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Abi in KölnSo geht es für Kölner Abiturienten nach der Schulzeit weiter

Lesezeit 6 Minuten

Abitur-Aufgaben bleiben Verschlusssache.

Köln – Die Klausuren sind geschrieben, die mündlichen Prüfungen absolviert – und wer nicht mehr in die Nachprüfung muss, für den ist das Kapitel Schule ein für alle mal abgeschlossen.

Knapp 3900 Jungen und Mädchen haben in diesem Jahr an den Kölner Gymnasien und Gesamtschulen ihr Abitur gemacht. Wir haben fünf von ihnen getroffen und lassen sie von ihren Plänen, Wünschen und Hoffnungen erzählen.

Erst auf Reisen, dann an die Uni

Lena Bubenheim (17), Humboldt-Gymnasium

Zum Medizin-Studium Ich möchte schon seit der 8. Klasse Medizin studieren. Mein Schülerpraktikum habe ich damals bei einem Kinderarzt in Leverkusen gemacht. Seitdem hat sich der Wunsch gehalten. Allerdings ist der Numerus Clausus bei 1,0. Das ist kaum zu schaffen. Deswegen muss ich erst mal ein paar Wartesemester sammeln.

Bisher hat mich das Abitur aber so vereinnahmt, dass ich mich noch nicht wirklich damit beschäftigen konnte. Jetzt ist das plötzlich alles so realistisch und ich muss mich mit diesen Gedanken konfrontieren. Aber Sorgen mache ich mir keine. Ich gehe ganz offen in die Zukunft. Mal sehen was so passiert und wo ich lande. Ich weiß ja auch noch gar nicht, wo ich studieren will.

Jetzt werde ich erst mal ein Jahr lang arbeiten und ein paar Praktika machen, vielleicht auch in einer anderen Stadt oder im Ausland, um zu sehen wie dort gearbeitet wird. Ich würde gerne mal in eine Praxis für Allgemeinmedizin schauen und in einem Krankenhaus arbeiten. Viele Unis verlangen ja ein Pflegepraktikum. Wenn ich das schon hätte, wäre das ja nicht schlecht.

Vielleicht begegnet mir in dem Jahr ja auch noch etwas Neues. Psychologie interessiert mich zum Beispiel auch oder Sportmedizin. Ich bin da ganz offen und habe Lust verschieden Sachen kennenzulernen. Das Bedürfnis länger ins Ausland zu gehen, zum Beispiel für ein Freiwilliges Soziales Jahr, habe ich allerdings nicht. Ich war schon in der 10. Klasse zum Austausch in den USA.

Jetzt geht es erst mal auf Reisen. Ab August werde ich mit einer Freundin einen Monat auf dem Jakobsweg wandern, aber nur den letzten Teil in Nordspanien. Los geht es in den Pyrenäen.

Im nächsten Abschnitt lesen Sie: Mit der eins vor dem Komma in die Forschung.

Begeistert von den Naturwissenschaften

Jonathan Grill (17), Friedrich-Wilhelm-Gymnasium

Im Moment bin ich viel zu Hause und genieße die freie Zeit. Denn es drängt mich ja nichts. Anfang Juni bekommen wir die Abiturnoten, und wenn nicht irgend etwas Unvorhergesehenes passiert, werde ich im Abi-Schnitt eine eins vor dem Komma haben.Ich würde dann gerne „Work & Travel“ in Neuseeland machen, also ein paar Monate Sprache lernen, arbeiten, Land angucken und Leute kennenlernen. Auf jeden Fall erst mal raus, denn wenn nicht jetzt, wann dann.Da man für das Programm aber 18 sein muss, muss ich damit noch bis zum Herbst warten. Bis dahin versuche ich zu jobben oder ein Praktikum zu machen , am liebsten irgent etwas im naturwissenschaftlichen Bereiche. Mein Betriebspraktikum habe ich zum Beispiel bei der Firma Evonik in Wesseling gemacht.

Die Naturwissenschaften sind definitiv meine Stärken. Astronomie interessiert mich sehr, ebenso Kosmologie und Quantenphysik, aber auch Chemie.

Was ich später genau studieren will, weiß ich noch nicht, klar ist nur: nicht in Köln. In Zürich gibt es einen coolen interdisziplinären Studiengang für Naturwissenschaften, das würde mich auch interessieren. Da werde ich mich vielleicht mal näher informieren. Nach dem Studium könnte ich mir gut einen Job in der Forschung vorstellen, im Labor zum Beispiel.

Im nächsten Abschnitt lesen Sie: Kanada statt Fidschi-Inseln.

Für ein Jahr nach Kanada

Annabelle Landwehr (18), Liebfrauenschule

Für meine Zukunft hatte ich mir schon alles Mögliche überlegt – zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr auf den Fidschi-Inseln – , habe aber alles tausend Mal wieder umgeschmissen. Jetzt bin ich froh, dass ich einen Plan habe. Ich war gerade mit einer großen Gruppe aus meiner Jahrgangsstufe auf Mallorca, und unter anderem mache ich mit einer Freundin eine Interrail-Tour durch Italien, acht Städte, und natürlich auch ein bisschen Strand.

Dann will ich ein bisschen jobben, vermutlich kellnern, da habe ich schon Erfahrung, und ab September oder Oktober geht es für ein Jahr nach Kanada, vor allem um Englisch zu lernen. Ich bin gerade dabei, mir ein Visum zu besorgen, dass ist ziemlich kompliziert. In Kanada werde ich zuerst einen Sprachkurs machen und mit dann einen Job suchen, vielleicht irgendwas im Marketingbereich. Ich würde aber auch gerne zwei, drei Wochen auf einer Pferderanch arbeiten, und dann natürlich auch einiges vom Land sehen.

Wenn ich zurück komme, werde ich wahrscheinlich studieren, obwohl ich eigentlich eher ein praktischer Mensch bin. Werbepsychologie würde mich interessieren, aber auch Eventmanagement oder Markenkommunikation. Es kann aber auch sein, dass sich im Laufe des Jahres alles ändert und ich am Ende vielleicht Automechanikerin werde.

Im nächsten Abschnitt lesen Sie: Vor der Uni an die Förderschule.

Freiwilliger Einsatz an der Förderschule

Fabrice Kao (18), Gymnasium Kreuzgasse

Sobald ich die Abiturergebnisse habe, möchte ich ein FSJ, ein Freiwilliges Soziales Jahr, an einer Förderschule in Sülz machen. Ich habe da schon eine Woche hospitiert, und das hat mir super gut gefallen. Die Schule sucht immer dringend FSJ-ler zur Unterstützung. Ich kann da bei der Unterrichtsgestaltung mithelfen, zum Beispiel bei Bastelarbeiten, oder ich kann mich auch gezielt um einzelne Schüler kümmern.

Das FSJ wird mir als Wartezeit für einen späteren Studienplatz angerechnet. Ich würde nämlich anschließend gerne auf Lehramt studieren, auf jeden Fall in Richtung Sport. Ich habe schon in der Jugendbundesliga Basketball gespielt.Leute, die mich kennen, sagen, dass der Lehrerberuf gut zu mir passen würde. Ich glaube, dass ich ganz gut mit Menschen umgehen kann. Für mich käme auch ein Studium in Frankreich in Frage. Ich mache an der Kreuzgasse auch das französische Abitur, so dass das problemlos möglich wäre.

Mein Vater stammt aus Togo, meine Mutter, die übrigens den FC-Spielern Ujah, Finne und Olkowski Deutschunterricht gegeben hat, ist Deutsche. Wir haben zwar zu Hause nur Deutsch gesprochen, aber ich bin im Kindergarten und in der Schule zweisprachig aufgewachsen. Deswegen läge ein Aufenthalt in Frankreich nahe.

Erst mal will ich aber in den nächsten Wochen auch meinen Führerschein zu Ende bringen. Der ist während der Abitur-Vorbereitung auf der Strecke geblieben. Die Theorie habe ich schon fertig, es fehlen aber noch ein paar Fahrstunden und dann natürlich die Prüfung.