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Tödlicher Unfall in der RheinaueKitelandboarder wird stranguliert

Lesezeit 3 Minuten

Ein Kitelandboarder beim Absprung: In der Rheinaue ist ein 34-Jähriger von seinem Lenkdrachen erdrosselt worden.

Köln – Der Kitesurfer Alexander M. war eigentlich perfekt vorbereitet: Er hatte einen Windmesser bei sich, trug einen Helm und einen Rückenpanzer. Doch als der 34-Jährige am Dienstag gegen 15 Uhr seinen Lenkdrachen am Rheinufer in Worringen vorbereiten wollte, erfasste eine starke Windböe den Drachen.

Er riss den Surfer, der vermutlich gerade damit beschäftigt war, die vier Leinen des Schirms auszurollen, mit sich in die Luft. Alexander M. wurde mehrmals zu Boden geschleudert. Als die Rettungskräfte eintrafen, war eine der Leinen, die eine Reißkraft bis zu 300 Kilogramm haben, eng um den Hals des Sportlers gewickelt – er war stranguliert worden. Alexander M. wurde noch ins Krankenhaus gebracht, starb dort aber wenig später.

Am späten Mittwochnachmittag steht der beste Freund des Verstorbenen, der in Dormagen wohnte, auf der Wiese am Rheinufer. Er will da sein, wo Alexander M. ums Leben kam. „Seine Mutter hat mich heute Nacht angerufen“, sagt er. Er steht noch unter Schock, geht langsam die Wiese entlang, um vielleicht noch irgendetwas zu finden. Aber es gibt keine Spuren. Die Polizei hat die Ausrüstung des Kitesurfers sichergestellt und ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet.

Alexander M. war mit einem sogenannten Mountainboard auf der Rheinwiese. Das Brett hat Räder und ist eine Mischung aus Skate- und Snowboard. „Die Windböen sind oft schwer einzuschätzen“, sagt Andreas Schmalenbach, Inhaber eines Kölner Surfgeschäfts. Der 54-Jährige hat jahrelang Kitesurf-Kurse auf dem Blausteinsee in Eschweiler gegeben. „Ich habe bis heute noch nie von einem Fall gehört, bei dem ein Surfer stranguliert wurde.“ Er weiß, dass es lebensrettend sein kann, immer einen zweiten Mann dabeizuhaben. „Bei dem Surfer in Worringen ist es wahrscheinlich 100 mal alleine gutgegangen.“ Ein zweiter Mann hält den Schirm fest, bis der Surfer startklar ist. Wer alleine ist, kann den Drachen auch mit einem Sandsack beschweren. „Es dauert seine Zeit, bis man die Leinen abgerollt und glatt gezogen hat“, sagt Andreas Schmalenbach. Alexander M. habe die Böe wahrscheinlich nicht einkalkuliert. Eine Spaziergängerin musste mit ansehen, wie der 34-Jährige vergeblich um sein Leben kämpfte. Sie alarmierte die Feuerwehr, die mit Rettungswagen und Hubschrauber ausrückte.

Das Kitesurfen ist auf dem Wasser und an Land grundsätzlich nicht verboten. „Es gibt keine Regelung, und damit ist es erlaubt“, sagt Ramon van der Maat, Sprecher der Wasserschutzpolizei. Wenn auch in Köln an windigen Tagen vor allem auf den Poller Wiesen viele Mountainboarder unterwegs sind, so sind auf dem Rhein eher selten Kitesurfer zu sehen. „Wenn das Surfen auf dem Rhein sich zu einem Trend entwickeln würde, müssten wir eine Regelung finden“, sagt van der Maat.

Surflehrer Schmalenbach würde keinem Sportler empfehlen, auf dem Fluss zu surfen. „Man muss den Schiffen ausweichen, kann unglücklich gegen die Krippen prallen oder von unerwarteten Windstößen weggerissen werden.“ Er würde immer nur auf einem See oder besser noch am Meer Kitesurfen, sagt er. Aber auch da müssen die Bedingungen stimmen.

„Letztlich war es auch am Blausteinsee zu gefährlich, weil der Einstieg mit 100 Metern gerade mal für drei Leute zum Starten gereicht hat“, sagt Schmalenbach. Jeder Surfer braucht zum Starten einen Radius von mehr als 40 Metern. Mittlerweile vermittelt Schmalenbach Leute, die Kitesurfen lernen wollen, an eine Schule nach Holland.