Hohe Spritpreise an Kölner Tankstellen„Noch nie so viel Frust bei den Leuten erlebt“

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Spritpreise aral

(Symbolbild)

Köln – Nicht nur zahlende Kunden an den Tankstellen sind genervt von den hohen Preisen, sondern auch die Menschen, die hinter den Kassen stehen und kassieren. Sie sehen die verkniffenen Gesichter und die schüttelnden Köpfe ihrer Kundschaft, wenn der volle Tank statt 60 jetzt 80 oder 100 Euro kostet. Inzwischen hat die Koalition ein Entlastungspaket beschlossen, das Preise senken soll, aber davon ist kurzfristig natürlich noch nichts zu spüren.

Denn: volltanken bedeutet mittlerweile, tief ins Portemonnaie zu greifen. Dementsprechend gedrückt ist die Stimmung an den Tankstellen. Aber nicht nur die Kundschaft muss das ausbaden, auch Tankwärter und Tankwärterinnen empfinden die Situation an den Zapfsäulen als sehr angespannt.

Insgesamt weniger los in Tankstellen-Shops in Köln

„Natürlich sind manche genervt, weil die Preise so hoch sind, aber da können wir ja nichts für. Viele nehmen das aber auch mit Humor. Die machen dann einen Scherz über die Kosten und tanken lieber jetzt voll, bevor es in den nächsten Tagen noch teurer wird“, erzählt Timo, Mitarbeiter einer Markant Tankstelle in Köln. „Markant ist im Verhältnis ja noch günstig, letztens konnte man hier für 1,99 tanken. Da war die Hölle los,“ erzählt er weiter.

Im Shop sei allgemein aber weniger los, die Leute schauen sich nicht mehr um. Keine Cola oder Red Bull für die Fahrt und auch keine Snacks. Die Leute halten ihr Geld mehr zusammen, grade wenn sie auf das Auto angewiesen sind und fahren müssen. Man merke auch, wer Privatperson sei und wen die Preise nicht interessieren. „Die mit einer Tankkarte, die schauen gar nicht auf auf die Preise an der Zapfsäule, die halten die Karte hin und gehen. Die müssen es ja nicht bezahlen“, lacht der Markant Mitarbeiter.

Nur noch Frust - Rad statt Auto

An einer Tankstelle in Köln Niehl sieht es anders aus, hier machen die Leute keine Scherze oder nehmen die Preise mit Humor. „Ich habe noch nie so viel Frust bei den Leuten erlebt, wie momentan“; schüttelt Samir Djebbi den Kopf. Er arbeitet bei der Aral Tankstelle in Niehl. Noch nie sei die Arbeit so anstrengend und frustrierend gewesen, die Kundschaft sei demotiviert, manchmal leicht aggressiv. Er bemerkt den Rückgang der Kundschaft auch, viele tanken weniger, nehmen öfter das Rad, die Bahn oder gehen zu Fuß.

Viele vermeiden den Weg zur Tanke, das gleicht sich aber aus. „Die Stammkunden kommen immer noch und tanken, andere tanken voll, weil sie müssen“, sagt Samir. Auch unnötige Fahrten und Strecken werden vermieden. Ein Kunde erzählt, er habe sich jetzt ein Rad gekauft, da er die Spritpreise nicht zahlen könne. Auf die Bahn sei aber kein Verlass, so viele Ausfälle. Da bleibe keine andere Möglichkeit, als zu radeln, den schmerzenden Po nimmt er lachend in Kauf.

Busse und Bahnen sind oft keine Option

„Man bekommt schon indirekt die Schuld in die Schuhe geschoben, auch wenn die Leute wissen, dass wir für die Preise nichts können. Beim Kaufvolumen interessiert es keinen. Redbull kostet hier drei Euro, die Leute kaufen das trotzdem.“ Samir Djebbi schüttelt den Kopf. „Ich versuche die Leute zu beruhigen und zu verstehen, mehr kann ich nicht machen. Es tut mir ja auch leid, ich stimme den Kunden zu, zeige Mitgefühl. Aber ja: es ist heftig, die Preise können sich Privatleute kaum leisten.“

An einer Tanksäule steht ein weiterer Kunde und betrachtet stirnrunzelnd die Preisanzeige. Glücklich sieht anders aus. Auf die Frage hin, ob er weniger getankt hat als sonst schüttelt er nur den Kopf. Er komme von außerhalb, Busse und Bahnen seien keine Option, erklärt er.

Angepasstes Tankverhalten bei extremen Spritpreisen

„Wenigstens können sich die Leute aber erklären, wo diese extremen Preisanstiege kommen“, sagt Stephan Zieger, Geschäftsführer vom Bundesverband freier Tankstellen. „Wir haben bisher noch nicht so viel Wut erlebt, wie früher. Die Leute verstehen, warum die Preise steigen, glücklich sind sie aber natürlich trotzdem nicht“, erklärt er. So extrem sei es aber noch nie gewesen. Viele Tankstellen haben laut Zieger aber noch preiswerteres Benzin im Tank.

Er glaubt, dass es eine Zurückhaltung geben wird, die Leute würden sich dreimal überlegen, ob sie das Auto zwingend brauchen. „Ich denke, Einbußen wird es bei solchen Preisen geben, das ist klar. Aber momentan haben wir einen stabilen Preis, Richtung 2,30 wird normal sein, das hat sich eingepreist“, sagt er. „Auch die Knappheit, die wir beim Diesel erleben, wird sich stabilisieren.“

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Allerdings lässt sich die aktuelle Situation laut Zieger auch kalkulieren und beobachten. Vor allem mit Hilfe von Apps können Kundinnen und Kunden ihr Tankfahrten kalkulieren und planen. „Die Daten werden in Echtzeit übermittelt. Wenn da steht: Benzin 1,99, dann ist das auch so“, so Zieger.

„Natürlich gibt es auch immer wieder mal Änderungen, dann beschwert sich jemand: Als ich geschaut habe, war es aber günstiger. In der Regel sind die Daten aber richtig, die übertragen werden. Ganz wehrlos ist der Verbraucher also nicht.“ Das Tankverhalten müsse eben jetzt an die Tankstellen und ihre Preise angepasst werden, muntert er auf.

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