Stück für StückDie Sehnsucht nach Schlichtheit

Birgit Pottrick und Stephan Bartha machen zusammen ruhige Songs.
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Köln – Sanfte Pickings auf der Akustikgitarre, eine warme Altstimme und berührende Texte – das Singer-Songwriter-Duo „Stück für Stück“ nähert sich dem Publikum auf behutsame, beinahe schüchterne Weise. Die Debüt-CD „America“ klingt nach Lagerfeuermusik, nach romantischer Zweisamkeit oder nach einem entspannten Abend im Folkclub. Produziert wurde die Scheibe im Studio Halle 5 in Pulheim bei Jochen Smit, der schon für den Sound bei Bap, Herbert Grönemeyer und Miles Davis verantwortlich war.
„Handgemachte Musik“ schreiben Sängerin Birgit Pottrick und Gitarrist Stephan Bartha als programmatischen Zusatz unter ihr gemeinsames Projekt, das vor drei Jahren mit einer Annonce im Internetportal einer großen Kölner Musikfachhandlung seinen Anfang nahm.
Mit „Sängerin sucht Begleitung“ startete Birgit Pottrick einen musikalischen Neubeginn. Da lagen schon etliche Jahre an Erfahrung in Pop- und Rockmusik hinter der Musikerin, die in verschiedenen Bands Gitarre, Bass und Schlagzeug gespielt hat. Mit zehn Jahren fing sie an, sich selbst das Gitarrespielen beizubringen. Zu den musikalischen Vorbildern zählten die Rolling Stones. „Nichts, was bekannt geworden ist“, sagt Birgit über ihre Bandprojekte, aber ohnehin ist das alles Vergangenheit: „Ich hatte einfach keine Lust mehr auf laute Proberäume“, sagt sie.
Birgit Pottrick (49) ist Diplom-Pädagogin und hat eine kaufmännische Ausbildung. Sie spielt Gitarre und Schlagzeug. In verschiedenen Rockbands war sie als Gitarristin, Schlagzeugerin und Sängerin tätig. Sie stammt aus dem Oberbergischen, lebt aber seit 20 Jahren in Köln, mittlerweile im Stadtteil Neuehrenfeld.
Stephan Bartha (58) stammt aus Grevenbroich, wo er auch lebt. Er hat eine Ausbildung zum Heilpädagogen absolviert. Beruflich ist er im Bereich Jugend- und Erziehungshilfe tätig. Der leidenschaftliche Instrumentensammler beherrscht mehrere Saiten- und Tasteninstrumente, wie Geige, Gitarre und Bass sowie Piano und Keyboard.
Die erste CD hat den Titel „America“, sie umfasst zwölf Stücke und kann online auf der Homepage des Duos bestellt werden. Dort gibt es auch Hörproben. (Rös)
Blinddate mit erstem Song
So ziemlich dieselben Beweggründe waren es, die Stephan Bartha dazu brachten, auf besagte Anzeige zu stoßen und Kontakt aufzunehmen. „Das war das erste Blinddate meines Lebens“, verrät der 58-jährige Grevenbroicher. Das Treffen endete mit dem ersten gemeinsamen Song. „40 Stücke haben wir inzwischen zusammen erarbeitet“, berichtet Stephan.
Bewegte Jahre in Sachen Musik hat auch er hinter sich, doch er sagt von sich selbst: „Ich bin still geworden.“ Im Elternhaus habe Musik immer eine Rolle gespielt. Der Vater spielte ihm auf der Mundharmonika vor. Der Onkel, ein Jazztrompeter, schenkte ihm das erste Instrument – eine Geige. Klassik, Jazz, Folk und Rock probierte er in den Jahrzehnten danach aus. Ab Mitte der 1980er Jahre rückte die Musik hinter Familie und Beruf. Fehlende Zeit und häufige Enttäuschungen bei der Zusammenarbeit mit anderen Musikern ließen den Wunsch nach neuen musikalischen Wegen reifen.
Ein Kuraufenthalt vor rund drei Jahren gab für Stephan Bartha den entscheidenden Anstoß zur Abkehr von der Rockmusik mit elektrischen Verstärkern. „Ich konnte notgedrungen nur eine Akustikgitarre mitnehmen“, erzählt er. Dadurch aber habe er völlig neue Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks entdeckt.
Verblüffend ähnlich klingt die Geschichte von Birgit, die wegen Schulterproblemen nach Alternativen zu den auf Dauer schwer werdenden E-Gitarre und E-Bass suchte. „Auf diese Weise habe ich mich erstmals an einer Martin-Westerngitarre versucht und war fasziniert von deren Klang“, berichtet Birgit.
Gute Zusammenarbeit
Die beiderseitige Sehnsucht nach Schlichtheit war die Voraussetzung für eine bislang gute Zusammenarbeit, die einem größeren Publikum vorgestellt werden soll. „Eine gewisse Scheu und Ängstlichkeit, mit dieser Art von Musik vor die Leute zu treten, ist noch so eine Gemeinsamkeit von uns beiden“, sagt Stephan Bartha.
Dass es nicht einfach ist, mit leisen Tönen und ausschließlich deutschen Texten voller persönlicher Erfahrungen große Säle zu füllen, ist beiden klar. „Unsere Musik setzt schon voraus, dass das Publikum bereit ist zuzuhören, um dabei mit uns über die kleinen Dinge des Alltags und das Leben mit all seinen Facetten nachzusinnen und sich dabei selbst wiederzufinden.“