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U-Bahn-Stationen„Keine Menschlichkeit“ – Verein wirft Stadt Köln und KVB Verdrängung Obdachloser vor

Lesezeit 2 Minuten
Eine gemeinsame Kontrolle von Ordnungsamt und Polizei am Kölner Appellhofplatz

Eine gemeinsame Kontrolle von Ordnungsamt und Polizei am Kölner Appellhofplatz

Der Verein „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“ kritisiert die Pläne des Verkehrsunternehmens, Haltestellen nachts verschließen zu wollen.

Nachdem die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) angekündigt haben, restriktiver gegen ein nächtliches Lagern von Obdachlosen in den U-Bahn-Haltestellen vorgehen zu wollen, hat der Verein „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“ die Pläne scharf kritisiert. „Wir nennen das eine gezielte Verdrängung der Schwächsten und Wehrlosesten unserer Gesellschaft. Es fehlt dem Konzept jegliche Form von Menschlichkeit und Mitgefühl, aber auch Pragmatismus“, sagt der Vorstandsvorsitzende Malte Petrikat.

Testlauf an der Kölner Haltestelle Appellhofplatz geplant

Die KVB will in Zukunft in der Betriebspause zwischen 2 Uhr und 5 Uhr die Zugänge zu den U-Bahn-Stationen zu verschließen, so wie es zum Beispiel bei den Metrostationen in Paris üblich ist. Zu früheren Zeiten gab es auch in Köln schon einmal Rolltore, die den Zugang zu den Bahnsteigen verhinderte. Die KVB will dem Vernehmen nach an der Haltestelle Appellhofplatz einen Testlauf starten. Dort halten sich nachts Gruppen von 40 bis 50 Menschen auf.

Das Unternehmen will außerdem einen Shuttleservice zu Notschlafstellen und einen „Wärme-Raum“ in einem KVB-Bus einrichten, um das Kältebus-Angebot des Vereins „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“ zu ergänzen. „In Köln gibt es nicht genug Unterkünfte für Obdachlose“, sagt Malte Petrikat. Viele der vorhandenen Einrichtungen befänden sich in so einem schlechten Zustand, dass Menschen teilweise lieber im Schlafsack auf der Straße übernachten würden, als in einer Notschlafstelle.

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„Jeden Winter erleben wir, dass Menschen auf der Straße durch die Kälte sterben“, sagt Petrikat. Die Antwort der Stadt Köln und der KVB sei die Verdrängung von öffentlichen Plätzen, statt genügend Aufenthaltsmöglichkeiten und vor allem Wohnraum zu schaffen. „Das Problem soll wohl nicht gelöst, sondern nur außer Sichtweite geschafft werden“, sagt Petrikat. Obdachlosigkeit bekämpfe man nicht durch Verdrängung und eine vermeintliche Law-and-Order-Politik, sondern vor allem durch die Schaffung von Obdach.

Kölner Politik unterstützt den Vorstoß der KVB grundsätzlich

Die KVB hatte neben der nächtlichen Schließung von Haltestellen angekündigt, auch die Reinigungsintervalle erhöhen und mehr Sicherheitspersonal einsetzen zu wollen. Dafür benötigt das Unternehmen allerdings zusätzliches Geld aus der Stadtkasse, weil die zusätzlichen Ausgaben ansonsten zulasten des Fahrbetriebs gehen müsste, was die KVB ablehnt.

Eine breite Mehrheit aus Grünen, CDU, Volt, SPD und FDP befürwortet zumindest den Vorstoß der KVB grundsätzlich. Uneinigkeit herrscht aber dabei, ob und wie es dafür finanzielle Zuschüsse seitens der Stadt Köln geben soll. Die Ratsfraktionen wollen sich die Pläne der KVB, die mehrere Millionen Euro kosten sollen, nun genauer ansehen und überlegen, wie eine Finanzierung aussehen könnte.