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SterbebegleitungDie letzte Lebensphase mitbetreuen

Lesezeit 3 Minuten

Mülheim – Um sterbende Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, bedarf es Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit zuzuhören und auch Gelassenheit. Das zeichnet die freiwilligen Helfer des Hospizverein Mülheim aus. Sie unterstützen pflegende Angehörige oder begleiten Bewohner von Pflegeheimen auf ihrem letzten Weg.

Der Verein bietet neben der Sterbebegleitung auch Trauerbegleitung und hilft bei Themen wie Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung. "Von den 37 Aktiven in dieser Tätigkeit sind lediglich vier männlich", erklärt Nancy Hölterhof, mit Christoph Schmidt hauptamtliche Koordinatorin des Vereins. Sie vermutet, dass Männer ein Problem mit Themen wie Sterben und Tod haben und sich daher mit ambulanter Hospizarbeit schwertun. Denn: Besondere Eigenschaften außer Empathie und etwas Zeit brauche Mann nicht.

Nicht alles an sich ranlassen

Norbert Langenfeld, Nancy Hölterhof und Christoph Schmidt (v.l.) ermuntern Männer in der Hospizarbeit tätig zu werden.

Norbert Langenfeld und Detlev Bergmann sind zwei von vier aktiven männlichen Ehrenamtlern. Langenfeld hat bisher sechsmal Sterbende auf ihren letzten Weg begleitet. "Für mich ist es ein Abenteuer", sagt der pensionierte Chemiker. Es sei ja nicht so, dass er lediglich etwas gebe. Er bekomme aus dieser Tätigkeit auch etwas zurück wie Gelassenheit und Selbstreflexion. Detlev Bergmann, ein weiterer ehrenamtlicher Mitarbeiter, kann das nur unterstreichen. Man müsse lernen, nicht alles an sich heranzulassen: "Um schlaflosen Nächten vorzubeugen, lasse ich los, sobald ich raus bin."

Zum Hospizverein fanden beide auf unterschiedlichen Wegen. Langenfeld trat dem Verein bei, weil eine gute Bekannte hier aktiv war. Dann wurde er gefragt, ob er im Vorstand mitarbeiten wolle: "Ich überlegte, ob ich nicht doch vorher die praktische Arbeit draußen kennenlernen soll."

Er meldete sich zum Qualifizierungskurs an, den Sterbebegleiter vorher durchlaufen müssen; hatte allerdings Angst, auch in der Pflege tätig sein zu müssen. Diese Sorge hatte ihm Hölterhof schnell genommen: "Wir führen in unserer Arbeit vor allem Gespräche mit den Betreuten, sind einfach für sie da." Die Anwesenheit eines Hospiz-Mitarbeiters wird von den Angehörigen der Kranken auch gern dazu genutzt, mal eine Auszeit zu nehmen. Sie können einkaufen oder ins Kino gehen. Langenfeld: "Für die Pflege sind andere Dienste zuständig, mit denen wir in einem Netzwerk eng kooperieren." Der zeitliche Aufwand betrage etwa zwei Stunden, einmal in der Woche. Bergmann hat sich für diese Tätigkeit entschieden, weil ihm das Klima im Team und mit den Aktiven sehr gefiel. Ob er als Mann gezweifelt habe, das er für so eine Tätigkeit der Richtige ist? "Man kann es nicht lernen, man muss so sein", entgegnet er. Bei ihren ersten Terminen hatten beide großes Herzklopfen.

Kurs nur alle zwei Jahre

Auf die Idee, speziell um Männer zu werben, sind Hölterhof und Schmidt gekommen, weil im März 2018 ein neuer Befähigungskurs beginnt. Dieser findet nur einmal alle zwei Jahren statt. Interessierte können sich im ersten Teil - einem Ermutigungskurs - über die Sterbebegleitung informieren. Im zweiten Teil erfolgt die Qualifikation zum Sterbebegleiter. Der Kurs dauert etwa ein halbes Jahr. "Hat jemand am Ermutigungskurs teilgenommen, finden wir in einem Gespräch mit dem Teilnehmer heraus, ob er oder sie weitermachen will", erklärt Hölterhof.

hospizverein-koeln-muelheim.de