Tipps beim Töpfer

Frank Schillo zeigte, wie aus einem Klumpen Ton eine Vase entsteht.
Copyright: Karine Waldschmidt
Weidenpesch/Nippes/Ehrenfeld – Im hinteren Teil seines Ladens an der Liebigstraße hockt Frank Schillo an der rotierenden Töpferscheibe, seine Hände formen eine Vase. Er wischt die Hände ab, bietet Kaffee an. Es ist Tag der offenen Töpferei. Die Veranstaltung findet seit 14 Jahren deutschlandweit statt, Organisator in Köln ist die Keramikerinnung Nordrhein. Insgesamt sind 600 Betriebe zu besichtigen, Schwerpunkte sind Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
In Köln ist die Teilnehmerzahl eher überschaubar. Außer Schillo beteiligen sich Petra Goepen-Mihlan, die in Mülheim an der Buchheimer Straße arbeitet, Stephan Aißlinger, der in Weidenpesch sitzt, sowie die Nippeserin Livia Wachsmuth. „Es lohnt sich mitzumachen, oft passiert Unerwartetes“, sagt Schillo, „es kommen weniger die Stammkunden, sondern Leute, die sich fürs Handwerk interessieren, einige nehmen weite Wege in Kauf, zum Beispiel aus Belgien.“
Eine häufig gestellte Frage sei die nach dem Unterschied zwischen Ton und Keramik. Die Erklärung ist einfach: Ton ist das Material. Nach dem Brennungsprozess bei einer Temperatur von 1250 Grad nennt sich das Objekt Keramik. Hochgebrannt ist es keimfrei, wasser-und spülmaschinenfest.

Livia Wachsmuth experimentiert gern mit Farbverläufen, so wie bei dieser Obstschale in Rosé und Dunkelgrau (Bild links). Stephan Aißlinger im Gespräch mit Susanne und Jo Dillmann (Bild r.).
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Eine eigenwillige Formensprache zeichnet den Töpfer Schillo aus. Er formt gern Rillen und Ausstülpungen, ein Becher hat Falten, eine Vase das Aussehen eines Tiefseefischs. 1971 geboren in Köln, aufgewachsen in Siegburg, absolvierte er eine Töpferlehre in Königswinter, studierte danach Keramik an der Koblenzer Fachhochschule, errang zahlreiche Preise.
Das Töpfern sei leider im Schwinden begriffen, sagt Schillo. „In meiner Berufsschulklasse waren wir noch 20 Lehrlinge, jetzt gibt es nur noch zwei Ausbildungsplätze in Nordrhein-Westfalen.“
Sein eigenes Atelier sei zu klein, um jemanden einzustellen. „Manchmal denke ich in letzter Zeit, ich würde mein Wissen gern weitergeben, damit es nicht verloren geht, vielleicht liegt das am fortschreitenden Alter“, sagt er. Geradezu paradox sei es da, dass die Industrie vermehrt Geschirr auf den Markt werfe, das wie handgefertigt aussehe.

Livia Wachsmuth experimentiert gern mit Farbverläufen, so wie bei dieser Obstschale in Rosé und Dunkelgrau (Bild links). Stephan Aißlinger im Gespräch mit Susanne und Jo Dillmann (Bild r.).
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Es geht die Türglocke, hereinspaziert kommt Robert Lehrenfeld aus Longerich. Spontan habe er sich ins Auto gesetzt, erzählt der 56-Jährige. „Meine Tante hat mich auf die Veranstaltung hingewiesen.“ Von Schillo erhofft er sich Profi-Tipps zum Thema „Glasur“. „Ich möchte Hobbytöpfer werden“, verkündet Lehrenfeld. Vor Jahren habe er getöpfert, sein Talent habe sich aber als „begrenzt“ erwiesen, jetzt plane er einen neuen Versuch.
Sperrangelweit stehen bei Stephan Aißlinger am Lachemer Weg die Türen zum Verkaufsraum auf, die Werkstatt liegt im Souterrain. Im Gegensatz zu Schillo, der das Monochrome bevorzugt, liebt es Aißlinger fröhlich bunt. Überall Kreise, Punkte, Tiere, Figuren. Er ist im Gespräch mit Jo und Susanne Dillmann, einem Paar aus Alfter bei Bonn. „Wir wollen einen Kurs bei ihm machen, haben schon online Kontakt gehabt“, erzählt Jo Dillmann.
Die Eheleute sind echte Fans und haben auch schon Erfahrung. Susanne Dillmann gerät ins Schwärmen: „Wenn der Ton durch die Hände läuft und gefügig ist, gerät man in einen Flow, das ist ein unvergleichliches Gefühl.“
Ursprünglich Sozialarbeiter von Beruf, machte Aißlinger in den 1980er Jahren eine Lehre bei Brigitte Köppel, die damals die Töpferei Christophstraße besaß. Sein Kursangebot erfreue sich großer Beliebtheit, so der 63-Jährige. Eine Folge offenbar der digitalen Arbeitswelt, es gebe allgemein wieder ein Bedürfnis, die Hände einzusetzen.
Livia Wachsmuth ist seit 1995 an der Wilhelmstraße ansässig, hinter dem Verkaufsraum erstreckt sich ein Labyrinth aus Werkstatt und Lager mit Blick in den Garten. Ihr aktuelles Lieblingsobjekt ist eine Schale in Altrosa und Grau. „Anthrazit und Rosé harmonieren super im Farbverlauf.“
Wachsmuth strahlt vor Begeisterung. Kunstobjekt oder Gebrauchsgegenstand? Das könne jeder selbst entscheiden. „Man kann darin Obst oder Salat anrichten, ich habe es gern, wenn man die Sachen auch benutzt.“ Die 65-Jährige, die seit Kindertagen in Nippes lebt, studierte Keramik an den Kölner Werkschulen am Ubierring.
Frank Schillo