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Eigentlich, sagt die Frau, die 1985 ans Kölner Schauspielhaus kam und durch ihre Rolle im Schimanski-Kino-Film „Zahn um Zahn“ berühmt wurde, „möchte ich gar nichts anderes als Mutter sein. Ich habe so viel Scheiße gebaut, bin ein Fehler auf zwei Beinen, aber ich bin eine Mutter, die ein Gegenüber ist für ihr Kind, die da ist, die verbindlich ist. Ja, das bin ich.“

Kein Beziehungsmensch

Ansonsten sei sie „nicht wirklich ein Beziehungsmensch“, lebe gerne allein und träume mitunter von einer Alten-WG mit kreativen Menschen. Nachdem sie unter anderem fünf Jahre am Rudolfplatz gewohnt habe, sei sie nach Windeck gezogen und genieße dort die Nähe zur Sieg. Was ihr dort mitunter fehlt, kommt demnächst in Form von einer kleinen Wohnung im Belgischen Viertel. „Dann kann ich Wirbel um mich haben, wenn ich die Tür aufmache.“

Der Mutter zuliebe geheiratet

„Ich wollte nie mit einem Mann zusammenleben. Aber zu meiner Zeit gab’s schlicht keine tauglichen Vorbilder, wie es hätte auch anders gehen können“, stellt die Schauspielerin lachend fest. Im Grunde habe sie seinerzeit nur ihrer Mutter zuliebe geheiratet. „Der Galeeren-Job meines Lebens.“ Sieben Jahre habe sie ihn ausgehalten.

Dass sie es geschafft habe als Freischaffende und Alleinerziehende, sei ein Verdienst ihrer Mutter, die damals immer wieder gesagt habe: „Kind mach, ich bin da.“ Und wenn sie den jungen Frauen von heute einen Rat mitgeben könne, dann den: „Gewöhnt Euch diesen Perfektionismus-Anspruch ab!“ Es sei Zeit, dass „nicht wir Frauen uns an die Wirtschaft anpassen, sondern umgekehrt.“

Keinen Plan für die Zukunft

Vor zehn Jahren habe sie sich auf einer Intensivstation von ihrer Mutter verabschiedet. Danach habe sie nicht mehr gedreht, es auch nicht gewollt. Und ausgerechnet am 9. April, dem Geburtstag ihrer Mutter, habe sie nun nach zehn Jahren erstmals wieder vor der Kamera gestanden: als Frau Professor Nevin in der Umgebung einer Intensivstation. Das Leben geht weiter. Und zwar ungeplant. „Denn zu versuchen, etwas zu planen, ist das Blödeste, was man machen kann.“

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