Die Kölner SPD fordert ein Sofortprogramm für den Erhalt der Kölner Lehrschwimmbäder.
SchwimmunterrichtÜber die Hälfte der Kölner Lehrschwimmbecken sind außer Betrieb

Viele Schülerinnen und Schüler lernen in der Grundschulzeit nicht mehr schwimmen.
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Von den Kölner Lehrschwimmbecken sind derzeit weniger als die Hälfte in Betrieb. Insgesamt fünf der neun Schwimmbecken können aktuell wegen Sanierungsbedarf nicht genutzt werden. Das antwortete die Verwaltung auf eine entsprechende Anfrage der SPD. Dabei sind mit dem Schwimmbad an der LVR-Anna-Freud-Schule am Militärring und dem Lehrschwimmbecken an der Rochusstraße in Bickendorf zwei Schwimmbecken auch dauerhaft stillgelegt. Das neue Lehrschwimmbecken, das anstelle des dauerhaft gesperrten Beckens an der Gemeinschaftsgrundschule Hohe Straße in Porz nun an der Berliner Straße errichtet wird, soll nach Angaben der Stadt frühestens 2028 fertig sein. Das alte Schwimmbecken musste aus statischen Gründen gesperrt werden.
„Die Antwort der Verwaltung zeigt einmal mehr, wie traurig und alarmierend die Lage ist“, kommentierte der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. Besonders erschütternd sei, „dass an einigen Standorten gar kein Lehrschwimmbecken mehr errichtet wird“. In der Folge dieser Krise hätten immer weniger Kinder die Möglichkeit, das sichere Schwimmen zu erlernen, obwohl dieses als Basiskompetenz für Sicherheit, Gesundheit und soziale Teilhabe unverzichtbar sei. Die SPD fordert ein Sofortprogramm für den Erhalt von Lehrschwimmbecken, damit jedes Kind in Köln die Chance habe, wohnortnah schwimmen zu lernen. Schon lange fordern die Sozialdemokraten bei den öffentlichen Schwimmbädern der Köln-Bäder mehr Wasserflächen, um die fehlenden Kapazitäten zu kompensieren.
Forsa-Umfrage: 20 Prozent der Grundschüler sind Nichtschwimmer
Die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, hatte sich im Zuge der Corona-Pandemie verdoppelt. Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2022 waren damals rund 20 Prozent der Grundschulkinder Nichtschwimmer. Kölner Schulleitungen an Grundschulen in sozial benachteiligten Stadtteilen berichten von einem Anteil von 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die nach dem vierten Schuljahr nicht schwimmen können. Hinzu kommt nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) durchschnittlich ein weiteres Viertel Grundschulkinder, die als unsichere Schwimmer einzustufen sind. Als sicherer Schwimmer gilt man laut DLRG nämlich nicht mit dem Seepferdchen, sondern erst ab dem Schwimmabzeichen Bronze. Inzwischen geht der Anteil der Nichtschwimmer nach Angaben der DLRG bundesweit durch zahlreiche Schwimmlernprogramme – wie etwa in Köln das Projekt „Sicher schwimmen“ – leicht zurück.
Laut der aktuellen DLRG-Statistik sind insbesondere Kinder aus einkommensschwächeren Familien Nichtschwimmer. Demnach können die Hälfte der Kinder aus Familien mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2500 Euro nicht schwimmen. Gerade für diese Kinder ist das Schulschwimmen wichtig. Die vom Schulministerium für Grundschulen vorgeschriebene Mindestzahl von einer Wochenstunde für die Dauer eines ganzen Schuljahres ist gerade für diese Kinder oft nicht ausreichend. Im Rahmen des Programms „Sicher schwimmen“ werden Grundschulen von Schwimmassistenzkräften unterstützt, um das Lernen in kleineren Gruppen zu ermöglichen. Außerdem gibt es an Kölner Grundschulen im sozialen Brennpunkt Schwimmförderkurse, für die die Schulen immer jeweils acht bis zehn Kinder für nachmittags anmelden können.
Kölner erteilt Schwimmunterricht lehrplangerecht
Sportdezernent Robert Voigtsberger hatte in der Vergangenheit im Schulausschuss betont, dass Köln große Anstrengungen unternehme, die Zahl der Nichtschwimmer zu reduzieren. Durch das Projekt „Sicher schwimmen“ werde der Schulschwimmunterricht an den Grundschulen zusätzlich durch qualifizierte Assistenten unterstützt. Das Programm sei in nahezu allen Grundschulen implementiert. Die Stadt Köln stellt dafür jährlich 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem finde der Schwimmunterricht in der Primarstufe durch die Kooperation mit den Köln-Bädern lehrplangerecht statt, obwohl nicht alle Lehrschwimmbäder genutzt werden könnten.