Stone DiamondVielschichtige Rockmusik aus der Kölner Südstadt

Die Band Stone Diamond (v. l.): Marc Schäfers, Pete Hänsen und Cy Alamouti
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Köln – Manche Alben begeben sich auf eine weite Reise, bevor sie reif für das Presswerk sind. Phoenix, der aktuelle Tonträger der Kölner Alternative-Rock-Formation Stone Diamond, wurde in Köln aufgenommen, in Oslo abgemischt und schließlich in Los Angeles gemastert. „Ich hatte eine Vorstellung davon, wie das Album klingen soll“, sagt Cy Alamouti, Sänger und Bassist des 2012 gegründeten Trios, der auch für die Produktion von Phoenix verantwortlich war.
Für die Abmischung ihres bereits zweiten Albums konnten Stone Diamond den in Norwegen lebenden Amerikaner Mike Hartung gewinnen, der unter anderem die Scheibe Behind the Sun der Norwegischen Psychedelic Rocker Motorpsycho abgemischt hat. „Der offene Sound der Platte hat mir gut gefallen, darum haben wir uns für Hartung entschieden“, erläutert Alamouti – und lobt die Zusammenarbeit: „Unsere Ideen hat er immer angenommen und umgesetzt, ganz ohne Arroganz.“
Das Mastering, also die Endbearbeitung der Aufnahmen, übernahm Brian Lucey, der unter anderem zwei mit Grammy Awards ausgezeichneten Alben der US-Garagenrocker The Black Keys den akustischen Feinschliff verpasst hat. Der Aufwand, den Stone Diamond für die Produktion von Phoenix betrieben haben, hat sich gelohnt: Die Scheibe versprüht zeitlos rauen Charme und vereint eine druckvolle Inszenierung mit atmosphärischer Offenheit.
Auch an Abwechslungsreichtum mangelt es nicht: „Too Many Voices“ etwa liefert kraftvollen, zeitgemäß aufbereiteten und durchaus tanzbaren Indie Rock. „New Beginning“ schlägt eine Brücke zwischen kantigem Garagen Rock und melodiösem Hard Rock, beim entspannten „She“ geben sich lasziver Glam Rock und druckvoller Power Pop die Hand.
Eine großherzige, aber gänzlich unpathetische Heartland-Rock-Ballade gibt es mit „Ashtray“, und „Titanic“ ist ein in hallenden Gitarrenwogen versinkendes Neo-Psychedelia-Werk. Das vielschichtige Songmaterial wirkt organisch, scheint beim Zuhören zu wuchern und stets betörende Blüten zu treiben.
Aufgenommen wurde es innerhalb von nur fünf Tagen im Maarwegstudio2 von Wolfgang Stach, der laut Gitarrist Marc Schäfers als „atmosphärischer Produzent“ fungierte. „Stach hat uns ein Setup geschaffen, das wir alle super fanden“, schildert Schlagzeuger Pete Hänsen. „Er hat uns nicht gesteuert, sondern mit guten Tipps unterstützt.“ Eingespielt wurden die Songs live – und das, obwohl sie Alamouti zufolge „nur eine grobe Struktur besaßen und nicht ausarrangiert waren“. Viele Gitarren-ideen etwa seien erst im Studio entstanden. „Wir haben das Risiko in Kauf genommen, weil wir darauf vertrauen können, uns in der Sekunde, beim gemeinsamen Musikmachen, inspirieren zu lassen“, sagt Schäfers. „Das ist eine Kraft, die uns verbindet, und die dann am stärksten ist, wenn die Songs, von denen wir träumen, sich plötzlich materialisieren.“
Im Soul- und Funk-getränkten Refrain von „Dreams Need Loudspeakers“ heißt es passend dazu: „Dreams need loudspeakers so they can be heard.“ (Träume brauchen Lautsprecher, damit sie erhört werden). „Der Text spiegelt uns ziemlich gut wider: Wir alle sind Träumer, die lautstark eine Sache machen, die uns sehr am Herzen liegt“, so Alamouti. Er fügt hinzu: „Ich denke, man begrenzt sich immer durch seine eigene Vorstellungswelt. Je mehr man sich ausmalen kann, umso weiter kommt man auch – man muss es nur laufen lassen.“
Mit dem Album Phoenix zeigen Stone Diamond, was dabei herauskommen kann, wenn man einer musikalischen Vision mutig folgt – über die Grenzen von Ländern und Kontinenten hinweg und frei von musikalischen Scheuklappen: Ein breitgefächertes Rockalbum, das Dank der richtigen Mitstreiter puren Hörgenuss beschert.