Von SS-Schergen schwer verletzt

Die Zusatz-Tafel informiert über die Person Wilhelm Sollmann.
Copyright: Bernd Schöneck
Longerich – Wer war eigentlich Wilhelm Sollmann, der Namenspate einer der wichtigsten und meistbefahrenen Straßen von Longerich? Jetzt werden Passanten hierüber an der Ecke Wilhelm-Sollmann- / Herforder Straße informiert: Der 1881 geborene Journalist, Kölner Stadtverordnete und spätere Weimarer SPD-Reichstagsabgeordnete war kurzzeitig auch Innenminister unter Gustav Stresemann. Jedoch auch als Widerständler gegen die Nazis machte sich Sollmann einen Namen. Über all dies gibt das Zusatzschild unter dem Straßennamen nun Auskunft.
Es ist eine Schenkung von Heinrich Große-Sender: Das Longericher Bürgervereins-Mitglied, früherer Landtagsdirektor und langjähriger Honorarkonsul für die Mongolei, hat die Anbringung des Schildes finanziert. „Ich habe das vor einem Jahr in Angriff genommen“, erläutert er. Anstoß sei die Berichterstattung rund um den 100. Jahrestag des Weltkriegs-Endes 1918 gewesen. „Sollmann hat, zusammen mit Adenauer, nach dem Krieg dafür gesorgt, dass die Folgen in Köln glimpflich blieben.“
Der 1933 bei einem Überfall von SA- und SS-Schergen in dessen Haus schwer verletzte Politiker konnte später ins damals unabhängige Saarland und von dort nach Luxemburg fliehen; im Exil gab er eine oppositionelle Tageszeitung heraus. Er starb 1951 in den USA, erlebte – auf Adenauers Einladung – jedoch 1949 noch als Ehrengast die Konstituierung des ersten Bundestages mit. Niemand, den Große-Sender auf Sollmann ansprach, hätte aber den Namen zuordnen können, erläutert er. Daher nun das Schild zum Gedenken. Mit Horst Baumann, SPD-Fraktionschef in der Bezirksvertretung Nippes, und Parteifreund Ulrich Müller, Vorsitzender des Longericher SPD-Ortsvereins, präsentierte Große-Sender die frisch installierte Tafel. „Es ist allerdings schade, dass bei neuen Straßen nicht von vornherein ein Erklärschild mit installiert wird“, sagte er.

Das neue Schild präsentierten gemeinsam Ulrich Müller (v.l.), Heinrich Große-Sender und Horst Baumann.
Copyright: Bernd Schöneck
JEDER KANN EIN SCHILD STIFTEN
Grundsätzlich kann jeder Bürger ein Straßennamen-Zusatzschild stiften. Die Kosten schlagen mit rund 130 Euro zu Buche – 30 Euro für das Material, 100 für die Montage. Die Investition kann hierbei steuerlich abgesetzt werden. Genauere Auskünfte dazu erteilt das Amt für Liegenschaften, Vermessung und Kataster, Zentrales Namensarchiv, Willy-Brandt-Platz 2, in Deutz. (bes) www.stadt-koeln.de
Heinrich Große-Sender