Platz 7 im StädterankingBrauchen Kölner „einfach mehr Geld, um zufrieden zu sein“?

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Köln: Sonnenaufgang am Altstadtufer. Foto: Uwe Weiser

Mit vielem sind die Kölnerinnen und Kölner nicht zufrieden – aber das Gemeinschaftsgefühl in ihrer Stadt feiern sie.

Verwaltung, Verkehr, Sicherheit – damit hadern laut einer Befragung viele Kölner. Was sie aber dennoch an ihrer Stadt lieben.

Kölnerinnen und Kölner sind verdammt optimistische Menschen – das wenigstens attestiert ihnen Professor Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg. Raffelhüschen untersucht regelmäßig seit 2011 für den SKL Glücksatlas, was Menschen zufrieden und unzufrieden macht, in welchen Lebensbereichen es gut und in welchen weniger gut läuft und wie sie in die Zukunft blicken.

Jetzt haben sich Raffelhüschen und sein Team auf zwölf deutsche Großstädte konzentriert und gingen der Frage nach: Welche ist die glücklichste Großstadt Deutschlands? „Uns geht es dabei nicht so sehr um die Frage, ob Menschen in Köln oder Essen zufrieden sind, sondern warum sie es sind oder eben nicht“, sagt Bernd Raffelhüschen im KStA-Gespräch. Über objektive Kriterien wie Einkommen, Wohnungssituation oder  Verwaltungsqualität soll die subjektive Einschätzung von Zufriedenheit in einer Stadt herausgearbeitet werden.

Wie ist das Ranking entstanden?

An der Erhebung nahmen zwischen dem 30. März und dem 24. April 3001 Befragte zwischen 16 und 74 Jahren aus den zwölf Großstädten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Hannover, Bremen und Essen teil. Sie sollten auf einer Skala von 0 („ganz und gar nicht zufrieden“) bis 10 („völlig zufrieden“) ihre Zufriedenheit in unterschiedlichsten Lebensbereichen einschätzen.

Die Daten wurden von den Freiburger Wissenschaftlern ausgewertet. Teils zogen die Wissenschaftler zudem statistische Daten hinzu (zum Beispiel zu Durchschnittsalter, Unfallstatistik oder Wohnungseinbrüchen).

Wie steht Köln im Städtevergleich da?

Köln landet in dem Ranking der Freiburger auf einem eher mittelmäßigen siebten Platz.

  • Hamburg (7,16 Punkte)
  • Frankfurt am Main (7,07 Punkte)
  • München (6,9 Punkte)
  • Berlin (6,88 Punkte)
  • Hannover (6,75 Punkte)
  • Düsseldorf (6,69 Punkte)
  • Köln (6,65 Punkte)
  • Essen (6,64 Punkte)
  • Stuttgart (6,54 Punkte)
  • Bremen (6,5 Punkte)
  • Dresden (6,49 Punkte)
  • Leipzig (6,44 Punkte)

Einkommen gleich Zufriedenheit?

Die Zufriedenheit mit dem Familienleben (6,62 Punkte zu 6,91 Punkten) und mit dem Job liegt in Köln unter dem Schnitt der zwölf Großstädte (6,09 zu 6,23 Punkten). Gleiches gilt für die Zufriedenheit mit dem eigenen Haushaltseinkommen (5,48 Punkte zu 5,80 Punkten). Die Autoren des Rankings rätseln an dieser Stelle etwas: Köln sei, so schreiben sie, keine irrsinnig arme Stadt, sondern gehöre hinsichtlich Einkommen, Kaufkraft und Armutsgefährdungsquote zum Mittelfeld im Vergleich der Großstädte. Vielleicht, so mutmaßen Raffelhüschen und sein Team, bräuchten die Kölner „einfach mehr Geld, um zufrieden zu sein“. 

Positiv sticht in diesem Bereich ein Wert hervor: Die Kölner sind mit ihrer persönlichen Gesundheit ganz leicht überdurchschnittlich zufrieden (6,39 zu 6,36 Punkten). Für Raffelhüschen und seine Mitarbeiter erklärt sich dieser Wert vor allem dadurch, dass Köln eine relativ junge Großstadt ist. Während laut Statista das Durchschnittsalter in Köln im Jahr 2021 42,1 Jahre betrug, waren es beispielsweise in Essen 44,1 und in Düsseldorf 44,6 Jahre. In Köln kommen 98 Studierende auf 1000 Einwohner, im Städte-Schnitt sind es nur 74.

Kölner sind zuversichtlich

Köln blickt, glaubt man der Befragung, eher zuversichtlich in die Zukunft: 48 Prozent der Befragten glauben, dass es ihnen in fünf Jahren viel besser oder besser gehen wird – optimistischer ist den Autoren zufolge nur Frankfurt mit 53,3 Prozent. Zum Vergleich in die Gegenrichtung: In Dresden glauben nur 37 Prozent, dass es ihnen besser gehen wird.

Den Kölner Optimismus, die Zuversicht, die aus den Daten spricht, erklären die Wissenschaftler ebenfalls mit dem geringen Durchschnittsalter: Die Befragten, die in Köln „viel besser oder besser“ antworteten, sind im Schnitt 34 Jahre alt – wer davon überzeugt ist, dass es ihm in fünf Jahren ähnlich oder schlechter gehen wird, ist im Schnitt 50 Jahre alt. „Junge Menschen sind in der Regel eher optimistischer unterwegs“, sagt Raffelhüschen im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unzufrieden mit Verwaltung, Sicherheit, Verkehr 

In beinahe allen städtischen Bereichen liegt die Zufriedenheit der Kölner unterhalb des Durchschnitts der Großstädte: Kulturelles Angebot, Naherholungsmöglichkeiten, Attraktivität als Wirtschaftsstandort, Verkehrsinfrastruktur, Sicherheitslage, Qualität der Verwaltung – alle diese Bereiche beurteilen die Kölner Befragten unterdurchschnittlich im Vergleich der zwölf Großstädte.

Die Abweichungen sind dabei unterschiedlich groß – auffällig unzufrieden sind die Kölnerinnen und Kölner, die sich an der Befragung beteiligt haben, mit der Verwaltung (5,29 zu 5,74 Punkten) sowie der Verkehrssituation (5,76 Punkte in Köln zu 6,46 Punkten Städte-Schnitt).

Die Kölner Straßen gehören im Landesvergleich zu den gefährlichsten Orten. Wie aus dem Unfallatlas des Statistikamtes IT NRW aus dem Herbst 2022 hervorgeht, ereignen sich in Köln die meisten Unfälle. Die Polizei zählte im Jahr 5223 Unfälle, davon 4371 mit Personenschaden.

Zusammengehörigkeitsgefühl in Köln ist hoch

Es gibt aber auch einen positiven Ausreißer in der ganzen Mittelmäßigkeit: Die befragten Kölnerinnen und Kölner sind offenbar überaus zufrieden mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl in ihrer Stadt – mit 6,17 Punkten liegt Köln bei diesem Kriterium deutlich über dem Schnitt der zwölf Städte, die auf nur 5,75 Punkte kommen. 

Passend dazu: Während 43 Prozent der Befragten ihre Stadt nur mäßig und 14 Prozent sogar als nicht anderen Menschen empfehlenswert wahrnehmen, sagen immerhin 43 Prozent: Köln ist absolut empfehlenswert. Und in dieser Gruppe ist die Zufriedenheit mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl in Köln mit 7,67 Prozent sogar noch höher.

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