Sprengsatz in Kölner Regionalzug entdecktWelches Motiv könnte der Täter gehabt haben?

Lesezeit 3 Minuten
20201003-UWE-BombenfundZugDeutz-010

Polizisten untersuchten die abgestellten Züge auf dem Deutzer Feld.

  • Am späten Freitagabend hat eine Reinigungskraft in einer abgestellten Regionalbahn in Deutz einen Sprengsatz gefunden, der sich als ungefährlich herausstellte.
  • Weiterhin sind viele Fragen offen, unter anderem die, was die Polizei über den oder die Täter weiß.
  • Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Vortäuschens einer Straftat, da die Vorrichtung nicht funktionsfähig war.

Köln – Nach dem Fund eines ungefährlichen Sprengsatzes in einer abgestellten Regionalbahn auf dem Betriebsbahnhof Deutzer Feld am vergangenen Freitagabend versucht die Polizei, den oder die Täter ausfindig zu machen. Eine Reinigungskraft hatte den selbst gebastelten Bausatz gegen 22 Uhr in einer Zugtoilette gefunden und vor der Bahn abgelegt, um saubermachen zu können. Später rief ein Kollege die Bundespolizei, die das verdächtige Päckchen gemeinsam mit Experten des Landeskriminalamts (LKA) genauer untersuchte. Inzwischen sind neue Einzelheiten zu dem Fall bekanntgeworden.

Was weiß die Polizei über den oder die Täter?

Noch nicht viel. Wer den Sprengsatz in der Regionalbahn deponiert hat, ist weiterhin unklar. Federführend bei den Ermittlungen in Köln ist die Zentralstelle Terrorismusverfolgung bei der Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf. Dort heißt es, man ermittele in dem Fall derzeit gegen unbekannt. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist es der Polizei gelungen, den Zeitraum, in dem der Sprengsatz am vergangenen Freitag auf der Toilette abgelegt wurde, relativ gut einzugrenzen. Auf Bildern einer Überwachungskamera sollen verschiedene Personen zu erkennen sein, die in dem fraglichen Zeitraum die Toilette betreten und verlassen. Wer von diesen den verdächtigen Bausatz dabei hatte, ist noch unklar.

Alles zum Thema Polizei Köln

Welches Motiv könnte der Täter verfolgt haben?

Es gebe bislang keinen Hinweis auf ein bestimmtes politisches Motiv, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt in Düsseldorf, Markus Caspers. Aus Polizeikreisen heißt es, man halte auch einen üblen Scherz, einen Erpressungsversuch oder die Tat eines psychisch kranken Menschen für möglich. Bislang sind weder ein Bekenner- noch ein Erpresserschreiben aufgetaucht. Von der Kölner Polizei hieß es, der Ermittlungsfokus werde bewusst offen gehalten, man lege sich nicht auf eine Richtung fest.

Wie lautet der Tatvorwurf?

Weil der Sprengsatz offenbar nicht zündfähig war, ermittelt die Staatsanwaltschaft nur wegen Vortäuschens einer Straftat. „Die Bombe war eigentlich nicht funktionstüchtig“, sagte Oberstaatsanwalt Caspers. „Jemand wollte offenbar nur so tun.“ 

Wie war der Sprengsatz aufgebaut?

Einzelheiten will die Polizei nicht verraten, um Nachahmern keine Bauanleitung zu geben, Nur so viel steht fest: In dem verdächtigen Gegenstand war eine Art Zündschnur verbaut, Nägel sowie Schwarzpulver aus Feuerwerkskörpern und auch Teile von Silvesterböllern. Der Bausatz hätte mit einer offenen Flamme entzündet werden müssen, aber auch dann hätte es den Experten des LKA zufolge wohl nur eine Stichflamme gegeben. Die freigesetzte Energie wäre vermutlich nicht einmal stark genug gewesen, um die Nägel aus der Päckchen herauszuschleudern.

Wie will die Polizei dem Täter auf die Spur kommen?

„Wir haben Beweismittel“, sagte ein Ermittler. Das könnten neben Aufnahmen aus Überwachungskameras vor allem Fingerabdrücke und DNA-Spuren sein, die die Polizei sowohl in der Zugtoilette als auch auf dem Sprengsatz selbst gesucht hat. Sollte das Material brauchbar sein, würde es mit dem Material aus den polizeilichen Datenbanken abgeglichen. In der DNA-Datenbank etwa sind sowohl Spuren aus anderen Straftaten enthalten sowie die DNA bereits bekannter Straftäter, die schon einmal eine Probe abgeben mussten. Sollte sich ein Treffer ergeben, wären die Ermittler einen großen Schritt weiter.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Kölner Fall und der kontrollierten Sprengung eines herrenlosen Gepäckstücks am Sonntag im Dortmunder Hauptbahnhof?

Nach ersten Erkenntnissen nicht. Man prüfe zwar einen Bezug, aber der sei bislang nicht zu erkennen, sagte ein Kölner Ermittler. Die Bundespolizei hatte die verdächtige Tasche in Dortmund kontrolliert gesprengt. Der Inhalt – elektronische Bauteile – stellte sich als harmlos heraus.

KStA abonnieren