„Kölner Treff“ im WDRWie aus Selbsthass Akzeptanz wurde – Jana Crämer erzählt ihre eindrucksvolle Geschichte

Lesezeit 5 Minuten
Jana Crämer, Autorin und Social-Media-Star, war am Freitag zu Gast beim „Kölner Treff“ im WDR.

Jana Crämer, Autorin und Social-Media-Star, war am Freitag zu Gast beim „Kölner Treff“ im WDR.

Jana Crämer, Autorin des Buches „Jana, 39, ungeküsst“, war zu Gast beim „Kölner Treff“ und erzählt von ihren Erfahrungen beim Thema Beziehungen.

Bettina Böttinger begrüßte am Freitagabend (14. April) mal wieder mehrere Gäste in der WDR-Sendung „Kölner Treff“. Während Krimi-Autorin Ingrid Noll mit ihren stattlichen 87 Jahren immer noch bewies, die Sprache der Jugend zumindest teilweise zu sprechen, erzählte Tagesschausprecher Constantin Schreiber, wie er es schafft, sich trotz schlechter Nachrichten noch die Lebensfreude zu bewahren. Ebenfalls zu Gast: Comedian Cordula Stratmann, Autorin Jana Crämer, Magier Hans Klok und Schauspieler Mehmet Kurtuluş.

Und der ehemalige Tatort-Kommissar Kurtuluş war es auch, der den vielleicht prägendsten Satz der Sendung sagte: „Der Humanismus ist meine Religion und die Erde ist meine Heimat.“ Der bekennende Weltbürger erzählte von seinen Karriereanfängen bei der Sesamstraße und bei einer Koch-Show mit Johann Lafer sowie seiner Mentorin in jungen Jahren: Evelyn Hamann. Als Kind mit Migrationshintergrund wurde Kurtuluş vor allem in den 1980er Jahren zudem immer wieder mit Rassismus konfrontiert – auch wenn er angab, diesen Hass kaum an sich heranzulassen.

Mehmet Kurtuluş beim „Kölner Treff“: Heimat ist der Ort, an dem man lacht

Er habe gelernt, Worten nicht allzu viel Gewicht zu geben. Heimat sei für Kurtuluş außerdem der Ort, „an dem man lacht“. Und gelacht wurde in der durchweg angenehmen Runde beim „Kölner Treff“ an diesem Abend viel.

Dies lag unter anderem auch an dem herzlichen Auftritt der Krimi-Autorin Ingrid Noll. Auf die Frage von Bettina Böttinger, ob es einen Grund gebe, warum in ihren Büchern hauptsächlich Männer umgebracht würden, lächelte die 87-Jährige verschmitzt. Nur um dann zu erklären: „Das war nicht von Anfang an so. Zu Beginn hatte ich sogar eine Quotenregelung.“ Dies sorgte für viele Lacher beim Publikum und den anwesenden Gästen. Eigentlich sei sie dafür bekannt, besonders friedlich zu sein, führte Noll anschließend weiter aus. „Ich habe meine Kinder nie gehauen, was in der Pubertät manchmal schwer ist“, sagte sie, natürlich nicht ganz ernst gemeint.

Schriftstellerin Ingrid Noll beim „Kölner Treff“.

Schriftstellerin Ingrid Noll beim „Kölner Treff“.

Den Austausch mit der jüngeren Generation erlebe sie heutzutage vor allem mit ihren Enkelkindern. Der Wandel in der deutschen Sprache sei für sie als Schriftstellerin sehr spannend. Ein Beispiel hatte sie dann auch parat: „Unsere Eltern haben gesagt: ‚Ihr pflegt den Müßiggang‘. Meine Generation sprach von ‚Faulpelzen‘. Und die heutige Generation hängt ab oder chillt.“ Noll bewies, dass sie trotz ihrer 87 Jahre nach wie vor am Zahn der Zeit lebt. Und so erzählte sie auch, dass sie beim Schreiben ihrer Romane auch gerne mal auf Google zugreift, um zum Beispiel reale Orte besser beschreiben zu können.

Jana Crämer: „Wir sind nicht auf der Welt, um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen“

Eindrücklich ist auch die Geschichte der Bloggerin und Autorin Jana Crämer. Die 39-Jährige spricht sowohl in ihrem Buch „Jana, 39, ungeküsst“, als auch auf ihren Social-Media-Kanälen über ihre nicht vorhandenen Erfahrungen beim Thema Beziehung und Sex. Im Kölner Treff erzählte sie immer wieder über Selbstzweifel und Selbsthass, die vor allem früher dafür gesorgt haben, dass sie kaum einen Menschen an sich heranlassen konnte. „Ab dem Moment, in dem mich jemand interessant fand, hab ich ihm jeglichen Geschmack aberkannt“, erzählt sie.

Crämer erzählte von ihrer Essstörung und brachte zur Veranschaulichung eine Hose mit, die ihr in Zeiten, in denen sie 180 Kilogramm auf die Waage brachte, passte. Mittlerweile habe sie die Krankheit besiegt und könne endlich wieder mit Genuss essen, erzählt sie. Und auch das Thema Beziehungen mache sie mittlerweile zumindest etwas neugierig: „Inzwischen kann ich sogar verstehen, wenn man mich mag“, sagte sie lächelnd. Und auch für alle Zuschauer und Zuschauerinnen hatte Crämer noch eine wichtige Botschaft: „Wir sind nicht auf der Welt, um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen.“

Tagesschausprecher Constantin Schreiber beim „Kölner Treff“.

Tagesschausprecher Constantin Schreiber beim „Kölner Treff“.

Tagesschausprecher Constantin Schreiber beichtete nicht nur, dass er manchmal vor dem Spiegel das Tagesschau-Lächeln übt, sondern auch, dass der Start des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 bei ihm erstmals in seiner journalistischen Karriere die emotionale Hülle aufgebrochen hat. Die Bilder von Geflüchteten, unter denen sich auch zahlreiche Kinder befanden, hätten ihn nicht so einfach kaltgelassen. Als Tagesschausprecher wird Schreiber tagtäglich mit den Nachrichten aus aller Welt konfrontiert. „Manchmal hilft da Eskapismus“, erzählt er. In seinem neuen Buch „Glück im Unglück: Wie ich trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleibe“ geht er genau auf diese Themen noch näher ein.

„Kölner Treff“: Magier Hans Klok kommt nach Düsseldorf

Magisch wurde es dann mit dem Illusionisten Hans Klok. Der Niederländer, bekannt für seine unverwechselbare blonde Haarpracht, beeindruckte das Publikum und die Gäste mit einigen kleinen Kartentricks. Anschließend erzählte er von seinen Shows in Las Vegas und den während der Pandemie damit verbundenen Einbußen. Las Vegas sei während der Corona-Hochzeit wie eine Geisterstadt gewesen. An Auftritte war nicht zu denken und anders als in Europa, bedeutete dies für Klok und sein Team auch: kein Geld.

Der niederländische Magier Hans Klok beim „Kölner Treff“.

Der niederländische Magier Hans Klok beim „Kölner Treff“.

Die schwere Zeit sei jedoch vorbei und schon bald stehen wieder Shows, unter anderem auch in Düsseldorf, auf dem Programm. Zum Schluss durfte dann auch eine größere Live-Demonstration nicht fehlen und der kurzfristig zum Assistenten degradierte Constantin Schreiber hatte plötzlich nur noch einen halben Arm.

Unterhaltsam wurde es auch im Gespräch mit Cordula Stratmann. Die in Düsseldorf geboren, aber mittlerweile in Köln lebende Comedian, erzählte von ihrem Auftritt bei der erfolgreichen Amazon-Prime-Serie „Last One Laughing“. In der von Michael „Bully“ Herbig moderierten Show treten verschiedene Comedians aus Deutschland an und dürfen sechs Stunden nicht lachen. Wer lacht, der fliegt raus. „Das ist eine außerkörperliche Erfahrung“, erzählte Stratmann und berichtete, dass Kurt Krömer und Hazel Brugger ihre ganz persönlichen Angstgegner in der Show waren.

KStA abonnieren