Verkehr in KölnZahl der Autos so hoch wie nie zuvor – Unterschiede in Stadtbezirken

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Barbarossaplatz Köln Verkehr HEINEKAMP

Autos, Bahnen, Radfahrer und Fußgänger am Barbarossaplatz in Köln (Montage)

Köln – Allen Bemühungen für eine Verkehrswende zum Trotz, gibt es in Köln so viele zugelassene Autos wie nie zuvor. Fast eine halbe Million Pkw waren im vergangenen Jahr in der Stadt gemeldet, wie die Verwaltung nun den Ratsausschüssen mitteilt. Aber: Die Neuzulassungen sind 2020 geradezu eingebrochen. Es wurde fast ein Viertel weniger Autos neu angemeldet als 2019.

2020 haben die Kölner nach Angaben der Verwaltung insgesamt 41.576 Pkw neu angemeldet. Im Jahr davor waren es stolze 54.824: ein Rückgang um 24 Prozent. Mit sage und schreibe 48 Prozent weniger Neuzulassungen sank die Zahl bei den Benzinern besonders stark. Bei Diesel betriebenen Pkw gingen die Neuzulassungen kaum weniger massiv um 38 Prozent zurück. „In wieweit sich die Corona-Pandemie auf die gesunkenen Zulassungszahlen ausgewirkt hat, kann mit den vorliegenden Daten nicht ermittelt werden“, sagt die Verwaltung.

Inzwischen fünf Prozent Elektroautos

Dagegen stiegen die Zahlen von Elektro-, Hybrid- und Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen merklich an, wenngleich sie mit einem Anteil von weniger als fünf Prozent an allen Pkw immer noch eine untergeordnete Rolle spielen. Die Zahl der Hybrid-Fahrzeuge – Autos, mit einem Kraftstoffmotor und einem Elektroantrieb, der während der Fahrt Strom gewinnt – hat sich 2020 im Vergleich zum Vorjahr auf 14.386 nahezu verdoppelt. Dasselbe gilt für reine Stromer, von denen 2020 rund 3200 durch die Stadt surrten. Mit nun 5418 (2019: 1614) Autos stieg die Zahl der Plug-In-Hybride, die den Strom für ihren Elektromotor auch aus der Steckdose beziehen können, im Verhältnis besonders deutlich an. Von den rund 134.000 Dieselautos in Köln erfüllen inzwischen etwa die Hälfte die Schadstoffklasse Euro-Norm-6, davon 27.414 die strengen Vorgaben der Normen 6d und 6d-temp, sagt die Verwaltung.

Grafik verkehr

2020 waren in Köln 486.675 Pkw zugelassen. Das sind 0,4 Prozent mehr als 2019. Mehr als 400.000 davon werden privat genutzt. Pkw sind die mit weitem Abstand größte Gruppe der insgesamt 570.800 in der Stadt zugelassenen Fahrzeuge. Die Stadt verzeichnet neben den Pkw noch 39.835 Krafträder und 35.868 Lkw oder Omnibusse.

Hohe Autodichte in den Bezirke Porz und Chorweiler

Auf 1000 Einwohner kommen in Köln statistisch gesehen durchschnittlich 374 Privat-Pkw, sieben mehr als 2019. In den einzelnen Stadtbezirken gibt es bei diesem Wert teils erhebliche Unterschiede. Am meisten Autos pro 1000 Einwohnern gibt es in den eher ländlich geprägten, weitläufigen Stadtbezirken Porz (442) und Chorweiler (439). Hier stieg der Bestand um bis zu zehn Prozent. Die wenigsten Autos sind in der Innenstadt registriert (282 pro 1000 Einwohner, Tendenz gleichbleibend), die eng besiedelt ist, eine hohe Dichte an Versorgungsmöglichkeiten bietet und ein sehr gutes Angebot an Öffentlichen Verkehrsmitteln vorweist.

Und noch etwas haben die Statistiker der Stadtverwaltung ermittelt: Die Pkw werden immer leistungsstärker. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre stieg die durchschnittliche PS-Zahl von 115 um rund 17 Prozent auf 135. Und schneller fahren können sie ebenfalls. Im Schnitt können die Pkw eine Höchstgeschwindigkeit von 193 Kilometer pro Stunde erreichen. Vor zehn Jahren waren es noch nicht viel weniger rasante 185 Kilometer pro Stunden. Aber solche Geschwindigkeiten sind zumindest auf dem Kölner Autobahnring ohnehin utopisch.

Im Gegensatz zur Stadtverwaltung hat der ADAC bereits Erklärungsansätze dafür, warum die Zahl der Neuzulassungen 2020 bei den nach wie vor weit verbreiteten Benzinern und Dieseln derart stark sanken. „Im ersten Corona-Jahr haben viele Menschen ihr Geld zurückgehalten, auf Urlaub verzichtet und den Kauf eines Neuwagens erst einmal nach hinten verschoben.“, sagt Heinz-Gerd Lehmann, Automobilexperte des ADAC Nordrhein. Zudem seien während der Lockdowns im vorigen Jahr Autohäuser zeitweise geschlossen. „Und Produktionsschwierigkeiten bei den Herstellern haben schon 2020 zu langen Lieferzeiten von teils mehr als einem Jahr geführt. Das hat potenzielle Neuwagen-Käufer abgeschreckt“, erklärt Lehmann weiter. „Wer nicht unbedingt einen Neuwagen gebraucht hat, hat erst einmal abgewartet.“

ADAC: Beliebtheit von E-Autos wird weiter steigen

„Gleichzeitig kommen immer mehr Modelle mit Elektroantrieb auf den Markt. Die Batterie-Entwicklung macht Fortschritte, Ladezeiten werden in den kommenden Jahren kürzer und die Zahl der Ladesäulen steigt. Dazu gibt es hohe Fördersummen für den E-Auto-Kauf“, begründet Lehmann die – wenn auch leicht Zunahme bei neu zugelassenen Elektro- und Hybridautos. Der Experte ist darüber hinaus davon überzeugt, dass die Beliebtheit von Wagen ohne Verbrennungsmotoren in Zukunft weiter zunehmen wird. „Die noch bestehenden Vorbehalte gegenüber Elektroautos werden nach und nach abnehmen“, sagt er. Für herkömmliche Antriebe werde das Interesse schwinden, prognostiziert Lehmann: „Die Zeiten, in denen das nächste Auto automatisch ein Diesel oder Benziner wird, sind dann vorbei.“

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